Gestern veröffentlichte Myriade einen Text über einen Erzählband der afganisch-iranischen Schriftstellerin Aliyeh Ataei „Im Land der Vergessenen“ (hier). Der Text und der Versuch, ihn für mich einzuordnen, wühlten in mir. Heute nun stieg ich, Heides Anregung folgend (hier), wie jeden Sonntag hinab ins Archiv und ging ins Jahr 2015. Das erste, was ich unter dem Datum 19. Oktober fand, war ein Eintrag mit dem Titel: Afghanistan.
Genau zehn Jahre sind seither vergangen. Die Ereignisse, auf die ich mich damals bezog, lagen ihrerseits vierzehn Jahre zurück. Macht heute zusammen 24 Jahre. Was blieb sich gleich? Was hat sich in diesem Viertel Jahrhundert verändert? Wie resonnieren die Ereignissen heute in mir selbst?

Ich schrieb am 19.10.2015: Vierzehn Jahre ist es her, dass die USA ihren Luftangriff auf Afghanistan starteten. „Die Angriffe dauerten 44 Stunden und stellten damit die bis dahin längste Einzeloperation der amerikanischen Luftkräfte dar“ (Wikipedia, Krieg in Afghanistan seit 2001). Schock.
Die Bilder entstanden 2001 unter dem Eindruck dieser Luftangriffe.
Kreuze als Kampfflugzeuge, der Mond tief in die Landschaft zurückgezogen. Ein Sarkophag mit den Zeichen des Kreuzes und des Halbmonds.

Das Land selbst, verwüstet in jahrelangem Bürgerkrieg. Alte Spuren von verkohlten Behausungen, neue Blutspuren. Das war für mich Afghanistan. Das ist Afghanistan bis heute: ein vom Krieg verwüstetes, von inneren Zwisten zerrissenes, von äußeren Interventionen zertrümmertes Land.
So schrieb ich 2015, und heute?

Dieses große Bild (90×100 cm) steht heute, an die Wand gelehnt, in meinem Atelier, und ich fragte mich vorhin, ob es Platz in meiner neuen Ausstellung finden soll. Es ist gerahmt, aber das Glas ist verbrochen. Das gefällt mir, denn so ist das Material, aus dem es gemacht ist, direkter zu fühlen: Pigmente, Kleister, feine Einzellagen von Toilettenpapier auf Pappe.

Ich fühle, wenn ich es betrachte, die Qual und die Schönheit des Landes, seine gemarterte Haut.

Dem, was ich vor zehn Jahren schrieb, ist kaum etwas hinzuzusetzen:
Wann wird das Morden enden? Wann werden die wunderbaren Menschen Afghanistans, die Frauen, die Kinder, die Männer, in Frieden und Sicherheit, vielleicht sogar in Freiheit leben können?

Kreuz und Halbmond
In Afghanistan hat man zweifellos viel mitgemacht: die Russen, der Bürgerkrieg, die Mudschaheddin, die Amerikaner, die Taliban und noch dazu die „traditionellen“ Stammeskriege. Warum aber macht das die Afghanen und Afghaninnen zu besonders wunderbaren Menschen? Die derzeit regierenden Taliban sind schließlich auch Afghanen …
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ja, natürlich.
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Ja, wann hört das Morden endlich auf?
Wann hören die Taliban auf, Frauen wie Verbrecherinnen zu behandeln,
wann lassen sie ihnen ihren eigenen Willen
wann dürfen sie ihre Gedanken denken, ohne dafür gequält und ans Messer geliefert zu werden?
WANN?
Wann können die Menschen endlich friedlich zusammenleben???
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So geht es leider in all den islamischen Ländern, wo sich der Westen eingemischt hat, um laizistische „Autokraten“ zu stürzen. Im Irak, sol as ich heute, wird das Schutzalter für Mädchen von 18 auf 9 Jahre herabgesetzt. Nun können kleine Mädchen verheiratet werden. Saddam Hussein war sicher ein schrecklicher Herrscher, aber die Stellung der Frau war unvergleichlich besser. Dasselbe in Afghanistan, wo die SU einen laizistischen Präsidenten unterstützten, gegen den die USA und Pakistan die Mudchaheddin finanzierten (die dann zu den Taliban wurden). So begann der 40jährige Krieg dort. Oder nimm Libyen. Oder Syrien, wo Assad durch westliche Einmischung gestürzt wurde, nur damit dort islamistische Terroristen ans Ruder kamen. In Ägypten ging es haarscharf an einer Katastrophe vorbei, als nach freien Wahlen die Moslembrüder regierten. Die wurden per Militärputsch entmachtet, un jetzt regiert der Autokrat Al-Sissi, der die Moslembrüder in unterirdischen Gefängnissen hält. So ist das leider: lässt du die Bevölkerung wählen, kriegst du islamistische Regierungen. So war es auch in Gaza. Bei freien Wahlen kam die Hamas ans Ruder ….
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Das klingt alles mies und furchtbar, gerda.
Und wenn ich darüber nachdenke, wird.mir schlecht…
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