
Rede eines müden Kriegers
Kameraden, gegen wen, für wen und warum sollen wir weiterkämpfen? Sind wir am Ende die Idioten, die für einen Imperator in der Ferne bluten sollen? Schön und gut, die funkelnagelneue Ausstaffierung mit Schilden, aber die allein bringt ja noch nicht den Sieg. Nicht mal für die Verteidigung reicht es, wenn die Angriffswaffen fehlen. Außerdem, was bringen selbst die besten Waffen? Am Ende geht es immer um uns, die Kämpfer, um unsere Wut, unsere Disziplin, unsere kämpferische Energie.
Gebt es ruhig zu: wir sind müde. Wir wollen nach Haus, zu Weib und Kind. Wenn es das Haus noch gibt und Weib und Kind sich nicht verloren haben in den Weiten der Welt, während wir fernen Befehlen gehorchten.
Wir sind müde. Legen wir die Rüstung ab, sie beengt nur den Atem. Legen wir die Helme ins Gras, sie behindern nur das Denken. Die Schilde sind schwer, legen wir auch sie nieder, noch können wir es. Wieviele unserer Kameraden ruhen nun unter ihren Schilden und werden nicht mehr aufstehen.
Zu lange schon kämpfen wir zu Fuß und im Schlamm der Geschichte, während andere auf dem Hohen Ross sitzen und uns Befehle erteilen. Lasst uns heimgehen, Kameraden. Es reicht. Genug. Schluss. Oder wollt ihr einen weiteren Sommer in Sümpfen, geplagt von Mückenschwärmen, einen weiteren Winter in klirrender Kälte und Schneestürmen erleiden? Damit sich am Ende die Herren der Welt die Hände reichen und ihre Geschäfte abwickeln über unseren Gräbern?

Dies ist ein Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt Januar-Februar 2025, Bild 4 (Fotografie oben). Das Legebild machte ich in Erinnerung an den griechischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer, 1941-44.
Das hast du großartig beschrieben!
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danke, aber wem?
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Da hast du dich sehr in die Gefühle und Gedanken der Kämpfer hineinversetzt und sie großartig beschrieben!
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Danke Petra.
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Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin…
Ob diese Vorstellung jemals Wirklichkeit werden wird? Im Moment sieht es nicht so aus.
Sehr gut hast du die Kriegsmüdigkeit beschrieben, doch interessiert es die Kriegstreiber? Und wer sollte die Kriegsmüden einen und ins Handeln bringen? Grade wird die Wehrpflicht doch sehr gepriesen und den zukünftigen Schlachtopfern ans Herz gelegt. Wer will denn so feige sein und das Vaterland nicht verteidigen? Wenigstens auf gut bezahltem Job in der Rüstungsindustrie mit sicherer Zukunftsperspektive für die nächsten 10 bis 15 Jahre? Und überhaupt, Menschen gibt es doch eh viel zu viele. Kann man doch auf dem Schlachtfeld gewinnbringend verwerten…
Ein sehr schönes Legebild..
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Danke, Leela. Es ist grausam.
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Sehr gut und treffend beschrieben!
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Ein Text, der uns allen aus der Seele spricht, liebe Gerda ❣️
Sie halten ihre Köpfe und all ihre glieder hin und um was für einen Gewinn?
Die Herren auf den hohen Rossen
reiben sich die Hände und unten kommt nur das Elend an…
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Das Legebild ist grandios!
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Kriege sind Ausdruck von Politikversagen. Wer hat am Ende die Schuld?
„Nie wieder Krieg““ das war jedenfalls das Motto der meisten Deutschen und eigentlich auch heute noch.
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Glaub ich auch.
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Wow… das hast du wirklich ganz hervorragend geschrieben und geht entsprechend nachdenklich werdend zu Herzen!
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Danke dir, Hanne.
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Das gilt wohl für alle Soldaten in allen Kriegen der Welt und doch sind sie nie einfach heimgegangen, bis auf einige Deserteure, die womöglich noch in den letzten Minuten des Kriegs starben bzw getötet wurden. Ein trauriges Thema. Danke für den immer aktuellen Beitrag !
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Mag sein, Myrieade, dass es mehr oder weniger für alle Soldaten gilt. Doch selten ist es so offensichtlich wie gerade jetzt in der Ukraine.
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Die russischen und nordkoreanischen Soldaten auf der anderen Seite sterben sicher auch nicht gerne, haben aber keine andere Wahl.
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so wird es wohl sein. Mir tut das Herz weh wegen der Ukrainer, die in einen vermeidbaren Krieg getrieben wurden, durch den ihr Land und ihr Leben zerstört wurde.
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Ein Aggressionskrieg ist nur dann vermeidbar, wenn der Aggressor – in diesem Fall Putin – eine andere Strategie findet um sich an der absoluten Macht zu halten. Was kümmern ihn schon zigtausende Tote auf beiden Seiten.
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Eine Frage zum Verständnis: Hörst du dir grundsätzlich keine anderen Analysen der Kriegsursachen an (zBbJeffrey Sachs vor drei Tagen im Europaparlament), oder hörst du sie an, aber sie überzeugen dich nicht?
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(Danke für diesen Hinweis. Ich habe gerade hier eine übersetzte Niederschrift gefunden: https://weltwoche.ch/daily/professor-jeffrey-d-sachs-der-krieg-in-der-ukraine-ist-vorbei-der-verlierer-der-durch-verhandlungen-gerettet-werden-wird-ist-die-ukraine-der-zweite-verlierer-ist-europa/)
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Das ist eine Analyse der US-Politik der letzten Jahrzehnte. Es bestreitet ja niemand, dass das Ende der Sowjetunion schlecht gelaufen ist. Es bleibt die Tatsache, die auch Sachs anerkennt, dass es sich um eine Invasion, einen Aggressionskrieg handelt, den Putin betreibt, bei dem zivile Infrastruktur gnadenlos bombardiert wird. Was gibt es da zu diskutieren. Angesichts der heutigen Vorfälle bei Trumps „Friedensverhandlungen“ gibt es genug Aktuelles worüber man sich Sorgen machen muss.
Was meinst du mit „eine Frage zum Verständnis? “
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Mit „Frage zum Verständnis“ meinte ich: ich wollte mich vergewissern, ob wir uns auf dieselben Quellen beziehen, und wenn nicht, ob es helfen würde, weitere Quellen anzuführen.
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