Vor nunmehr fünf Jahren, zu Beginn des Februar 2020, machte ich eine Reihe sorgfältiger Kopien mit Kugelschreiber von Dürers Kupferstich „Hieronymus im Gehäus“.
Als erstes zeichnete ich den Kürbis. Das war am 1. Februar jenen Jahres.
Als nächstes nahm ich mir den Totenkopf vor.
Noch in derselben Nacht zeichnete ich den Löwen
und schließlich traute ich mich auch an den Heiligen selbst heran.
Dürer zeichnete natürlich nicht, wie ich, mit dem Kugelschreiber, sondern ziselierte mit bewundernswerter Sorgfalt und Geduld die Gestalten und Objekte in eine Kupferplatte. Die Linien füllten sich dann mit Druckerfarbe, von wo aus sie den Weg aufs Papier fanden.
Albrecht Dürer: Hieronymus im Gehäus, Abb. bei Wikipedia
Meine damalige Serie stand unter dem Motto: „Kopieren = Lernen“.
„In den früheren Malerwerkstätten gehörte das Kopieren zum Handwerk, zu den Lehrjahren dazu und ich kenne fast keinen großen Maler, der nicht kopiert hat, weil er in die Bilder eindringen wollte, um für sein eigenes Schaffen etwas zu lernen. Selbst Hockney übte sich noch darin. In seinem grandiosen Buch Geheimes Wissen (verlorene Techniken der Alten Meister wieder entdeckt) schreibt er ausführlich darüber.“ So schreibt Karin in ihrem Kommentar zu meinem gestrigen „Löwen des Hl. Hieronymus“.
Noch etwas anderes fiel mir beim Kopieren auf:
„Man spürt, wie wertvoll diese Dinge den damaligen Menschen waren, die mit großer Sorgfalt und handwerklichem Geschick hergestellt wurden und schwer zu erwerben waren. Die Dinge, die uns heute umgeben, haben nichts von der Gediegenheit der damaligen. Und so huscht unser eiliger Blick meist über die Dinge hin, ohne sich um ihre besonderen Eigenschaften zu kümmern.“
Das Zurückblättern im Archiv hat mich heute besonders gefreut. Denn vieles von dem, was mich damals beschäftigt hat, ist mir auch heute wichtig und wertvoll. Danke, Heide, dass du durch dein Projekt „Archivbild der Woche“ den passenden Rahmen für solche Rückbesinnung geschaffen hast.




An diese Zeichnungen erinnere ich mich noch gut.
Aber ich glaube nicht, dass man heutzutage nichts Gediegenes mehr in den Stuben findet. Finde diese Behauptung doch etwas undifferenziert.
Dir noch einen schönen Abend, genieße morgen früh die helle Küche.
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du hast recht, Ulli, danke für deinen Einwand! Ich wollte eigentlich nur einen vorherrschenden Trend benennen – den der allzu vielen schnell beschafften, schnell verschlissenen und weggeworfenen Dinge (Wegwerfgesellschaft). Aber es gibt selbstverständlich immer noch die Freude am handwerklich Perfekten, Soliden, Erinnerungsträchtigen.
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Das ist dir alles grandios gelungen! Ich erinnere mich auch daran.
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Danke dir, Petra.
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Ich erinnere mich auch noch gut, liebe Gerda. Wundervoll , Dürers Kupferstich!
Deine Kopien sind Dir famos gelungen.
Wegwerfartikel machen mir keine Freude. Mir sind die gediegeneren Dinge entschieden lieber!
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Ja,natürlich gibt es noch schöne gediegene Dinge, aber wir leben doch eher in einer Wegwerfzivilisation. Woes früher ein echtes Drama war, wenn ein schöner Becher zerbrach, verbrauchen die heute Berufstätigen täglich Plastikbecher.
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Ich benutze eigentlich nie Plastikbecher, aber ich weiß, wie Du es meinst. Ich sehe es ja auch, wenn ich in der Stadt bin.
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Ich mag Plastikbecher auch gar nicht, doch bekommt man unterwegs Getränke oft in solchen oder gar nicht.
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