Impulswerkstatt: Der Teufel (Mosaikstück)

 „Teufel“ ist ein Mosaikstück deiner Impulswerkstatt, liebe Myriade. Ihm habe ich schon mehrfach Artikel gewidmet –  vor allem im Zusammenhang mit den Tarot-Karten, die ich gestaltete. Und da es immer gut ist zu wissen, wie der Teufel aussieht, habe ich die damaligen Posts wieder hervorgekramt und füge sie hier zu einem aktualisierten Artikel zusammen.

Collage mit Dürers „Ritter. Tod und Teufel“

Der Herr der Fliegen – Inbegriff von Laster, Versuchung, Täuschung, Besessenheit und üblen Begierden – was hat er für eine Gestalt?

Seine geläufigste Erscheinungsweise ist wohl das Feuerteufelchen: Es schürt das Höllenfeuer, damit es die Sünder recht warm haben.

Sehr verbreitet ist auch die Meinung, er gleiche einem Ziegenbock. Aber das möchte ich energisch bestreiten. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Verhöhnung des großen Gottes Pan, der in Arkadien zu Hause war. Pan verkörperte die Natur selbst, denn Pan bedeutet „Alles“. Du kennst es vom „panta rhei“ des Heraklit, oder vom „pan metron ariston“ des Kleovoulos. In Panik verfiel, wer des Gottes Pan plötzlich gewahr wurde.

Hier siehst du ihn in einer schon römisch-griechisch verniedlichten Form zusammen mit Aphrodite und Eros. Ein Wolllüstling ist Pan ja vielleicht, aber ein Teufel?

Pan mit Eros und Aphrodite, Archäologisches Natioalmuseum Athen

Ich neige eher dazu, sein Aussehen aus seinem Namen abzuleiten. „Teufel“ ist eine Verballhornung des Wortes διαβολος/diavolos (siehe auch diabolisch). Wörtlich bedeutet diabolos der „Auseinanderwerfer“ und meint den Verleumder, der die Menschen durch Lügen und üble Nachrede gegeneinander aufbringt und entzweit. Ein Verleumder und Verpetzer ist er, ein Anstifter und Spalter, ein Brandstifter, der den Biedermann spielt. Sein größtes Vergnügen ist es, Menschen zu Feinden zu machen, und er lacht, wenn wir uns hassen.

Da gibt es nun viele Anwärter. Ich habe eine Figur gewählt, die durch ihren Hut mit Doppelspitze auf die übliche Teufelsfigur anspielt. Der Teufel hat zwei Hörner: zwei wie Zwist, Zwiespalt, Zweifel, zwielichtig, zwingen, zwicken und zwacken.

In meinem Spiel ist der Teufel in Rot und in Blau zu haben.

Oder meinetwegen auch in bunt. Er kommt in allen Einfärbungen vor. Hier sieht man ihn in Gemeinschaft mit dem traditionellen Feuerteufelchen.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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22 Responses to Impulswerkstatt: Der Teufel (Mosaikstück)

  1. Ich musste beim Lesen an Liputin in Dostojewskis Roman denken, seinerzeit in DE von Hans Helmut Dickow gespielt.
    Dickow hatte große Lust, zu entzweien und die Leute auf Irrwege zu führen. Besonders Prof. Stepan Trofimowitsch Werchowenskij setzte er zu, da dieser so vollkommen ungewappnet war – und auch keine Wehr wusste.
    Obwohl ich den Roman selbst nie lesen konnte, da ich mir die Personen nicht merken konnte, ist mir die Umsetzung in den Film noch sehr gegenwärtig.

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  2. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Wie der Teufel wohl aussieht, ist sicher eine interessante Frage. Ich habe ja den Verdacht, dass er für jeden Menschen anders aussieht und dass es Milliarden Ausführungen von ihm gibt, für den Fall, dass es ihn überhaupt gibt. Im Christentum ist er notwendig um die gut-böse Struktur aufrecht zu erhalten, in anderen Religionen gibt es ähnliche Wesen mit ähnlichen Funktionen. Die größere Figur in den beiden unteren Legebildern erinnert mich an Napoleon. Der war zwar sicherlich kein besonders positiver Charakter, aber gleich ein Teufel ? Obwohl für manche war er es wohl auch.

    Ich erinnere mich an deine Tarot-Karten, die mir vom künstlerischen Standpunkt aus sehr gefallen haben. Bei beiden hier gezeigten Teufelskarten gefällt mir auch der Hintergrund sehr gut. Schöne Arbeiten ! Vielen Dank für den wie immer gelungenen Beitrag !

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Lieben Dank, Myriade. Seine deutlichste erste religiöse Ausprägung hatte die Gut-Böse-Dichotomie wohl im alten Persertum (Zarathustra, Ende 2. Jahrtausend v.Chr.), mit Ahura Mazda (gut, hell, wachstumsfördernd) und Ahriman (böse, dunkel, zerstörerisch). Das hat sich dann in die anderen Religionen in der einen und anderen Weise hineinverwandelt.

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      • Ich hatte mich mit der Herkunft des Teufels auch mal befasst gehabt. Als kleiner Knirps wurde ich mit dem Teufelsglauben der katholischen Kirche traktiert, ausgerechnet von einem Pfarrer, der selbst das Böse war.

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  3. Wenn man Gott oder Teufel dingfest machen, auf eine Gestalt festlegen könnte, wäre die Welt einfach und ebenso einfach in gut und böse zu teilen. Es ist uns nicht gegeben…

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Da hast du recht, denn Gut und Böse sind fein untermischt und kaum auseinander zu halten. Außerdem ist es auch eine Frage des kulturell-moralischen Urteils und mithin recht beliebig.

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  4. Warum Du Dir nun gerade den Mosaikstein „Teufel“ ausgewählt hast, hast Du ja eigentlich selbst zu verantworten. Es besteht eigentlich besteht kein Grund, dazu auch nur ein Wort zu verlieren.

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  5. Eigentlich besteht kein Grund. Nur einer: Daß er als ein Mosaikstein angesehen wird. Der Teufel ist kein Mosaikstein der menschlichen …., ja was sage ich nun? der menschlichen Gesellschaft? …der menschlichen Ordnung? Machen wir ihn dingfest, dann räumen wir ihm hier einen Platz ein. Den hat er aber nur dann, wenn wir ihm den Platz geben.

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  6. Aber es wäre auch falsch, wenn wir übersehen, daß dem Antichristen hier schon seit Adam und Eva ein Platz eingeräumt wurde. Und in der heutigen Zeit hätte er fast seinen Triumph gefeiert.
    Aber der wurde ihm inzwischen entzogen. Die Machtgefüge dieser Welt wanken nicht nur sondern sind bereits im freien Fall.
    Freuen darüber sollte sich keiner.
    Es gibt einen anderen Weg: Aus dem neuen Wissen heraus am Neuaufbau mitzuhelfen. Das REICH aber ist „nicht von dieser Welt“.🙏✨🩵🌹🌿

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  7. Ja einer von vielen, denke ich mal. Und davon darf sich ja jeder einen auswählen. Aber nicht weiter schlimm. Ich habe es in mir verarbeiten können.

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  8. Wolltest Du kein Tarotspiel mit echten Papierkarten machen, liebe Gerda?

    Es wäre ein so wundervolles Tarot geworden…

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  9. mal wieder sind meine Kommis im spam gelandet …

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  10. Ja dann gab es keine Wahl.

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  11. Höchstens die Entscheidung, dies zu übersehen. Oder: Es zu überwinden. Und dazu müßte man einen ganz neuen Anlauf nehmen.

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  12. Avatar von Peter Klopp Peter Klopp sagt:

    Der Teufel lebt in uns. Täglich müssen wir uns mit seinen Versuchungen auseinandersetzen. In diesem Sinne ist er ein Teil unserer Wirklichkeit.

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