
Die Expedition des Smith-Ocean-Instituts war, glaubt man der Verlautbarung, die sie an alle Presseagenturen schickte, ein glänzender Erfolg. Man habe in den Meerestiefen vor Chile einen unbekannten Dreitausender vermessen und zwanzig neue Arten identifiziert.
Mein romantischer Kopf stellt sich vor, wie die Forscher plötzlich entdecken, dass das prächtige Wesen, das ihnen inmitten der blühenden Welt der Tiefsee entgegenschwimmt, ein blauer Promacheteuthis-Kalmar ist, den sie bisher nur als totes Tier kannten.
Nüchtern betrachtet, handelt es sich freilich nur um das Rendezvous eines Roboters mit dem Calmar, und um die Verarbeitung von Fotos, die aus der unergründlichen Tiefsee ihren Computern zugeschickt wurden.

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Dies ist ein Beitrag zum Dienstags-Drabble, angeboten und betreut von Heide vom Puzzleblume-Blog. In einem 100-Wort-Text waren einzubauen die Wörter Expedition – schicken – nüchtern. Der Text bezieht sich auf eine Meldung, die ich heute las.
Hier noch ein paar Tiefsee-Legebilder zum Anschauen und Vergnügen:
meine Schnipsel

Jürgen Küsters Schnipsel
Andrea Hemings Schnipsel

Leelas Schnipsel
Seien wir nicht so kritisch, man zeigt ja Auch seit jeh fotos von molekülen
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ich habe dazu weiter unten kommentiert.
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Aachja
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Dass es zu keiner Begegnung von Auge zu Auge oder mit Berührungen kommt, empfinde ich im Zusammenhang mit Entdeckungen inzwischen eher als positiv. Mir ist die Eigenart vieler Menschen, immer alle Lebewesen, die sich nicht ausreichend zur Wehr setzen, es anlocken, fangen, anfassen oder aufessen zu wollen schon lange recht zuwider. Kameraaufnahmen sind schon genug Eindringen in einen Lebensraum, den der Mensch letztendlich nicht wegen des blossen Entdeckenwollens von Unbekanntem erforscht, sondern aus Nützlichkeitsstreben. Dennoch ein anregendes Drabble und schöne Legebilder.
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danke Heide! Ich gebe dir vollkommen recht. Mir wäre es auch lieber, die Menschen würden nicht überall ihre Nase reinstecken. Ich wollte mit dem Drabble keine weiteren Expedition ins Unbetretene anregen, sondern nur darauf aufmerksam machen, dass unsere Kenntnis der Welt kaum noch durch direkte Begegnung errungen wird, sondern weitgehend virtuell, da technisch vermittelt, zu uns kommt. Das trifft nicht nur für mich als Leser, sondern ebenso auf die Wissenschaft selbst zu. Das meiste entzieht sich der direkten Erfahrung.
Wie anders aber ist es, zB einen lebendigen Kalmar zu entdecken, im Vergleich zu einem Lichtbild, das mir zwar viele Einzelheiten zeigt, nicht aber das Herzklopfen der unmittelbaren Begegnung mit dem Lebendigen erzeugt.
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Dein erstes Tiefseelegebild gefällt mir besonders gut.
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Meine Schwiegertochter ist gerade schwanger und wir können anhand von Ultraschallbildern das Wachstum des noch ungeborenen Kindes und seine Entwicklung mitverfolgen. Dennoch: Ein tolles Erlebnis!
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„Ach Kind, da schwimmen noch viele Fische im Wasser!“ „Aber Mutter, es ist ein Ungeheuer, ein Tintenfisch – es schreibt und malt!“
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