Dienstags-Drabble am Freitag: Zwei Künstlerinnen

Ich habe, wie ich anlässlich der Einladung zum vergangenen Dienstagsdrabble herausfand,  viel Material zu „Knoten“. Das eine und andere möchte ich nachtragen, auch wenn der Dienstag längst vorbei und die neue Einladung raus ist. Ein Drabble ist ein Text von genau 100 Wörtern. Drei vorgegebene Wörter – knoten, untereinander, Vorderteil – sind einzubauen.

In diesem Eintrag geht es um zwei Künstlerinnen, die ich im EMST (Museum für Zeitgenössische Kunst) anlässlich der dokumenta in Athen sah.

 

Cecilia Vicuña und Chryssa – zwei Künstlerinnen derselben Generation, die eine aus Chile, die andere aus Griechenland nach NY ausgewandert. Beide formen Schriftzeichen in Rot – eine weitere Ähnlichkeit, aber…

Die eine erzählt mit warmer verknoteter Wolle die uralte Geschichte vom Beginn des Lebens: vom Blut, vom mütterlichen Leib. Hier gibt es keinen Vorderteil, kein Hinten, nur ein Innen und Außen.

Die andere gestaltet geometrische Formen, Kreise, Winkel und Schriftzüge aus kaltem Material und kaltem Licht, und unterlegt sie mit einem geisterhaften Rot, das sich von den Gegenständen gelöst hat und ein unheimliches Eigendasein führt.

Kommunizieren sie trotz ihrer Verschiedenheit heimlich untereinander?

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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7 Responses to Dienstags-Drabble am Freitag: Zwei Künstlerinnen

  1. Sehr geheimnisvoll und ausdrucksstark.

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  2. Avatar von puzzleblume puzzleblume sagt:

    Knotenmotive scheinen für Menschen als Darstellungsmittel bedeutsam, sei es um Emotionen zu beschreiben oder nur zu zählen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir gerade auch die Verwandtschaft zwischen erzählen und zählen auf. Als Kind lernt man rechnen mit Gegenständen, die man ansehen und zu Mengen ordnen kann. Etwas Benanntes oder im Falle der Künstlerinnen vor Augen Geführtes in Gestalt des Knotenhaften ist für mich hier wie dort der kleinste gemeinsame Nenner, und darüber hinaus könnte man sicher viel weitergehen.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Danke, Heide. Die chilenische Künstlerin Cecilia Vicuña knüpft an die Knotenschrift der Inkas an, die nicht nur Lagerbestände mithilfe von kunstvollen geknoteten Fäden verschiedener Pflanzen und Farben verwalteten, sondern auch damit dichteten. Das gezeigte tiefrote Werk ist ein „quipoem“. Qui-Gedichte erinnern an die vorkolumbianischen quipu-a, die mit kunstvollen Knotenmustern geschrieben wurden. Dieses nennt sich Quipu Womb, also etwa Quipu Gebärmutter. Im internet findest du gute Beschreibungen und Abbildungen dazu, falls es dich interessiert.

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  3. Kunst, die Knoten einflicht… Beides begeistert und beides ist auf wundersame Weise miteinander verwandt…

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  4. Der Kommi ist im spam gelandet … glaub ich

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