mnemotecnicas – eine Ausstellung in der Brasilianischen Botschaft Athen

Die „Königin-Sofia-Allee“ ist einer der prächtigsten Boulevards Athens. Daher gibt es dort oder in den den Lykabettos hinaufkletternden Straßen eine große Zahl von Botschaften, Als ich an der brasilianischen vorbeikomme, sehe ich eine Abkündigung einer Ausstellung mit dem Titel mnemotecnicas. Warum nicht mal sehen, was die Brasilianer zu zeigen haben?

Ich schreite also in die wunderbar kühlen Vorhallen des riesigen Botschaftsgebäudes hinein. Ein Angestellter sitzt dort in einem Empfangskasten und gibt Auskunft. Nein, die Ausstellung sei nicht hier, sondern durch den Nebeneingang erreichbar. Also gehe ich wieder auf die Straße und ersteige die stattlichen Stufen zum Nebengebäude.

Auch dort sitzt in der prächtigen klimatisierten leeren Eingangshalle ein Angestellter in einem Empfangskasten, um mir zu versichern, dass ich an der falschen Adresse sei. Ich schreite also die Treppe wieder hinab und erneut die andere zur Botschaft hoch. Der dortige Angestellte erhebt sich seufzend, um mir den richtigen Weg zu zeigen.  Ja, ich kann ganz schön zäh sein, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe.

Dort in dem Nebenraum hängen einige winzige Bildchen an den Wänden. Die Künstlerin Nicole Kouts ist Brasilianerin mit griechischen Wurzeln und hat das Werk in sieben Jahren, zwischen Sao Paolo und Athen pendelnd, geschaffen. Die Ausstellung besteht aus einem Video, Collagen, Fotos, Stickereien.

Mnemotechniken – ein Kunstwort aus den griechischen Bestandteilen Mneme = Gedächtnis/Erinennerung und techne = Kunst – sind Merkhilfen wie Reime, Eselsbrücken, Schemata, Grafiken, aber auch höchst komplexe Systeme, mit deren Hilfe man sich große Datenmengen besser merken kann. (Willst du mehr wissen, der Wikipedia-Artikel dazu ist recht informativ.)

Mir gefallen die kleinen bescheidenen Arbeiten der Künstlerin mit den antiken Figürchen und den gestickten Labyrinthen. Sie bilden einen guten Kontrast zu dem pompösen Gebäude, in dem sie einen Platz gefunden hatten.

oder auch die witzigen „Kostümbilder“, wo sie die Götter und Helden ihrer Großeltern mit griechischen Buchstaben bekleidet hat.

Manche Bildchen stellen alte und neue Wahrnehmungsformen nebeneinander, und man kommt ins Grübeln, was die eine und die andere Frau wohl wahrnimmt von der Welt? Ist es dieselbe Welt?

Ein „Talisman“, der vor dem Vergessen schützt?

Und ja, natürlich: fotografieren! Die Mnemotechnik No 1, wenn alles andere nicht mehr hilft. Und so fotografiere auch ich die Fotografie, die jemand gemacht hat von einer Frau, die eine Skulptur fotografiert, wobei man das Foto, das die Frau macht, auf dem Screen des Handys ebenfalls erblickt. Ich fotografiere es, um meinerseits nicht zu vergessen, was ich gesehen und erlebt habe. Mnemotechniken wie ineinander geschachtelte russische Matrjoschka-Puppen.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Responses to mnemotecnicas – eine Ausstellung in der Brasilianischen Botschaft Athen

  1. Tolle Ausstellung zum Thema „Sich Erinnern“ – und sehr anschaulich von Dir berichtet! Danke Dir! 🧑‍🦳👍

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  2. Deine Worte zu Deinen Erlebnissen sind auch wie kleine Kostbarkeiten, Gerda 🙂

    Zäh sein und nicht mehr lockerlassen hilft sooo oft.

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  3. huch, weg isser… der Kommi

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