Ist es eine Lustbarkeit: wenn sich etwas wiederholt?
Wir sind heute von der Mani nach Athen gefahren – wie schon so oft in den letzten zwanzig Jahren. Die Fahrt durch die Landschaft der Peloponnes unter verhangenem Himmel war wie immer zauberhaft, und die letzte Strecke im Freitagabendverkehr der 6-Millionenstadt anstrengend. Wir fanden unsere Wohnung in Athen in gutem Zustand, die Blumen hatten unsere lange Abwesenheit nicht verübelt, und auch sonst war alles, wie es sollte. Wir trugen das Gepäck hoch, gossen die Blumen, aßen ein Sandwich, ruhten uns aus, schauten die Postsachen durch, schlossen unsere Computer an, kauften ein… Alles wie gehabt.
Da ich nicht fotografierte, schaute ich im Fotoarchiv nach, was denn im vergangenen Jahr um diese Zeit los war. Die Natur, so stellte ich fest, verhielt sich genauso wie in diesem Jahr: der Aprikosenbaum hat erste Blüten. die Mispeln sind reif, es gibt Fotos von Mohnblumen, Zistrosen und Bienen, von Zitronenbäumen, Callasblüten, Wolken, Geröll am Strand, von Katzen, die auf Fressen warten, von Gartenarbeiten…. Ja, all das gab es im vorigen Jahr und gab es in diesem Jahr wieder.
Der Feigenbaum ist in diesem Jahr weiter, und die Katzen, die letztes Jahr geboren wurden und überlebt haben, sind jetzt tüchtige Kater (beide kastriert), aber sonst sehe ich keine großen Veränderungen. Die Wiederkehr des Gleichen – ja, auch sie ist eine Lustbarkeit. Wiederholung ist, was wir in der Natur erleben und uns drüber freuen, und wo wir befürchten, es wäre einmal nicht mehr so. Das ist der Rhythmus, der unserem Leben Festigkeit gibt, auch wenn wir selbst uns verändern.
Natürlich war auch einiges anders. So gestaltete ich im vorigen April eifrig einige Szenenbilder des „Welttheaters“…
zeichnete mit Kugelschreiber und Ölkreide, aber nicht mit Kohle (hier ein Gartenstück mit Fotoüberblendung)
legte Bilder mit Schnipseln, die mir Susanne Haun schenkte (einen Eisbecher, bitte)
und vor allem war im vergangenen April Ostern. Das fällt in diesem Jahr auf den 5. Mai….
Bis dahin will ich zurück in der Mani sein und schauen, wie weit die Aprikosenblüte ist, ob die blaue und die weiße Iris blühen, was die Katzen machen. Und die beiden Hasen werden eben dort stehen wie im vorigen Jahr und mich daran erinnern, dass Ostern ist.
Jetzt aber freue ich mich auf eine Woche Athen.
sehr sehr angenehm, wenn sich langjährige Lustbarkeiten wiederholen…
und schön, davon zu erfahren!
Sonja
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Beim Bloggen möchte man immer Neues zeigen und berichten, dabei besteht das Leben vor allem aus Wiederholung. Und das ist auch nicht so übel.
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Ich würde sagen: reflektierte Wiederholung und damit auf einer höheren Stufe des Erlebens.
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Wiederholung des Gleichen, so erscheint es uns, und doch ist es jedesmal wieder ganz frisch und neu. Im Norden erlebt man das natürlich noch intensiver: Dies Neuwerden. Bei Euch ist es aber noch üppiger. Wunderschöne Fotos.
Das „Welttheater“ ….Hm, wie wird das weitergehen? Ich mag nicht daran denken, was da zu sehen wäre.
Aber manchmal gibt es ja auch noch eine Wende zum Guten. Und das hängt von den Spielern ab.
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Manchmal sind gerade Wiederholungen besonders wohltuend. Natürlich, das Neue ist gut für ganz vieles, aber für mich gehört das wiederholte Erleben auf jeden Fall zu den schönen Erlebnissen. Eine gute Woche in Athen.
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Ganz herzlichen Dank für die guten Athen-Wünsche! Ich glaube, beides ist nötig, die Mischung macht es. Die ist freilich bei den Menschen und Lebensaltern verschieden. Der eine braucht immer neuen Imput, um sich lebendig zu fühlen, der andere braucht die Wiederholung, um immer tiefer ins Sein einzusinken.
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Athen habe ich gut in Erinnerung, das weisst Du ja.
Es hat was, wenn man zwei Wohnstätten hat.
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Eine gute Zeit in Athen wünsche ich dir
und deinem Mann, liebe gerda
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Keine Klimaveränderungen in Athen, das wäre eine zu schöne Nachricht.
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Ich kann keine feststellen, jedenfalls nicht in dem mir bekannten zeitlichen Bezugsrahmen. Ob darüber hinaus, ist schwer zu sagen, denn die Stadt ist ja rasant gewachsen, mit einem gewaltigen Plus an Asphalt und Beton und einem Minus an bewaldeten Flächen. Grad vorhin betrachteten wir Bilder vom Fluss Ilissos, der die Stadt durchströmte, heute aber kanalisiert und total überbaut ist.
Das Mikroklimas hat sich in den letzten 100 Jahren stark geändert.
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