Der Fingerhut kullerte unters Sofa. Sie ließ sich jammernd auf ihre arthritischen Knie nieder, kroch hinterher, versuchte mit der Hand unter das Sofa zu langen, ging nicht. Sie stützte sich auf der Plüschlehne des Sofas ab, kam mühsam wieder auf die Füße, schob und ruckelte am Sofa herum, aber das verdammte Ding rührte sich nicht. „Verdammt und zugenäht“, fluchte sie leise vor sich hin. Zugenäht. Eben nicht! Sie wollte es, wollte das Leinensäckchen zunähen, in das sie die süßlich duftenden Blüten gefüllt hatte. Die sollten gut sein für den Schlaf, der in letzter Zeit nicht mehr kommen wollte, wie er sollte. Wo war jetzt eigentlich die Nadel hin? Nicht dass sie sich noch draufsetzte! Gottseidank, die war …
Da klingelte das Telefon. Das vom Festnetz. Das konnte nur Käthchen sein, die war die einzige, die diese Nummer noch anwählte. „Hallo Käthchen – Hallo Mama! – Wie geht’s dir denn so? – Ach weißt du, ich wollte mir grad so ein Säckchen nähen, das gegen Schlaflosigkeit helfen soll, natürlich nicht das Säckchen, sondern die Blüten darin, die hab ich mir extra vom Drogeriemarkt besorgt gestern, und da ist mir doch dieser verflixte Fingerhut runtergefallen und unters Sofa gerollt. – Mama, du wirst doch nicht etwas … Ich hab mich gleich hingekniet und hab ihn gesucht, und dann hab ich versucht, das Sofa zu verrücken, verrückt, sagst du? Nein, eben nicht, keine Spur, es rührt sich nicht vom Fleck. – Mama, ich bitte dich … – Keine Sorge, ich krieg ihn schon, den verflixten Kerl. Und wenn ich die ganze Bude auseinandernehmen muss. – Mama, überleg doch mal … – Mach ich doch. Vielleicht geht es mit dem Besen, oder mit dem Staubsauger? Aber dann ist er im Staubbeutel, und ich muss ihn da rausfischen. Wieso musste dein Vater auch diesen blödsinnig schweren Klotz anschaffen. – (Krach) – Mama?
300 Wörter
Dies ist eine abc-etüde mit den von Christiane gespendeten Wörtern Fingerhut – fluchen – süßlich. Genaueres über diese Art von Etüden, die dankenswerterweise seit ein paar Jahren von Christiane organisiert werden, findest du hier.
Haha, ich sehe die Szene vor mir, äußerst realistisch !
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Wenn ich die Tochter wäre, würde ich jetzt ins Auto springen, wenn möglich.
Ja, über das Altwerden. Unbeweglicher, bisschen starrsinnig, nicht akzeptieren wollen, dass etwas nicht mehr geht (es ging doch früher auch) …
Das sind die alten Damen, die mit Mitte achtzig noch auf Leitern (oder Stühle) klettern, um Gardinen abzunehmen oder Fenster zu putzen. Ohne Worte.
Danke dir für die Etüde!
Morgenkaffeegrüße 🌤️🌿🎶☕🍪
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Zu denen gehötr ich auch – nur dass ich keine Fenster putze oder Gardinen abhänge, aber der Kleiderschrank im Loft ist in den oberen Regalen nur mit Leiter zu erreichen – da muß !!!! ich auf die Leiter -:)), aber meine Knie funktionieren noch einwandfrei -:))
Das hat Cappucchio dazu kommentiert:
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Katzen sind da oft bisschen kryptisch 😉👍
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*lach*
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Er liebt neuerdings den Platz vor den Bildschirmen, heute Nacht hat er die Tastatur am Wickel gehabt bei Toni
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Wenn ich statt „Mama“ „Gerda“ einsetzte und statt „Käthchen“….., dann ist die Lage wohl etwas kompliziert. Das „Krach“ am Schluß macht besorgt.
Aber es ist ja nur eine Geschichte und sehr spannend geschrieben mit plötzlichem Schluß, die uns Leser/innen zum Weiterdenken der Situation anregen.
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Das Einsetzen des Autorennamens in einen fiktiven Text ist dummes Zeig, Gisela. Wozu hat man die Fantasie? Das Legebild zeigt eine hagere alte Frau, die dickköpfig und ziemlich schusselig ist, aber meine Sympathie hat.
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Dein Schnipsel-Bild wirkt interessant; aber ich kann die Verbindung zur Geschichte nicht so einfach herstellen.
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Ab wann genau ist alt?? Das Szenario kommt mir bekannt vor…Dazu passend fand ich gestern ein Büchlein: wO IST DENN MEINE bRILLE?, von Anne Biegel und Heleen Swildens, zwei altgewordenen Journalistinnen. Ich bin eher abwechselnd fit und alt, im Moment schaffe ich zwei Stunden am Holzspalter, der natürlich die meiste Arbeit tut, dank zweier alter Männer, die ihn in die Garage gestellt haben. Und dann bin ich stolz drauf. Denn es gab Jahre, wo ich weniger konnte. Das Landleben jedenfalls hält auf Trab. Ohne Brille allerdings nicht.
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ich glaube, man IST nie alt, aber man
WIRD alt, wenn man älter wird. 😊😎
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Deine *Erklärung*gefällt mir, Gerda 🙂
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Das trifft exakt meine alltägliche gefühlslage. Der unters sofa gerollte fingerhut steht ja exemplarisch für derlei erfahrungen. Was sich einst ganz leicht nebenher erledigen ließ, wird unüberwindbares hindernis. Das hast du überzeugend eingefangen.
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Danke vielmals. Und wer bist du?
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Ich hätte eigentlich erwartet, dass da noch eine Leiche im Sofa einbetoniert wäre …
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Nö, ich schreibe keine Horrorgeschichten.
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und dann das krachende Geräusch am Ende… Ich befürchtete sowas…
und dann passierte es schon.
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nun ja, es passiert. (Mir ist es zum Glück nicht passiert, da ich mich von Hausarbeiten gerne fernhalte).
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🙂
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