Transparenz/Diaphania (3) Epiphaniasfest

Das griechische Wort Diaphania ist dem lateinischen Transparenz vorzuziehen – meinte Elsbeth im Kommentar, und ich stimme ihr zu. Es bedeutet zwar dasselbe, doch gibt es im griechischen Wort darüberhinaus die Vorstellung, dass etwas Verborgenes, dem Auge nicht Sichtbares durch die feste Materie hindurchscheint bzw erscheint.

Epiphanie oder auch Theophanie wurde heute gefeiert. Und das bedeutet: das Göttliche oder der Gott erscheint auf der Erde. Es ist das erste christliche Fest überhaupt, von dem man weiß : seit dem 2. Jahrhundert n.Chr. ist es nachgewiesen. Ursprünglich bezieht es sich auf die Taufe Jesu, bei der der Heilige Geist „in Gestalt einer Taube“ erschien und Gott sich offenbarte: dies ist mein Sohn. Die christliche „Dreifaltigkeit“ hat hier ihren Ursprung. Nach gnostischer Überzeugung wurde der Mensch Jesus, der dreißig Jahre alt war, in diesem Moment Christus. – In den Westkirchen tritt die Taufe in den Hintergrund, denn man feiert vor allem die Ankunft der drei Könige (Weisen) aus dem Morgenland bzw den Beginn der Missionierung der Heiden …

Tatsächlich ist das Fest viel älter als das Christentum. Wie so oft haben die Christen vorhandene Feste genutzt und umgedeutet. Pate standen sehr verschiedene Vorstellungen, weshalb es auch so viel Unklarheit darüber gibt, was am 6. Januar eigentlich gefeiert wird. 

Ich habe mal versucht, die verschiedenen Stränge, die sich am heutigen Feiertag verknoten, transparent zu machen. Dafür habe ich eine frühere Zeichnung ausgeschnitten und ein Foto von heute damit überblendet.

Was also stand Pate bei dem Fest?

Germanische Einflüsse: Zwölf Tage nach dem 24.12. enden die Rau(h)nächte. Hochneujahr im Bayrischen.

Ägyptische Einflüsse: Wasserweihfest des Nils

Griechische Einflüsse: Theophanie – Gott erscheint den Menschen (uralte Vorstellung, betrifft alle Gottheiten)

Hellenistisch-ägyptische Einflüsse: Die Sonne wird aus einer Jungsfrau geboren

Römische Einflüsse: Der römische Kaiser (Caesar Divus, der Göttliche) erscheint.

Kalenderreform: Das Weihnachtsfest der Ostkirche (24. Dezember) findet nach dem Julianischen Kalender am 6. Januar statt.

Woher die Heiligen drei Könige aus dem Morgenland sich herleiten (außer natürlich aus der biblischen Geschichte), weiß ich nicht. Sie sind besonders populär im Spanischen, vermutlich gibt es eine Verbindung zu den Arabern.

Sicher gibt es noch mehr Stränge, die diesen Festtag geprägt haben. Die örtlichen Feste und Vorstellungen wurden von den christlichen überformt. Und so entstanden für jede Gegend charakteristische Sitten und Gebräuche. Bei uns steht der Sprung ins Wasser im Vordergrund, bei den Russen das Eisbaden, bei den Spaniern die berittenen Könige mit ihren Geschenken, im südlichen Deutschland und Österreich die Sternsinger…Na, das wisst ihr sicher besser als ich, wie der heutige Tag bei euch gefeiert wurde.

Für mich ist es das Meer, das ich heute gleich zweimal besuchte.

Einmal war ich gegen Mittag allein dort

und am Nachmittag mit Freundin noch einmal. Ich ging nur mit den Füßen rein, um die Gischt zu fotografieren…

die Freundin tauchte kurz unter, wie es sich an diesem Tag gehört.

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Responses to Transparenz/Diaphania (3) Epiphaniasfest

  1. Avatar von Mitzi Irsaj Mitzi Irsaj sagt:

    Eine schöne Zusammenfassung der Ursprünge des 06.01. Einige waren mir bekannt, aber die Geburt der Sonne aus einer Jungfrau zum Beispiel noch nicht.
    Deine Freundin ist mutig. Es sieht nach Sommer aus, aber ich vermute, das Wasser war noch recht eisig.

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  2. Das schäumende Meer und das Untertauchen darin ist wohl ein besonderes schönes Ereignis dieses vielseitig bedeutsamen Festes.

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  3. Daß die Christen sich der bestehenden Feste bedienten, war mir klar. Vieles davon ist mir bewußt, aber so klar und ausführlich habe ich es noch aufgeschrieben gesehen, liebe Gerda.
    Das Bild von der aufspritzenden Gischt ist toll und Deinen Finger im letzten Bild habe ich sehr bewundert 🙂

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  4. Danke für die Zusammenfassung und die Fotos!
    Für mich war gestern der Tag der Erscheinung, aber es kam niemand, außer der Unlust, die heute zum Glück verflogen ist.
    Liebe Grüße von Gerel

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  5. So hieß „Epiphanias“ bei uns, leider ist es zu lange her und ich weiß nicht mehr genau, warum eigentlich!

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