Deine Einladung zur Impulswerkstatt, liebe Myriade, enthält auch das Material „Glas“, und ich fühlte mich sogleich angesprochen. Denn Glas ist nicht nur im heilen bearbeiteten Zustand ein großartiges Mittel, um ein Außen und ein Innen zu trennen und doch nicht zu trennen, so wie hier das in die Ateliertür eingelassene Fenster …

… es ist nicht nur in rohem Zustand bemerkenswert, so dass ich in Jordanien eine Halde runterkletterte, um einen der hinuntergerollten grünen Glasklumpen einer Glasfabrik aufzusammeln und mit nach Hause zu tragen…

…es ist auch im zerbrochenen Zustand ein vorzügliches Mittel, um Kunstobjekte herzustellen.
Der griechische Künstler Costas Varotsos etwa hat sich auf große Skulpturen aus geschichtetem Glas spezialisiert. Am bekanntesten ist sein „Dromeas“ (Läufer, 1988, siehe hier)

Gläsern ist auch der düstere Spirit im „hortus conclusus“ des Byzantinischen Museums in Athen (mehr kann man hier lesen)

Ich selbst erfand für mich das „Glasscherbenspiel“. Ich sammelte geschwärzte zerkratzte Scherben auf, puzzelte mir auch die ursprüngliche Form der Scheibe zurecht…
und begann dann zu spielen. Eine große Zahl von Gestalten fand so eine vorübergehende gläserne Existenzweise. Ja, ja, sie sind alle – und noch viel mehr – aus dieser einen zersprungenen Glasscheibe entsprungen!
Für so manche fand sich dazu auch eine mitsprechende Umwelt.
Ein unendliches Spiel, zumal sich diese Scherben vor unterschiedlichen Hintergründen unterschiedlich einfärben, denn sie sind ja aus GLAS!
Ich brauchte diese fotografierten Scherben nur auszuschneiden und hatte das schönste Spielmaterial.




was für eine feine Sache, liebe Gerda, dein Glasscherbenspiel (und ich denke auch an Hesse 🙂 ).
liebe Grüße zum Morgen, vom Lu
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Die Assoziation zum Glasperlenspiel ist natürlich nicht zufällig 😉 . Mein Glasscherbenspiel ist eine Art Gegenentwurf zum elitären Sein des Magister Ludi und seiner Jünger, die das in früheren Zeiten Kreierte und Gedachte in immer neuen raffinierteren Wendungen kombinieren, ohne je etwas Neues zu schaffen. Dagegen steht das Spiel mit dem Weggeworfenen, Nutzlosen, als unerschöpfliche Quelle des Vergnügens.
Um es auf heutige Verhältnisse anzuwenden: Die offizielle Kultur ist heute weitgehend kunstvollste Reproduktion und museales Arrangement, das auf ein gebildetes konsumierendes abzielt – im Gegensatz zu Kindern der Armutszonen unserer Welt, die aus dem Müll der von uns befüllten Halden eine immer neue Zauberwelt schaffen.
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Das dachte ich mir schon, dass das alles nicht zufällig ist *lächel*
DANKESCHÖN für deine prächtigen Ausführungen, die ich sehr spannend finde! 😊
Liebe Grüße vom Lu
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Danke für die interessante Bemerkung, dass Glas ein Innen und ein Außen trennen kann ohne es wirklich zu trennen, sondern – füge ich hinzu – die beiden Bereiche durch spannende Spiegelungen verbindet..
Deine Legearbeiten sind schon wirklich eine tolle Sache und erzeugen eine unendliche Vielfalt an Bildern und damit auch an Geschichten. Ach ja und Dora stammte ja, wenn ich mich recht erinnere, auch aus der Legefamilie 😉
Ein Augenschmaus und eine Anregung für die Fantasie ist dieser Beitrag, herzlichen Dank Richtung Mani !
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Den hortus conclusus sah ich schon bei dir, den läufer im Original vor einem Museum 😀
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Ja, ich zeigte die gläserne Skulptur im hortus conclusus bereits einmal, wie das meiste, was ich hier jetzt erneut zeige. Der Varotsos steht vor der Nationalgalerie.
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So etwas lässt sich unendlich weitertreiben, was du ja auch tatest.😀
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