Bilder bewerten und ausrangieren: Bilder 158-185

Fast einen Monat bin ich nun schon dabei, diese Übersicht über den Inhalt meines Ateliers zu erstellen. Und als ich grad dachte, nun wären nur noch die – zugegebenermaßen sehr vielen – Zeichnungen in den Blöcken dran, bemerkte ich einen Stapel großformatiger Blätter, teils bemalt, teils Kohlezeichnungen. Ich hatte sie gleich anfangs, als ich die Leinwände fotografierte, beiseite gestellt.

Und so kehre ich noch mal zu den „Gemälden“ zurück, nur dass diese nicht auf Leinwand, sondern auf grauer Pappe gemalt sind, und zwar wie fast alles, was ich gemalt habe, mit Pigmenten, Kleister und Wasser. Eines ist auf Leinwand gemalt. Die Formate liegen um die 50x70cm. Manche sind größer, andere kleiner.

 

Ich habe die Bilder schon mal vorgeordnet: vorneweg 12 Figurenbilder, anschließend 6 „Landschaften„, davon vier abstrakt. Es folgen 6 Stilleben mit Blumen und Vasen, zwei Ansichten des Ateliers, das ich damals betrieb, ein Clownsbild und ein abstrakt Architektonisches.

Nun möchte ich ein wenig über die Bilder erzählen:

Figur im Raum. Von dieser Serie stellte ich zwei Bilder 1997 in Berlin aus (hier). Die besitze ich nicht mehr,

„Bewegung im Stillstand“ nannte ich sie für mich. Auch ein sitzender Mensch ist ja bewegt insofern, als er der Schwerkraft, der Zeit und seinen inneren Zuständen unterworfen ist – und das wollte ich darstellen.

Doppelportraits haben für mich eine besondere Faszination, da damit auch Beziehungen ausgedrückt werden können.

Leider habe ich nicht oft die Gelegenheit dazu gehabt. Notfalls nahm ich Zuflucht bei anderen Malern (Zeichnung nach Greco), bei Puppen (Clown und ostasiatische Puppe) oder auch bei der Fantasie (gelbes Bild). Diese Bilder zeigte ich schon früher.

Diese Seacsape (Seelandschaft) ist auf einem losen Stück Leinwand gemalt, die Linien sind mit Kohle drüber gezeichnet. Für mich ist es der Anblick des Meeres durch das gewirr der Zweige hindurch.

Das Stück Küste des folgenden Bildes (Pappe) ist so bewegt wie das Meer davor. Alles ist ja bewegt, wenn man es im Zeitraffer betrachtet. Dann sieht man, wie sich eine Küste im Laufe der Jahrmillionen aufbaut und im Laufe der Jahre von Wind und Wetter abgetragen wird, man sieht, wie sie sich mit Grün bedeckt und wie Felsen rissig werden und ins Meer stürzen. Der Olivenbaum klammert sich mühsam in dem kleinen Stück Fruchtland fest.

Ganz anders die Welt, die sich die Menschen erschaffen: sie ist asphaltiert, betonniert, begradigt, befestigt, begrenzend. Immerhin gibt es eine Küste mit Boot und eine bleiche Sonne, so dass das Menschlein nicht vollkommen verloren ist im Labyrinth der Stadt.

Stillleben sind bei mir sehr selten still. Der Apfel entrollt der Schüssel, die Flasche löst sich in den Spiegelungen auf, das rote Tuch verströmt seine Farbe.

Der Raum des Ateliers mit seinen Bilderstapeln, Rahmen, undefinierbaren Kanistern und Fliesen atmet, das Licht flackert und schwankt. Unruhe auch hier. 

Die dunkelhaarige Frau ruht in entspannter Haltung, die schlanken Beine übereinandergeschlagen, den Kopf in die Hand gestützt. Der Arm ruht auf einem Kissen. Das Stuhlbein scheint solide und verlässlich. Nur ihr Gesicht verrät, dass ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen können.

Und so ist es bei allen: auch die Stillleben strömen und zittern unter dem Licht und der niemals ruhenden Zeit. Dagegen steht nur der Eisenrahmen des Fensters…

oder die relative Stabilität eines hölzernen Regals.

Vergiss die Papiere in deinen Händern. Schließe die Augen. Versenke dich in dich selbst. Dort inder samtigen Schwärze herrschen Zeitlosigkeit und Ruhe, wenn du es zulässt. 

Na also, es gelingt. Ruhe kehrtins Innere ein.

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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7 Responses to Bilder bewerten und ausrangieren: Bilder 158-185

  1. Ich glaube, wie Du Deine Personen malst, Gerda, das kann man auch wahre Kunst nennen.

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  2. Der junge Mann auf Bild 1 wäre mein Favorit.

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  3. Avatar von PPawlo PPawlo sagt:

    Immer wieder sehr beeindruckend, kraftvoll, ganz persönliche, ästhetische Farbwahl!!! Icxh werde mir mal Zeit nehmen, diese Serie genauer zu betrachten. Es reizt mich sehr. Liebe Grüße, Petra

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