Im Sommer spielt sich das Leben weitgehend draußen ab. Räume betritt man selten – außer vielleicht den Supermarkt oder den Laden um die Ecke. Heute aber war ich in zwei Innenräumen mit sehr unterschiedlichem Ambiente. Das Raumgefühl will ich euch nun ein wenig nahebringen.
Der erste Ort liegt im 2. Stock einer Bank, wo wir eine neue Kreditkarte beantragen. Dafür werden mehrere Kilos Papier verbraucht, und wir müssen gefühlt hundertmal unterschreiben, sowohl auf den Papieren als auch elektronisch, nachdem wir unsere Identität durch etliche Dokumente bewiesen haben. Heilige Bürokratie! Die Sachbearbeiterin erledigt alles mit professioneller Freundlichkeit.
Die ganze Prozedur findet in einer Art Verschlag mit rundem Schreibtisch und Plexiglasschutz – ein Relikt der Covidzeit -, Elektronik und Telefon, Schreibtischstuhl und Besuchersesseln, sowie winzigen persönlichen Dekor-Stücken statt.
Von solchen Verschlägen gibt es auf der Etage etliche, von einander getrennt durch Sichtblenden, die die Illusion von Intimität oder jedenfalls Vertraulichkeit erzeugen sollen.
Der andere Raum, den wir anschließend besuchen, ist eine Taverne. Draußen sind alle Tische besetzt, und so setzen wir uns ins Innere.
Außen und Innen kommunizieren durch die geöffneten Türen und Fenster. Küche und Bedienung kommunizieren über eine offene Tür und die breite Theke. Der Raum ist recht dunkel, die Farben sind ockig-warm. Über der Theke sind Reproduktionen von Bildern des bekannten Malers Yannis Tsarouchis wie in einen Fries eingelassen.
Die Tische sind schwer, für größere Gruppen geeignet, denn so isst man hier am liebsten. Wir sind freilich nur zu zweit. Der erste Gang ist schon da: Kolokithokorfades – die Blüten der Zucchini, geschmort und angerichtet mit Kräutern, Tomatenmark und Käse. Bier vom Fass in großen Glaskrügen.
An der gegenüberliegenden Wand hängt ein breiter Spiegel, der wie ein zweiter Fries den Raum mit weiteren Personen zu dekorieren scheint.





Aktmodelle mit Kleidung.
Ich habe einem Modell letzthin angeboten, sich teilweise anzuziehen, es war kälter geworden. Das wollte sie nicht. Sie benutze einen Mantel als Einrahmung, damit gings.
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Gerda, Du hast das unterschiedliche Raumempfinden in Deinen Worten sehr schön beschrieben, untermalt von den Fotos. Daß Ihr beiden Euch in dem Plexiglas-Käfig und freundlichem Streß nicht wohlgefühlt habt, kann ich mir gut vorstellen. Erstaunlich, daß die Angestellten das aushalten, weil sie es ja müssen.
Wie anders atmet der zur Außenwelt offene Innenraum – trotz Dämmerung – Licht und Luft und menschliche Wärme aus!🌞🖐️❤️
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Herzlichen Dank, Gisela. Ja, ich habe auch immer Mitleid mit den Angestellten in solchen sterilen Milieus. Aber ich bezweifle, dass sie gern mit dem Kellner täuschen würde. In diesen Kabuffs zu arbeiten, ist im übrigen ein Privileg. Viel anstrengener ist es an der Kasse mit Warteschlangen.
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Wunderschön, Tavernen und Cafes…der Zauber entfaltet sich mit Wärme. Die Plexisglasabdeckungen sind übrigens an den meisten Kassen der Geschäfte geblieben. Als ich letzte Woche Katzenfutter einholte, war da plötzlich die Scheibe weg und ein direkter Kontakt ergab sich zum Kassierer: welch ein Unterschied! Ich hatte es ganz vergessen! Dafür haben andere Ketten bereits elektronische Zahlweise eingerichtet, wofür man dann gar keine Kassierer mehr brauchen wird. Ich sah dort noch niemanden bezahlen, es ist ja eine komplette Überwachung , sonst kann es ja nicht funktionieren. Science-fiction zieht ein.
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O ja, der direkte Kontakt mit dem Verkäufer/der Verkäuferin ist mir sehr wichtig. Diese Plexiglasverhaue finde ich furchtbar, aber sie existieren auch hier nochan den meisten Kassen, auch in den Winzläden, wo das Personal die ganze Zeit mit den Kunden schwätzt, aber fürs Abrechnen gehen sie hinter die Plexiglas-Barriere und du musst deine Einkäufe irgendwie daran vorbeibugsieren.
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