Tagebuch der Lustbarkeiten: Vom Loslassen (mit Apfellegebild)

Der Apfel ist schon recht alt.  Nach einem mir unbekannten Leben an einem Baum, in Kisten, Kühlhäusern, Lastwagen  und Supermärkten (wo noch?) ist er in meiner Obstschale gelandet. Sein Fleisch wird schon etwas mürbe sein, denke ich, aber neue Äpfel gibt es noch nicht. Und beginne, ihn abzuschälen.

Ehre das Alter, denke ich und lege die roten Stücke der Schale auf dem Esstisch aus, während ich mir die weißlichen Stücke in den Mund schiebe.

„Danke für die Ehre“, gibt das, was vom Apfel übrig ist – der Apfelgeist vielleicht? – zur Antwort. „Aber was soll ich mit meiner Schale anfangen, jetzt, wo du mich verspeist hast? Fort damit!“ Und mit einem erstaunlich jugendlichen Purzelbaum rückwärts schleudert er seine Reste von sich und löst sich auf.

Adieu, du Apfel! Hast mich genährt und belehrt. Deine Schale trage ich nun auf den Komposthaufen.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: Vom Loslassen (mit Apfellegebild)

  1. Manchmal, wenn ich denke, dass ich einen ungespritzten habe, trockne ich die Schale und mache später Apfelschalentee. Je nach Sorte leicht säuerlich angenehm…

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  2. Der Apfelgeist in Bild und Wort!😊

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