Was zuletzt geschah: Hawi hat das Märchen vom Zauberkrug, der alle Wünsche erfüllt, erzählt und seine eigene Geschichte hineingemischt. Am Ende ist er erschöpft und möchte schlafen – am liebsten wieder „bei den Schafen“. Der Hirt Fotis versteht diesen Wunsch und fügt einen Fluch für die Männer hinzu, die Hawis Zuhause zerstört und wohl auch die Mutter umgebracht haben.
Hawi
Jetzt bin ich müde, möchte sehr gern schlafen.
Darf ich mich wieder legen zu den Schafen?
Fotis
Du heißt Hawi? Ja, gern, mein Kind, geh schlafen
die Götter mögen jene Männer strafen!
Fotis
Komm, Hawi, mit mir raus und zu den Schafen
da kannst du sicher wunderbar gleich schlafen
Danai
Ich komm mit dir, dann bist du nicht allein
viel besser schläft es sich ja doch zu zwein.
Fotis (zum schwarzen Hund):
Komm, Philo, kannst dich nützlich machen
und heute Schaf und Schlaf bewachen.
Sie gehen hinaus, die Kulisse ändert sich: Ein Olivenhain mit friedlich grasenden Schafen erscheint
Hier ist es schön, hier mag ich gerne sein,
es macht auch nichts, wenn ihr mich lasst allein.
Danai:
Ich hoff, Hawi, du willst mich nicht vertreiben?
Ich möchte nämlich gern hier draußen bleiben.
Ich hörte viel und möcht es nun verdauen
und ganz entspannt mal in den Abend schauen.
Komm, hier sind Tücher, da kannst du drauf liegen
und deinen Kopf kann ich in meinem Schoße wiegen.
So ruhn wir aus von allen den Geschichten
damit die Seelenkräfte sich erneut aufrichten.
Domna und Clara kommen dazu
Domna:
Während der Abend leise verdämmernd verklingt
und die Amsel im Baume ein Abendliedchen uns singt,
wollen wir Ruhe nun finden und träumen ganz sacht
schon steigt aus den Tiefen der süße Atem der Nacht.
Komm Clara, du Liebe, und leg dich dazu
in Hawis Umarmung findest du Ruh.
Clara
Kann ich mich einfach da zu ihm hinlegen?
Du meinst, der Hawi hat gar nichts dagegen?
Domna
Bestimmt nicht, geh nur, er wird sich recht freuen.
du wirst ihm den letzten Kummer zerstreuen.
Clara legt sich zu Hawi. Es wird langsam dunkler.
Danai
Wie war doch das Lied, das die Frauen mir sangen
wenn Heimweh wir hatten und großes Verlangen
nach einem Zuhause und nach einem Bett?
Mir ist so als ob ichs vergessen fast hätt….
Nani nani nani nani
ruhig schläft mein Baby
Es schläft bis zum Morgen
Es wacht auf und wächst heran
Wie ein Schäfchen solls schlafen
wie eine Lerche erwachen
tretet leise auf, macht keinen Lärm
mein Kindchen schläft.*
Domna
Der du vom Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde,
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust.**
Über allen Gipfeln ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch***
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*griechisches Einschlafliedchen, von mir frei ins Deutsche übertragen. Das Original:
Νάνι νάνι, νάνι νάνι
ύπνον ήσυχο να κάνει.
Να κοιμάται να μερώνει,
να ξυπνά να μεγαλώνει·
να κοιμάται σαν τ‘ αρνάκι,
να ξυπνά σαν τ‘ αηδονάκι.
Μην πατάτε, μη βροντάτε·
το παιδάκι μου κοιμάται…
** Johann Wolfgang von Goethe: Wanderers Nachtlied, 1776
*** Johann Wolfgang von Goethe: Wanderers Nachtlied, 1780
Oh Gerda, tut das gut! Möge es auch Dich in sanften Schlaf wiegen und Du morgen fröhlich erwachen!💕
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Die Nacht war dann doch sehr schwierig / Vollmond eben.
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🌝🙏
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