Was zuletzt geschah: Domna hat Wilhelms Erzählung aufgegriffen und mit ihrer eigenen verknüpft. Fotis geht gemütlich darüber hinweg, er mag wohl keine Tragik und kann mit tiefsinnigen Gesprächen wenig anfangen.
So willst du gehn? Ach bleib doch noch zur Nacht!
Was willst du draußen jetzt in der Natur?
Weißt du nichts Spaßiges? Ich hätte gern gelacht.
Wie spät ist’s wohl? Ich habe keine Uhr.
Er fordert Abud auf, nun zu erzählen.
Wie ists mit dir, du schwarzer Mann
Ich finde, jetzt bist du mal dran,
Ganz sicher kommst du von weit her.
und weißt Geschichten, bitte sehr!
Abud:
Geschichten kenn ich viel, doch weiß ich nicht
was euch gefällt und was ihr hören wollt
Fotis
Fang einfach an, dies ist ja kein Gericht
wo gleich, wenns nicht gefällt, ein Kopf schon rollt.
Abud
Dann sag ich euch, was wir, in unserm Land
von Mund zu Mund uns immer weitersagten,
Wenn wir in Armut und ganz abgebrannt
an keine Zukunft mehr zu glauben wagten.
Mein Land war einst sehr groß und auch sehr reich.
Viel Gold und Elfenbein und köstliche Essenzen
die trugen Karawanen hin und her, und auch zugleich
die Kunst, den Ruhm, das Wissen über alle Grenzen.
Der größte Herrscher war ein Mann, der Mansa Musa hieß
ihm glich an Reichtum niemand bis auf heute.
Er zeigte es der ganzen Welt, als er sein Land verließ
und mit ihm seine Frau und viele tausend Leute
Mit Gold beladen waren die Kamele
und mit Brokat die Dienerschaft bekleidet
Damit es auch an Essen niemals fehle
auch tausend Rinder, unterwegs geweidet.
So zogen sie von Mali zu dem Nil
durch Steppen, Berge, Wüsten hin.
Sein Gold verschenkt er, wie es ihm gefiel,
denn Großmut war sein Wesen und sein Sinn.
Er zog nach Mekka, um den Hadsch zu machen
zu Allahs Ruhm, und kam auch richtig an.
Doch als zur Rückkehr endlich sie aufbrachen
da war er beinah schon ein armer Mann.
Er musste sich nun selber Gold ausleihen
in Kairo von den Händlern, die er einst beschenkt,
mit Zinsen jetzt, doch tat er es verzeihen
und war kein bisschen in dem Stolz gekränkt.
Tat heimwärts ziehn mit dem, was ihm verblieben
und neues Land dem Reiche einverleiben.
So ist sein Ruhm bis heute eingeschrieben
ins große Buch, das die Gelehrten schreiben.
Fotis
Ich hörte gerne die Geschichte
vom reichen Mann, den es nach Mekka zog.
Ich gebs gern zu, ich liebe so Berichte
und hoffe nur, dass er uns nicht belog.
Ich hab bisher noch nie von ihm gehört
wann war denn das und wo, in welchem Land?
Ich hoff, dass es die anderen nicht stört
wenn dumm ich frag, ist er euch denn bekannt?
Jenny
Ja frag nur, denn ich glaub, der Abud spinnt
und lügt uns grade frech was ins Gesicht.
Hawi:
Er lügt nicht, nein, den kennt doch jedes Kind!
den Mansa Musa, was, den kennst du nicht?
der war so reich, wie keiner je zuvor
Jenny
Nun redet schon ihr zwei im Chor!
doch überzeugt michs nicht, denn das ist klar
in Afrika ist ziemlich trüb das Leben
Wilhelm
Und doch, was Abud sagt, das ist schon wahr.
es hat den Mansa Musa wirklich mal gegeben.
Er war der Herrscher übers Malireich
das ging vom Ozean bis weit hinein
ins Zentrum Afrikas, und war ein Scheich
mit einem Haufen Gold und Edelstein.
Abud
Ein Scheich war er zwar nicht, denn er war noch nicht alt
doch sonst ist richtig, was der Wilhelm sagt.
Er war ein Mann von prächtiger Gestalt
und hat zum Hadsch nach Mekka sich gewagt.
Clara
War das denn weit? Ist er zu Fuß gelaufen?
und wenn er Hunger hat, kann er sich dann was kaufen?
Abud
Weit war es schon, er ist zu Pferd geritten
und brauchte dennoch viele Jahre.
Die Sklaven und die Tiere sind geschritten
Die Frauen aber trug man auf ner Bahre.
Jenny
Und wenn er so berühmt war, warum reden
die Menschen nicht von ihm, als nur ihr zwei?
Er müsste doch bekannt sein einem jeden
so ähnlich wie Karate Kid und der Karl May.
Abud
Bei uns kennt jeder ihn, und nicht nur grad wir beiden
er lebte wirklich so vor siebenhundert Jahren.
Das Malireich war groß und niemand musste leiden
in jener Zeit, es ging ihnen sehr gut, den Vorfahren.
Doch grad ihr Gold war schließlich ihr Verhängnis
denn auch die Weißen hörten es und wurden gierig
sie brachten unsre Leuten in Bedrängnis
seither war unser Leben nur noch schwierig.
Danai
Da hast du recht, Abud, in eurem Malireiche
lebt‘ es sich gut, auch konnt‘ man schon studieren.
Im Abendland war es noch nicht das Gleiche,
die Menschen waren arm und mussten frieren.
Dann drehte sich das Los, und dort wo eben
noch Wohlstand war, ertönte Kriegsgeschrei.
So geht es leider oft in diesem Leben.
Was wir gesammelt haben, schwindet eins zwei drei.
Nun seid ihr es, die übers Meer gekommen
weil ihr zu Hause nichts zu essen habt.
Nicht nur die Weißen habens euch genommen.
Ihr selber wart es, die den Anlass gabt.
Wie denn? fragst du. Nun, weil ihr keinen Frieden
im eignen Land zu halten wart bereit.
Wenn ihr die Streitsucht hättet streng vermieden
wärt ihr vor jedem Unglück wohl gefeit.
Nun seid ihr arm, und schlagt euch auf die Köpfe
doch davon werden auch nicht voll die Töpfe.
Domna (für sich)
Sonst ungestört die alten Eroberer.
Und schonst du auch des müßigen Hirten nicht,
Und haben endlich wohl genug den
Üppigen Schlummer gebüßt die Völker?
Wer hub es an? wer brachte den Fluch? von heut
Ists nicht und nicht von gestern, und die zuerst
Das Maß verloren, unsre Väter
Wußten es nicht, und es trieb ihr Geist sie.
Zu lang, zu lang schon treten die Sterblichen
Sich gern aufs Haupt, und zanken um Herrschaft sich,
Den Nachbar fürchtend, und es hat auf
Eigenem Boden der Mann nicht Segen.
Und unstät wehn und irren, dem Chaos gleich,
Dem gärenden Geschlechte die Wünsche noch
Umher und wild ist und verzagt und kalt von
Sorgen das Leben der Armen immer.
(Friedrich Hölderlin: Der Frieden, Strophen 6-9)
Der Herrscher Mansa Musa von Mali (Katalanischer Weltatlas, 1375)
So hat es ihn tatsächlich gegeben, den afrikanischen Herrscher Mansa Musa. Wer hätte von ihm je gehört, wenn Du ihn nicht aufgespürt hättest, Gerda, nach langem Suchen in den alten Schriften?
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Nein, Gisela, in alten Schriften brauchte ich nicht zu suchen. Das Internet reicht. 😉
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Gut. Auf einmal fühlte ich mit Erzähler/innen, nahm selbst eine Erzählform an.🌝
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🙂
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Sehr interessant, da muss ich auch noch mehr Frau Google fragen!
Das hat Mutti immer gesagt, wenn sie was wissen wollte, ansonsten hat sie auf das World Wide Web geschimpft!😁
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Ja schau mal. Es gibt viele große Artikel, auch schöne Abbildungen.
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