Was zuletzt geschah: Der Hirt lud die ganze Gesellschaft zum Essen in sein einfaches Haus ein. Alle äußern hocherfreut den Wunsch zu helfen und etwas beizutragen, um den Tisch zu decken. Hera erscheint und gibt ihren Segen.
Fotis
Raum ist, so sagt man, in der kleinsten Hütte*
am besten setzt euch auf die lange Bank.
So ist es recht, die Kinder in der Mitte
die mögen sich ja leiden, Gottseidank.
Ihr Frauen setzt euch mir zur Seite
da könnt ihr mir behilflich sein.
Bis ich das Omelett bereite
schenkt schon den Kindern mal was ein.
Die Milch ist warm, da schmeckt sie mir am besten
Ist Ziegenmilch, das Zicklein brauchts nicht mehr.
der Käse hier, am liebsten esse ich den festen,
ist von der Milch gemacht, der schmeckt mir sehr.
Der Kohlkopf hier, der ist aus meinem Garten
den kannst du, Frau, schon mal in Stücke schneiden
Tomaten, Gurken gibt’s, die sind von alten Arten
die neuen taugen nichts, die sollte man vermeiden.
Ich hab auch Wurst, die wird den Jungs gut schmecken,
Der Bauer macht sie mir, wenn er ein Schwein geschlachtet,
und Schmalz und Fett, da mag ich gern dran schlecken,
Auch ein Stück Speck hab ich noch nie verachtet.
So nehmt und esst, ich hoff, es tut euch munden,
und wenn ihr satt seid, sollt ihr mir erzählen.
Bin oft allein, und in den langen Stunden
tut mich die Einsamkeit schon manchmal quälen.
Clara:
Die Milch ist von ner Zickleinmutter?
Machst du daraus auch Zickleinbutter?
Fotis
Ganz recht, mein Kind, willst du probieren?
Du brauchst dich wirklich nicht genieren.
Clara
Und was kriegt’s Zicklein dann zu essen?
Kann es denn schon die Gräser fressen?
Fotis
Das Zicklein, Kind, braucht nichts zu fressen,
das hab ich selber aufgegessen.
Das Fleisch schmeckt gut, wenn es gebraten.
Versuchs einmal, möcht ich dir raten.
Clara
Ich mag die Milch nicht, guter Mann,
Weil ich ans Zicklein denke dran.
Das möcht die Milch, es möchte leben,
hat mir nicht gern die Milch gegeben.
Fotis
Gern starb es nicht, doch nun ists tot.
Drum trink die Milch, sie tut dir not.
Für dich ist jetzt die Milch notwendig.
Das Zicklein wird nicht mehr lebendig.
Clara
Ich mag die Milch nicht, tut mir leid.
Jenny
Dann her damit, bist nicht gescheit!
Abud:
Die Clara hat halt keinen Schneid!
Hawi
Ich nehm sie, wenn ihr fertig seid.
Fotis
Gemach, ich wünsche keinen Streit!
Mein Kind, versteh, ich bin ein Hirt
und habe Schafe und auch Ziegen,
Ich hüte sie, wenn eins verirrt,
dann renne ich, um es zu kriegen.
ich steig hinauf und steig hinunter
den Berg, die Schlucht und in das Tal
Die Tiere leben frisch und munter
bis ich sie treibe in den Kral.
Wenn eines krank ist, muss ich holen
den Doktor, der ihm helfen kann.
Pass ich nicht auf, wird eins gestohlen
es fehlt mir jetzt, was mach ich dann?
Ich helf den Müttern zu gebären
was manchmal ziemlich schwierig ist,
Und auch das Lamm muss ich ernähren
wenns schwächlich ist und gar nicht frisst.
So hab ich meine liebe Müh
mit meinen Tieren jeden Tag
und jede Nacht und in der Früh
und wieder bis zum Nachmittag.
Mein ganzes Leben geb ich hin
um sie zu hüten und zu schützen.
Ich frag mich manchmal, wer ich bin
und wozu all die Mühen nützen?
Clara
Aber das Zicklein, ist es schuld?
Hattest mit ihm ja viel Geduld,
Am Tage hast du es bewacht
und hast es dann doch totgemacht?
Fotis
Ja, Kind, denn auch ein Hirt muss leben
muss essen, trinken, braucht ein Haus.
Wirst du ihm denn zu essen geben?
Ich leb ja nicht in Saus und Braus.
Ich brauch nur wenig, etwas Butter
und Milch und Käse, manchmal Braten.
Das krieg ich von der Ziegenmutter,
wie es schon stets die Hirten taten.
Clara:
Ich weiß kein Rat, bin ja ein Kind,
mag nicht die Milch, wenn Zicklein sterben.
Weiß nicht, wie die Erwachsnen sind,
will es auch mit dir nicht verderben.
Ich ess vom Brot und vom Salat
das ist genug, da werd ich satt.
Die Milch kann gern die Jenny haben
und auch Hawi mag sich dran laben.
Fotis
Nun gut, mein Kind, ich mag nicht streiten
ob du im Recht bist oder nicht.
Die Frau wird dir Salat bereiten,
das ist dann wohl dein Leibgericht.
Ihr andern aber, lasst euch schmecken
das Ei, die Butter und die Wurst
Ich seh euch schon die Finger lecken,
die Ziegenmilch löscht jeden Durst.
Und wenn was bleibt, so gebts den Hunden
und auch die Katze wartet schon
Der Braten ist schon ganz verschwunden
Der Hütehund braucht auch sein Lohn.
Zum Abschluss gibt es Apfelsinen
und Äpfel, die ich aufgesammelt.
Die helfen mit den Vitaminen,
auch wenn sie etwas angegammelt.
Komm her, du Frau, und nimm ein Messer
und schneid die guten Stücke raus.
Die sind, so wett ich, sehr viel besser
als was ihr kriegt so im Kaufhaus.
Seit ihr nun satt? Dann möcht ich fragen
woher ihr kommt und wer ihr seid
Ich mag Geschichten und auch Sagen,
Erzählt sie mir, ich bin bereit.
*Friedrich Schiller, Der Parasit IV, 4. (Charlotte)
Raum ist in der kleinsten Hütte
für ein glücklich liebend Paar.



Und schon wieder gibt es eine Fortsetzung im spannenden „Welttheater“. Ein Bild des Friedens, ein labiler Friede, der vom Verhalten der Einzelnen abhängt.
Die Gegensätze und Probleme werden ausgesprochen, ausgetragen. Durch schmerzliche Erfahrungen bahnen sich Erkenntnisse und Entwicklungen an, die zu einem besseren Miteinander führen können.
Aber endgültige Ergebnisse wird es nicht geben. Spannend bleibt es, dies alles weiter begleitend mitzuerleben.
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Danke, Gisela. „Endgültige Ergebnisse“ kann es und darf es wohl niemals geben, denn unser Erdenleben ist eine Schule. Drei haben vielleicht eine Lektion gelernt, kommt ein Vierter dazu, fängts von vorn an….
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Du hast recht, Gerda: das Erdenleben ist eine Schule.
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