Welttheater: 4. Akt, 34. Szene: Abud rutscht ab.

Was zuletzt geschah:  Abud ist in Wilhelms Lager eingedrungen, um sich einen Gegenwert zu seinem Lohn zu holen. Dabei erhält er Besuch von Schurigel (Angstmacher), Diaphania (Transparenz) und Hera (Göttin, weibliche Kraft). Er wehrt alle drei ab und ist nun wieder allein.

Abud:

Ich brauch ein Ziel? sagt diese Dame.

Sie weiß wohl nicht, was Hunger ist.

Ich kann nicht warten, bis der Same

zur Pflanze wird, zumal die frisst

 

wer schneller ist, ob Mensch, ob Tier.

Das was ich brauche, jetzt und hier

ist ne Konserve mit was drin.

Wo hat der Wilhelm die nur hin?

 

Sie sind versteckt wohl in dem Bau

doch werd ich aus dem Plan nicht schlau.

Das Wellblech ist ja gut und schön,

doch soll ich ohne Nahrung gehn?

 

Ein bisschen wühlen kann nicht schaden.

Bestimmt gibts hier was in dem Laden.

Die Rutsche geht wohl in den Keller …

Hier oben ist es freilich heller.

 

Doch nützt das was? Er wird die Waren

bestimmt da unten aufbewahren.

Was hab ich zu verlieren?

Mir wird schon nix passieren.

 

Nur Mut, Abud! Wer wagt gewinnt.

Ich find schon, wo die Waren sind.

Dann geh ich schwer beladen weg.

mit Würstchen, Fischen, Bier und Speck.

Scheißdunkel ist’s, so schwarz wie Teer,

und die Regale scheinbar leer.

Am besten ich hau wieder ab

sonst wird dies hier am End mein Grab.

 

Auftritt Schurigel, der Angstmacher

Schurigel:

Ganz recht, mein Bürschchen, jetzt bist du gefangen

und wirst verhungern, eh man dich noch findet.

Und find man dich, dann wirst du aufgehangen.

Ich seh es schon, wie man den Abud bindet!

 

Bevor man dich erhängt, wird man dich schinden

Du solltest wissen, was man mit dir macht.

Jetzt hilft kein Schreien und kein Winden!

Ich sagt‘ es dir, doch du gabst keine Acht.

Auftritt DiaphaniaDiaphania:

Du hast mich belogen, als ich dich befragte

du sagtest zu mir, du willst nur ein Blech

als Lohn für den Dienst, den er dir versagte.

Du schlepptest den Wilhelm, doch der wurde frech.

 

Ich hatte ein Einsehn, der Mann war selbst schuld

Du hattest mit ihm nicht wenig Geduld.

Der Lohn stand  dir zu, denn du hast gegeben

und nimmst dir jetzt nur, was du nötig zum Leben.

 

So sprach ich dich frei, obgleich du den Mann

hilflos verließt, du erinnerst dich dran.

 

Doch dann besiegt dich die menschliche Gier.

Drum liegst du hilflos nun selber hier.

Du möchtest nicht geben, denkst an dich allein.

Wer wird dir jetzt helfen? Wer wird dich befrein?

Schurigel und Diaphania gehen ab.

Abud steht auf. Auftritt Hera

wird fortgesetzt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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3 Antworten zu Welttheater: 4. Akt, 34. Szene: Abud rutscht ab.

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Unglaublich, wie Deine Figuren zum Leben erwachen! Wie Abud da die Treppe in den dunklen Keller hinabsteigt und wie er dann dort unten liegt, – Gerda, kannst Du die Formen verbiegen? Kannst Du die Augen und die ganze Haltung verändern? Also, Du siehst, ich schaue und staune….😯

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Danke, Gerda, für Deine Erklärung. Diese Technik aber so zu beherrschen, daß sie menschlich und zur Kunst wird, ist erneut eine Kunst.☺️🖐️

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