Heute am späten Nachmittag machte ich mich auf zur Mergelwand, in die Mauerbienen ihre Behausungen gegraben haben. Ich war lange nicht dort und bin neugierig auf den Stand der Dinge.
Ich nehme den Weg, den der Olivenbauer in den Hang der Schlucht schlug und so die Mergelwand freilegte, die ansonsten stark überwachsen ist mit Grünzeug jeder Art, den hübschen Schräubchenblüten der Zyklamen, Sternblumen, roten Anemonen…. Das Wasser vom nächtlichen Regen steht noch als Pfütze auf dem Weg.
Mit bloßem Auge kann ich keine Bewohner in der Wand entdecken. Aber als ich mit dem Handy in die Löcher reinzoome, wird Leben sichtbar – vor allem in Gestalt von Baumaßnahmen, die mal gründlich, mal schlampig ausgeführt wurden.
Hier sieht man ein grob geschlossenes und ein offenes Auge.
Auge, ja, denn sobald ich das erste Gesicht identifiziert habe, ist die ganze Wand voll von allerlei geisterhaften Gesichtern. Ich muss mich echt anstrengen, sie nicht zu sehen.
Als ich dem Weg in die schattige grüne Wildnis der Schlucht folge, fühle ich, wie die Natur sich um mich schließt – fremd, und ein wenig bedrohlich. Wenn jetzt ein Wildschwein durchs Gestrüpp bricht? Dass es hier welche gibt, vermute ich, weil es ein ideales Gelände ist, ein wasserreicher Bach verbreitert sich hier zu einer morastigen Talsohle, am Boden verstreut sehe ich Eicheln und zwischen Felsen eine mächtige Wildschweinfalle. Ich könnte noch weiter gehen, der Weg führt aber an einem Krahl mit Schafen und Ziegen … und Hunden vorbei, das weiß ich von einem früheren Spaziergang, und so „ziehe ich meinen Schwanz ein“ und mache kehrt und atme auf, als ich die Schlucht verlasse und den glänzenden Spiegel des Meeres erblicke, über dem sich mächtige Wolken türmen.
Die Gesichter kann man wirklich nicht übersehen 🙂
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Eine erdige Behausung!
Bei uns gibt es Hohlwege mit auch solchen winzigen Wohnungen diverser Tiere, man braucht keine Insektenhotels…
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„Hohlweg“ – schönes Wort, kam mir nicht in den Sinn.
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Der Spiegel des glänzenden Meeres mit den sich türmenden Wolken darüber ist ja – nach dem Erlebten – einfach nur „himmlisch“!
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