Was zuletzt geschah:
Wo stecken unsere Helden? Abud ist allein unterwegs zu Wilhelms Lager … Domna, Trud und Clara bei den Schafen …. Danai und Hawi beim Beerensammeln … Jenny mit Wilhelm auf Kairos unterwegs, wir wissen nicht, wohin. Wir wenden uns Danai und Hawi zu, die entdeckt haben, dass sie aus derselben Ecke Afrikas stammen.
Danai
Da lebt ich auch, bevor ich floh
Dieselbe Heimat! Das macht froh!
bet’ami tedesichalehu …
Hawi:
Bei uns heißts Baay’een gammada
so sagte es die Frau Mama.
Nun wollen sie zu Danais Höhle gehen.
Danai
Schau, Hawi, jetzt sind wir gleich da
Die Bäume kenn ich einen jeden
Sie trösten mich, wenn lang ich niemand sah.
Mit ihnen kann ich über alles reden.
Und gleich dahinten ist dann auch die Höhle
die mich so manche Nacht geschützt
Sie ist ein Balsam für die arme Seele
wenns draußen donnert, regnet, blitzt.
Hawi
Ist sie denn leer, die Höhle, wo du wohnst?
Die Mama sagt, dadrinnen wohnt ein Drachen
wenn du ihn tötest, wirst du gut belohnst
doch soll ich niemals solche Sachen machen.
Danai
Nen Drachen hab ich drinnen nie gesehen
nur manchmal kommt der Hirt mit seiner Herde
wenn draußen allzu stark die Winde wehen
und wenn von Regen ganz durchnässt die Erde.
Hawi
Und hat er dann auch Hunde mit dabei?
Die Hunde sind gefährlich, denn sie beißen.
Man soll sie niemals lassen frei
und auch nicht schlafen, wo sie scheißen.
Danai
Ich will dein Mütterlein nicht schelten
Vorsicht ist gut in allen Fällen.
doch nicht für alle Hunde gelten
dieselben Regeln, auch wenn alle bellen.
Die wilden Hunde mögen Schafe reißen,
das ist so angelegt in der Natur
sie mögen kämpfen und einander beißen
doch gilt das in der freien Wildnis nur.
Sobald du ihnen einen Dienst zuweist
und ihnen sagst: behüte mir die Herde
so tun sies willig und sind dienstbereit
und zeigen dirs mit fröhlicher Gebährde.
Gefährlich sind sie, wenn sie in der Meute
zusammen jagen, grad wie Menschenhorden
grad so wie jene wüsten Leute
die umzu brennen und zu morden
des Nachts in eure Hütten kamen.
Wenn du den einen kennst, als ihr noch Kinder,
und rufst ihn an bei seinem Namen
und sagst zu ihm, komm, hüte meine Rinder
dann wird ers tun, und wenn die andern wüten
wird er sie schützen und mit Todesmut
wie jene Hunde, die die Schafe hüten
sich stellen gegen Ihresgleichen Wut.
Siehst du dort hinten jenen schwarzen Hund
der vor der Höhle Wache schiebt?
Der könnte Schafe würgen runter in den Schlund
doch tut ers nicht, weil er sie liebt.
Uns könnt er beißen, nur um sie zu schützen,
und wärn wir Diebe, wollten Schafe klauen
so würde unser Mut uns wenig nützen.
Doch still steht er, er hat zu uns Vertrauen.
Danai (zum Hund gewandt)
Nicht wahr, mein Freund, du lässt uns in die Höhle?
Wir sind ja müde und der Weg war weit.
Du machst uns Platz, auch wenn ichs nicht befehle?
So ist es recht, ich seh, du bist gescheit.
(zu Hawi)
So komm, er lässt uns zu den Schafen
die in der Höhle diese Nacht verbringen,
Bei ihnen wird es herrlich sein zu schlafen.
Und dir werd ich ein kleines Schlaflied singen.
bet’ami k’onijo begi yalewi manewi?
werik’amawi ch’erek’a ālati
kezafochachini besitejeriba yalewi
izīya besemayi wisit’i yinorali .*
Du verstehst das Liedchen nicht?
amharisch sang ich das Gedicht.
Deine Mama sängs auf Oromo
Dann geht das Liedchen eben so:
Hoolota bareedduu eenyutu qaba?
Ji’i warqee isaan qaba
Kan muka keenya duuba jiru
achi samii keessa jiraata.*
Sobald wir in der Höhle sind,
und du liegst in dem Nest
und bist mein liebes gutes Kind
dann sing ich dir den Rest.
____
*Googles Übersetzung in Amharisch und Oromo der ersten Strophe von Hoffmann von Fallerslebens Gedicht „Wer hat die schönsten Schäfchen“. Das ganze Gedicht lautet im Original:
Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.
Er kommt am späten Abend,
Wenn alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis’ und still.
Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.
Sie thun sich nichts zu leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen,
So darfst du niemals schrei’n,
Mußt freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein.
Großartig Gerda! Das muß ich auch ein paarmal teilen. Ich hoffe, Du läßt es zu, wenn ich Dir freundlich zurede?☺️♥️
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Na meinetwegen, ich finde es freilich sinnlos, einzelne Episoden zu teilen. Überhaupt mag ich das Teilen nur in begründeten Ausnahmefällen.
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Ja ausnahmsweise.☺️
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Wie Du uns die vielen, ganz verschiedenen afrikanischen Dialekte nahebringst, schlièßt uns ja eine ganze bisher unbekannte Welt auf.
Diejenigen, die das Land eroberten, machten sich diese Mühe nicht. Wie soll man einander auf diese Art verstehen können?
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Dies sind zwei Sprachen (nicht Dialekte), die beide in Äthiopien von vielen Millionen Menschen gesprochen werden. Leider sind wir ja vollkommen unwissend,was afrikanische Sprachen anbelangt. Oft können sich die Menschen eines Landes verschiedener Stämme und Sprachen nur durch die Kolonialsprachen Englisch oder Französisch verständigen. Das ist natürlich nicht wünschenswert, denn es wertet die eigenen Sprachen ab. Inzwischen gibt es aber schon viele Dichter, ihre afrikanische Sprachen benutzen, selbst wenn dadurch die Reichweite eingeschränkt ist.
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Danke, Gerda.☺️
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