Noch ist dein Himmel blau, die Felsen wild,
Schön sind die Täler und so grün die Auen,
Und Honig träuft in des Hymettos Gauen;
Noch sieht man Bienen duftge Zellen bauen,
die freigebornen Wandrer dieser Höhn…
So schrieb der Griechenland-begeisterte Romantiker Lord Byron, den ich vorhin schon einmal erwähnte. (aus „Childe Harold’s Pilgrimage„, deutsch von Adolf Böttger. Quelle Wikipedia). Lord Byron starb am 19.4.1824 im belagerten Messolonghi).
Photo: Welt.de
Im Prinzip stimmen seine Zeilen auch noch heute. Zwar kriechen am 1.200 m hohen Gebirgszug heute die Siedlungen hoch und höher, und der Gipfel ist mit Antennen jeder Art zugestellt, aber dazwischen ist ein sehr schönes weitläufiges Waldgebiet erhalten geblieben. Darinnen versteckt liegen ein paar winzige Klöster.
An einem war ich heute mit einer Freundin verabredet, um die vorösterlichen „Anrufungen“ (Chairetismoi) zu hören. Das ist eine besonders schöne, der „Gottesgebärerin Maria“ gewidmete Liturgie, auch Akathistos-Hymnos genannt, weil sich die Gläubigen nicht setzten, als er 626 zum ersten Mal erklang. Er dauerte so lange, bis die Konstantinopel belagernden Avaren abzogen. Auch später bewährte sich der Hymnus in Notzeiten und wird daher hoch geschätzt. Mich erinnert er mit seinen rhythmischen Anrufungen stark an die Hymnen, mit denen im Altertum die Götter und Göttinnen wegen ihrer je besonderen Eigenschaften gerühmt und um Schutz und Hilfe angefleht wurden. Das gilt besonders für die sogenannten Homerischen und die Orphischen Hymnen, die überliefert sind.
Als ich nach recht abenteuerlicher Fahrt am Kloster ankomme, ist die Liturgie vorbei. Ein Irrtum der Freundin. So kann ich nur einen schnellen Blick in das durch wenige Kerzen erhellte Innere der Kirche tun. Fotografieren verboten.
Als sich hinter uns das Tor schließt, igelt sich das Kloster wieder ein und versinkt in seiner 1000 jährigen Ruhe.
Draußen verdämmert der Tag.
Wenn du genau hinschaust und ein bisschen heranzoomst, siehst du das Häusermeer von Athen, in dem die ersten Lichter aufflammen. Gegenüber blaut das Parnitha-Gebirge.
Hochragende Zypressen und gewaltige Mauern, aber auch NATO-Stacheldrahtrollen schützen die Ruhe des uralten Klosters.
Morgen früh um sechs beginnt die nächste Liturgie …. Nein, ich werde nicht dabei sein. Schade eigentlich. Aber der Morgenschlaf ist mir heilig.
Was sind das für traumhaft schöne Fotos, Gerda! Die Worte lese ich noch in Ruhe.
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Diese Ruhe danach war ja noch erfüllt von dem Gesang und spiegelt sich in der Natur und in Deiner Sprache, Gerda.
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Verzauberndst!
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Herzlichen Dank! Ja, es ist ein zauberhafter Ort.
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