Was zuletzt geschah: Die Gesellschaft ist in Wilhelms Lager-Bunker gelandet. Jenny reagiert als einzige unbefangen. Die anderen fühlen, dass Wilhelms Prepper-Verhalten einer tiefsitzenden Angst geschuldet ist. Er hat kein Vertrauen ins Geben-Nehmen und muss daher sammeln, sich einigeln und ums Überleben kämpfen.
Danai ergreift die Initiative, den Raum gemütlicher zu machen.
Danai (zu Clara)
Komm wir räumen hier mal um
Wirst schon sehen wie warum.
Schau, hier ist ne schöne Ecke
in die legen wir ne Decke
und darauf ein feines Tuch
wie es ziemet bei Besuch.
Rundherum ist Platz für Kissen,
macht nichts, wenn sie leicht verschlissen,
wichtig ist, dass sie bequem
und zum Sitzen angenehm.
So sieht es gemütlich aus
fast schon wie bei mir zu Haus.
Jenny, Trud und Domna kommen herein
Trud
Darf ich mich hier zu euch setzen
und an einem Mahl ergetzen?
Denn das Fragen macht nicht satt
macht mich müde nur und matt,
macht mir Löcher in den Magen.
Doch ich will mich nicht beklagen.
Domna
Ihr lieben Frauen setzt euch nieder
und setz auch du dich, liebes Kind.
Wie schön, dass wir auch heute wieder
so friedlich hier zusammen sind.
In unsrer Runde sei willkommen
auch Wilhelm, der in seinen Raum
uns einlud, wie es ziemt dem Frommen,
auch wenn den Gast er kennt noch kaum.
Die Götter habens so befohlen:
dem Fremdling öffne deine Tür
dass er sich von der Fahrt erholen
und essen kann, er dankt dafür.
Es freut der Hausherr sich der Gäste
denn statt zu essen ganz allein
wird ihm das Mahl nunmehr zum Feste
mit Reden und mit gutem Wein.
Jenny:
Schick siehts aus, wie Tischlein-deck-dich
Ach, mein Magen knurrt schon schrecklich.
Zu essen kann ich nichts erblicken
Kann mal wer nach Wilhelm schicken?
Dass er bringt, was er versprochen.
Hab schon Omelett gerochen.
Da bist du ja, die Hände leer.
Bringst du denn nichts zu essen her?
Wilhelm (traurig, wütend)
Die Dosen sind weg!
Kein Wurst und kein Speck,
All meine Vorräte
all meine Geräte
gestohlen und geraubt
Wer hat sich das erlaubt?!
(Betretenes Schweigen)
Jenny
Das müssen die Typen gewesen sein
die sich im Walde verstecken
Ich sah sie vorhin, du ließt mich allein,
die Zähne blitzen und blecken.
Schwarz war ihr Gaunergesicht
Angst hatte ich trotzdem nicht.
Komm, wir gehen sie jagen.
damit sies nicht wiederum wagen.
(wird fortgesetzt)
Einer der größten Metaphysischen Rätsel bleibt für mich der Angriff – wieso jemanden bestehlen, wieso nicht fragen, nicht partizipieren. So räumen irgendwelche Typen den Keller leer – es ist zum Haare raufen! Sie sollten besser die Beeren zum Nachtischkompott mitbringen, sich dazu gesellen und vom Walde berichten, wo sie die Beeren im rohen Unterholz pflückten und sanft erbeuteten, ohne die Gebenden zu schädigen. Hase und Igel können da nur die Köpfe schütteln und die Lauscher hängen lassen.
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Da sind wir nun, lieber Alexander. Das Zusammenraffen und Horten („das Leben konservieren“) ist offenbar ein Verstoß gegen das Lebensgesetz des „Geben-Nehmens im Ausgleich“. Der Einbruch mit Leerräumen der Regale ist somit Reaktion und Korrektur und zugleich selbst ein Verstoß gegen dasselbe Lebensgesetz.
Wunderbar dein Kommentar, denn „Partizipieren“, beitragen und teilen, „sanft erbeuten“ im Einklang mit der Natur wären die Lösung des „Lebensrätsels“.
Ich wurde von der gestrigen Wendung selbst überrascht, hatte ein friedliches Symposion vorgesehen, wo die Teilnehmer auf ihre Art über die Liebe reden. Wie wir wissen, ist dieses Lebensgesetz das Thema, das die blinde Poetin für dieses Jahr bestimmt hat („das Zauberworthttps://gerdakazakou.com/2023/01/04/welttheater-3-szene-das-zauberwort/“.) Werden sie nun Jagd auf die Täter machen, die womöglich arme Hunde sind, vielleicht sogar die Polizei einschalten, oder werden sie wie zu Sokrates Zeiten beisammen sitzen und auf ihre Art erörtern, was Ursache und Wirkung von Raub und Krieg im menschlichen Zusammenleben sind? Und das mit knurrendem Magen?
Oder wird es eine andere Lösung geben, mit Dea ex machina? Man wird sehen.
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Ich kann dir nicht mehr zustimmen und freue mich auf deine kreative Inspiration 🙂 Ich vertraue ihr sehr, ich sehe ohne Rückhalt, was mich sehr entspannt und erfreut und beschwingt.
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Danke, Alexander, für deine wiederkehrende Ermutigung, dieses mein merkwürdiges Experiment fortzuführen.
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Na das bleibt ja spannend.
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Auch das lässt mich an der positiven Seite des Hortens zweifeln. Man muss ja beständig mit der Angst leben bestohlen zu werden und früher oder später beäugt man wohl jeden misstrauisch. Das kann nicht gesund sein.
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Das ist ein Grund, warum ich mir nicht wünsche sehr reich zu sein…
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Ich verstehe deinen Gedanken. Oft gratuliere ich mir, dass es bei uns „nichts zu stehlen gibt“. Nichts als Bücher und Bilder und ein paar alte Labtops. Den wirklich Reichen macht es vielleicht gar nicht so viel aus, bestohlen zu werden. Denn sie haben ja im Überfluss. Schwierig ist es für die, die sich mühsam einen gewissen Wohlstand schafften mit Gegenständen, an denen sie hängen.
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Das stimmt…mit all dem Reichtum verschwindet womöglich die Leichtigkeit und Sorglosigkeit. Obwohl man im ersten Moment meinen möchte, dass mit Geld die Sorgen schwinden.
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Eines der vielen Paradoxa. — 😉
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hihi, ja. Man „beäugt“ ja sowieso seit einiger Zeit jeden und jede ein wenig misstrauisch. Ist er/sie eine Virenschleuder? Hat er/sie die falschen Ansichten zum Krieg? Ist er/sie ein Prepper? Vielleicht ein Reichsbürger? Liest er/sie nachts mit der Lampe unter der Bettdecke und verschwendet unseren Strom? Es gibt so viel, was man heute falsch machen kann! 🙂 😉
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Oh ja….ich würde sogar sagen, man kann es kaum (allen) recht machen 😉
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ein paar Menschen möchte man es aber doch rechtmachen, nicht wahr?
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Da hast du recht. Ich gehe viel spazieren und sehe, wie sich reiche Leute in ihren Villen durch hohe Mauern und Hecken abschotten, was sie wohl müssen, weil es viele Kriminelle gibt… Daher meine Gedanken!
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Stimmt schon. Die Mauern und Überwachungskameras sollen natürlich nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihr Leben und das ihrer Kinder schützen. Arme alte Leute haben diese Möglichkeit nicht und werden daher öfter Opfer, obwohl sie kaum Wertvolles besitzen.
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Oh, oh, alles leergeräumt. Die Dosen sind weg und von was könnte man nun noch leben? Den Wald durchforsten, nach Pilzen und Kräutern suchen?
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Ja, und nach Dosen….
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