Welttheater, Zweiter Akt, Fünfte Szene: Theophanie* der Hera

Zum besseren Verständnis des folgenden Textes:

a) Wikipedia zu Danaiden

„…töteten alle bis auf eine in der Brautnacht ihre jungen Ehemänner…Zur Strafe muss jede von ihnen im Tartaros Wasser in ein durchlöchertes Fass schöpfen, weshalb heute eine qualvolle, sinnlose Mühe eine Danaidenarbeit genannt wird….“

Mondpriesterinnen traten in der Regel in einer Gemeinschaft von fünfzig Jungfrauen auf – was auch immer geschah, daran änderte sich nichts. Sie hatten die Pflicht, durch ihre Rituale dem Land Regen zu bringen und – konkreter – Brunnen und Quellen zu erhalten. Mit Sieben oder durchlöcherten Töpfen wurden die Kulturen mit Wasser besprüht.“

b) Theophanie bedeutet „Erscheinung der Gottheit“, so dass sie für die menschlichen Sinne wahrnehmbar wird.  Griechische Gottheiten erscheinen sehr häufig in menschlicher Gestalt. Aber auch im Alten Testament gibt es Beispiele:  Gott erscheint im „Brennenden Dornbusch“, aus dem er zu Moses spricht. Im Neuen Testament geschieht Ähnliches bei der Taufe Jesu (die heute als Epiphaniasfest gefeiert wird): Der Heilige Geist erscheint in Gestalt einer Taube und eine Stimme (Gott) spricht: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“.

Ende der Erläuterungen.

———————————————

Wir verließen die vier (Domna, Danai, Jenny und Trud), als Danai ihre Version der Sage von den Danaiden beendet hat und die Göttin Hera auftritt. Hera verlangt entschieden das Wort:

Halt ein, Danai! Jetzt rede ich!

Denn so, wie deine Ahnen dirs gesagt, so war es nicht!

Lügengespinste breiten

sich über jene Zeiten

auf tausenden von Seiten

schreiben männliche Gelehrte

was uns Frauen tief entehrte.

 

Wir hätten, wie sie sagen

wehrlose Männer erschlagen

uns dann aber glücklich vermählt

mit einem, den wir uns erwählt

 

Doch all das ist erlogen

und später zurechtgebogen

Der Mord ist nicht, was Frauen wollen

die stets dem Leben Tribut zollen

Denn Leben ist’s, was wir bereiten

Wer wagt es, dieses zu bestreiten?

 

Die Frauen, die hier Zuflucht suchten

weil sie geflohen vor verruchten

gewaltbereiten Männerhorden

die sie verfolgten, um zu morden

die Danaiden

waren hinieden

Priesterinnen von meiner Huld

mir dienten sie ohn jede Schuld

Als ich die Große Göttin genannt

Bei euch nur noch als „Mond“ bekannt.

 

Fünfzig Danaiden, Mondpriesterinnen, landen an Argos Küste.

 

Ich war der Segen, ich war das Boot

ich trieb durch die Himmelsfluten

ich stand als Sichel im Abendrot

und verlosch in den Sonnengluten.

 

Im Osten stieg ich als Spiegel empor

wenn im Westen die Sonne versank

wenn der Glutball seine Herrschaft verlor,

und in Meerestiefen ertrank.

 

In meinem Namen sprangen die Quellen

aus berstenden Steinen hervor

Ich selbst war΄s, die für Meereswellen

und Flüsse die Hüter erkor.

 

In diesem Land,

an diesem Strand

war nichts als Dürre und Stein

Wer brachte die Quellen

wer netzte den Stein?

wer tanzte im hellen

im Mondesschein?

 

Das waren die Meinen, Danaiden genannt

 geflohn warn sie aus Ägyptens Land!

Und immer noch füllen sie Krüge

auf dass das Leben auch heute gedeih

Doch Männer verbreiten die Lüge

dass ihr Dienst eine Strafe fürs Morden sei.

 

Jenny TheKid unterbricht Heras Monolog:

Moment mal, Hera,

willst du uns etwa erzählen

wie gut das Dienen sei?

Solln wir uns weiter quälen?

Ich selbst bin lieber frei!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Antworten zu Welttheater, Zweiter Akt, Fünfte Szene: Theophanie* der Hera

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, was soll ich sagen: Das ist Poesie, und Dein Aquarell als Hintergrund ist wunderschön.

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  2. Christiane schreibt:

    Ich frage mich, woher die Zahl 50 kommt, und ich überlege, ob (oder woher) ich Hera als Mondgöttin kennen sollte 🤔
    Sehr spannend.

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Die zweite Frage ist leicht zu beantworten. Hera ist die dreigestaltige „Große Göttin“ (und insofern dem Mond zugeordnet), bevor sie mit Bruder Zeus erst vermählt, dann degradiert und betrogen wurde. Sie wurde sogar, als sie mithilfe der Titanen den Aufstand probte, im Himmel gekreuzigt und schrie so laut, dass sie schließlich wieder befreit wurde. Weiteres zB hier: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwj-8Mb917P8AhXIsKQKHSCqB50QFnoECA4QAQ&url=https%3A%2F%2Fartedea.net%2Fhera-vorhellenistische-grosse-goettin-griechische-himmelskoenigin-oberste-olympische-muttergoettin%2F&usg=AOvVaw0LxrzLH_LwWv8SyR4hfPFv
      Zur ersten Frage lese ich unter „Selene“: „Die Zahl 50 wird mit den 50 Monaten zwischen zwei Olympischen Spielen in Zusammenhang gesehen.“ Die Olympischen Spiele wurden ursprünglich Hera gewidmet, daher die Messung nach Monden. Warum 50 Monate? Ich schau mal, ob ich was finde.

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    • gkazakou schreibt:

      Bei meiner Suche stieß ich nun auf die „Regel 50“ der Olympischen Charta. In ihr wird festgelegt, dass jede Art von Diskriminierung, aber auch jede Politisierung der Spiele verboten sei. Eine weitere Erklärung fand ich noch nicht.
      Zu Olympia vielleicht noch: Herakles (also der Heroe=Heradiener,vergl auch in abgeschwächter Form der Minnesänger im Mittelalter), der dem angetrauten König Zeus hätte folgen sollen, wenn das Jahr sich erneuerte, es aber nicht schaffte, weil Zeus sich als oberste Dauergottheit installierte, gilt als Begründer der Spiele. Er brachte auch den Pflänzling des wilden Ölbaumes mit, der dann für die Bekränzung der Sieger genutzt wurde. Später sagte man, Zeus habe die Spiele begründet. Für die Frauen wurden dann die H(i)era-Spiele (Heiligen Spiele, denn Hiero bedeutet bis heute Heilig) eingerichtet, in einem anderen Gelände.
      All das hat mit der Überwältigung und schließlich Verschmelzung der matriachalen Urkulturen mit den patriarchalen ksoldatischen Einwanderern zu tun.

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      • Christiane schreibt:

        Danke, ich freue mich auf die Fortsetzung des Weltentheaters 😉
        Mir war klar, dass hier der Sieger Geschichte schreibt bzw. geschrieben hat, aber ich finde es spannend, wie viel und was durchblitzt, wenn man genauer hinschaut.
        artedea schreibt: „Heraia fanden am Neumond zu Beginn des Monats Parthenios statt“, und zwar alle vier Jahre. Hältst du es für möglich, dass die Zahl 50 mit der Anzahl der MONDmonate zu tun hatte, die zwischen zwei Heraia (vielleicht) abgelaufen sein mussten, oder ist das völlig abwegig? Lese ich nach, hatte jede Stadt ihren eigenen Kalender, ein einheitliches Datum zu ermitteln dürfte demnach nicht einfach gewesen sein.

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  3. gkazakou schreibt:

    Sicher waren es Mondmonate, andere gab es in der Vorzeit nicht. Monat = Mondumlaufbahn. 13 Monate hat das Jahr, 364:13=28 plus 1 Tag, an dem der Königswechsel stattfand. Der Herakles wurde zum Zeus. Doch die es Regel wurde dann zugunsten dee 12 gebrochen, mit den Bekannten Problemen.

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    • gkazakou schreibt:

      Ich muss mich hier korrigieren. Ein Mondzyklus dauert 29,.. Tage. Ich kann also nur vermuten, dass in alten Zeiten Mondzyklen anders wahrgenommen und berechnet wurden. Eine Hypothese wäre, dass die Tage, an denennder Mond unsichtbar ist, nicht mitgerechnet wurde…..
      Reine Mondkalender gibt es übrigens im Islam immer noch, während die Griechen und Juden des Altertums eine Mischform benutzten. Kompliziert….

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  4. Ja, kompliziert, aber wahnsinnig spannend, Deine Erklärungen und Deine Geschichten über die Götter und Göttinnen, die so viele menschliche Probleme hatten

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    • gkazakou schreibt:

      All diese Ftragen führen natürlich am AUCH HEUTE NOCH wichtigen Thema vorbei, nämlich was es bedeutet, dass die Danaiden, die womöglich fßr die Fruchtbarkeit und Bewässerung des Landes zuständig waren,in den Tartarus verbannt wurden. Was es auch bedeutete, dass der Herakult durch einen Zeuskult abgelöst wurde.Die von mir gewählte Form als mittelalterliches „Reimgedicht“ macht das Verständnis womöglich schwierig?

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  5. Elsbeth schreibt:

    Moin , moin Gerda,

    zu deiner so wunderbar lebendig und rhythmisch erzählten Geschichte, (Gratulation !!)wenn Hera spricht, fiel mir noch Folgendes ein:
    In der Schõpfungsgeschichte der Bibel, wenn Luther und Andere schlicht “ Gott“ übersetzen, steht jedesmal ein Plural von “ Gottheiten „אלוהים -Elohim.Und das, was als“ Geist Gottes “ in der Übersetzung erscheint, ist EINDEUTIG weiblich .“DIE rúach“. רוח.Und von dieser weiblichen“ ruach“ heißt es ,dass „SIE schwebend weht( *kann auch “ brüten“ bedeuten )über dem Antlitz der Wasser . “

    Das fiel mir bei deinen Danaiden ein.Die Strafgeschichte ist, das sehe ich wie du, nachträgliche Interpretation von etwas, das man nicht mehr verstand.

    Alle großen Schöpfungsmythen, auch der der Bibel , zeigen diese Zusammenhänge von etwas Urweiblichen auf , das sich mit Urmännlichem verbindet, sodass „Schöpfung “ geschieht.Das Problem ist , denke ich, dass wir bei diesen Groß-Begriffen zu schnell in die Versimpelung Mann/ Frau fallen.

    Das Patriarchalische war ( und ist! Leider…)in Vielem heute noch übermäßig dominant !
    Seit wann eigentlich ???
    Im Grunde ist aber inzwischen längst bekannt ( Archäologie , Sprachwissenschaft, Ethnologie, Religionswissenschaft) dass die matriarchalischen Kulturen weltweit die älteren sind.
    Wasser, Wasser schöpfen, Leben bewirken, bewahren …das “ Weibliche “ im Kontext mit Mondrhythmen, all das hat Sinn in sich.
    Nur nicht den einer Strafaktion !!!

    Wobei ich auch überzeugt bin, dass Mythen wirklich (!)lesen zu können , ohne das eigene Bewusstsein hineinzutragen , extrem schwer ist.
    Trotz Tiefenpsychologie,Kerényi , Neumann u.a
    .
    Deshalb gefällt mir der ehrliche Satz vom immer möglichen Irrtum , den Trud ausspricht, auch ganz besonders gut !!!
    Sehr herzlich,
    Elsbeth

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    • gkazakou schreibt:

      Welch eine Hilfe und Schatz dein Kommentar, Elsbeth! Deine Kenntnis sowohl des Griechischen als auch des Hebräischen ist so hilfreich. Der Gott – ein Plural! Der „Geist Gottes“ weiblich! Der „Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (Luther) ist also richtiger zu übersetzen mit „SIE schwebend weht( *kann auch “ brüten“ bedeuten ) über dem Antlitz der Wasser“ – auch Wasser ein Plural! Inspirierend, danke. Dein Hinweis auf die Versimpelung Mann-Frau, wenn es um das Weibliche-Männliche geht, ist ganz nach meinem Herzen. Ich neige C.G.Jungs in seiner Anima-Animus-Theorie entwickelten Ansicht zu: Anima soll der entwickeln, der im Körper Mann ist, Animus die, die im Körper eine Frau ist. Ohne entwickelte Anima ist der Mann ein Macho, Macher, Krieger. Ohne entwickelten Animus ist die Frau ein abhängiges, schmachtendes Wesen. Wir haben als Aufgabe, das Männliche und Weibliche zu integrieren auch schon deshalb, weil wir in unseren zurückliegenden Inkarnationen abwechselnd Mann oder Frau waren. Das zu wissen oder wenigstens für möglich zu halten, ist sehr hilfreich.
      Das Thema des Wassers wird in meinem Welttheater noch eine wichtige Rolle spielen müssen, zumal wieder mal Dürre droht.

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