Zum besseren Verständnis des folgenden Textes:
a) Wikipedia zu Danaiden
„…töteten alle bis auf eine in der Brautnacht ihre jungen Ehemänner…Zur Strafe muss jede von ihnen im Tartaros Wasser in ein durchlöchertes Fass schöpfen, weshalb heute eine qualvolle, sinnlose Mühe eine Danaidenarbeit genannt wird….“
„Mondpriesterinnen traten in der Regel in einer Gemeinschaft von fünfzig Jungfrauen auf – was auch immer geschah, daran änderte sich nichts. Sie hatten die Pflicht, durch ihre Rituale dem Land Regen zu bringen und – konkreter – Brunnen und Quellen zu erhalten. Mit Sieben oder durchlöcherten Töpfen wurden die Kulturen mit Wasser besprüht.“
b) Theophanie bedeutet „Erscheinung der Gottheit“, so dass sie für die menschlichen Sinne wahrnehmbar wird. Griechische Gottheiten erscheinen sehr häufig in menschlicher Gestalt. Aber auch im Alten Testament gibt es Beispiele: Gott erscheint im „Brennenden Dornbusch“, aus dem er zu Moses spricht. Im Neuen Testament geschieht Ähnliches bei der Taufe Jesu (die heute als Epiphaniasfest gefeiert wird): Der Heilige Geist erscheint in Gestalt einer Taube und eine Stimme (Gott) spricht: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“.
Ende der Erläuterungen.
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Wir verließen die vier (Domna, Danai, Jenny und Trud), als Danai ihre Version der Sage von den Danaiden beendet hat und die Göttin Hera auftritt. Hera verlangt entschieden das Wort:
Halt ein, Danai! Jetzt rede ich!
Denn so, wie deine Ahnen dirs gesagt, so war es nicht!
Lügengespinste breiten
sich über jene Zeiten
auf tausenden von Seiten
schreiben männliche Gelehrte
was uns Frauen tief entehrte.
Wir hätten, wie sie sagen
wehrlose Männer erschlagen
uns dann aber glücklich vermählt
mit einem, den wir uns erwählt
Doch all das ist erlogen
und später zurechtgebogen
Der Mord ist nicht, was Frauen wollen
die stets dem Leben Tribut zollen
Denn Leben ist’s, was wir bereiten
Wer wagt es, dieses zu bestreiten?
Die Frauen, die hier Zuflucht suchten
weil sie geflohen vor verruchten
gewaltbereiten Männerhorden
die sie verfolgten, um zu morden
die Danaiden
waren hinieden
Priesterinnen von meiner Huld
mir dienten sie ohn jede Schuld
Als ich die Große Göttin genannt
Bei euch nur noch als „Mond“ bekannt.
Ich war der Segen, ich war das Boot
ich trieb durch die Himmelsfluten
ich stand als Sichel im Abendrot
und verlosch in den Sonnengluten.
Im Osten stieg ich als Spiegel empor
wenn im Westen die Sonne versank
wenn der Glutball seine Herrschaft verlor,
und in Meerestiefen ertrank.
In meinem Namen sprangen die Quellen
aus berstenden Steinen hervor
Ich selbst war΄s, die für Meereswellen
und Flüsse die Hüter erkor.
In diesem Land,
an diesem Strand
war nichts als Dürre und Stein
Wer brachte die Quellen
wer netzte den Stein?
wer tanzte im hellen
im Mondesschein?
Das waren die Meinen, Danaiden genannt
geflohn warn sie aus Ägyptens Land!
Und immer noch füllen sie Krüge
auf dass das Leben auch heute gedeih
Doch Männer verbreiten die Lüge
dass ihr Dienst eine Strafe fürs Morden sei.
Jenny TheKid unterbricht Heras Monolog:
Moment mal, Hera,
willst du uns etwa erzählen
wie gut das Dienen sei?
Solln wir uns weiter quälen?
Ich selbst bin lieber frei!
Gerda, was soll ich sagen: Das ist Poesie, und Dein Aquarell als Hintergrund ist wunderschön.
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Ich frage mich, woher die Zahl 50 kommt, und ich überlege, ob (oder woher) ich Hera als Mondgöttin kennen sollte 🤔
Sehr spannend.
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Die zweite Frage ist leicht zu beantworten. Hera ist die dreigestaltige „Große Göttin“ (und insofern dem Mond zugeordnet), bevor sie mit Bruder Zeus erst vermählt, dann degradiert und betrogen wurde. Sie wurde sogar, als sie mithilfe der Titanen den Aufstand probte, im Himmel gekreuzigt und schrie so laut, dass sie schließlich wieder befreit wurde. Weiteres zB hier: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwj-8Mb917P8AhXIsKQKHSCqB50QFnoECA4QAQ&url=https%3A%2F%2Fartedea.net%2Fhera-vorhellenistische-grosse-goettin-griechische-himmelskoenigin-oberste-olympische-muttergoettin%2F&usg=AOvVaw0LxrzLH_LwWv8SyR4hfPFv
Zur ersten Frage lese ich unter „Selene“: „Die Zahl 50 wird mit den 50 Monaten zwischen zwei Olympischen Spielen in Zusammenhang gesehen.“ Die Olympischen Spiele wurden ursprünglich Hera gewidmet, daher die Messung nach Monden. Warum 50 Monate? Ich schau mal, ob ich was finde.
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Vorhellenistisch, okay, das ist das Stichwort, danke.
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Bei meiner Suche stieß ich nun auf die „Regel 50“ der Olympischen Charta. In ihr wird festgelegt, dass jede Art von Diskriminierung, aber auch jede Politisierung der Spiele verboten sei. Eine weitere Erklärung fand ich noch nicht.
Zu Olympia vielleicht noch: Herakles (also der Heroe=Heradiener,vergl auch in abgeschwächter Form der Minnesänger im Mittelalter), der dem angetrauten König Zeus hätte folgen sollen, wenn das Jahr sich erneuerte, es aber nicht schaffte, weil Zeus sich als oberste Dauergottheit installierte, gilt als Begründer der Spiele. Er brachte auch den Pflänzling des wilden Ölbaumes mit, der dann für die Bekränzung der Sieger genutzt wurde. Später sagte man, Zeus habe die Spiele begründet. Für die Frauen wurden dann die H(i)era-Spiele (Heiligen Spiele, denn Hiero bedeutet bis heute Heilig) eingerichtet, in einem anderen Gelände.
All das hat mit der Überwältigung und schließlich Verschmelzung der matriachalen Urkulturen mit den patriarchalen ksoldatischen Einwanderern zu tun.
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Danke, ich freue mich auf die Fortsetzung des Weltentheaters 😉
Mir war klar, dass hier der Sieger Geschichte schreibt bzw. geschrieben hat, aber ich finde es spannend, wie viel und was durchblitzt, wenn man genauer hinschaut.
artedea schreibt: „Heraia fanden am Neumond zu Beginn des Monats Parthenios statt“, und zwar alle vier Jahre. Hältst du es für möglich, dass die Zahl 50 mit der Anzahl der MONDmonate zu tun hatte, die zwischen zwei Heraia (vielleicht) abgelaufen sein mussten, oder ist das völlig abwegig? Lese ich nach, hatte jede Stadt ihren eigenen Kalender, ein einheitliches Datum zu ermitteln dürfte demnach nicht einfach gewesen sein.
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Sicher waren es Mondmonate, andere gab es in der Vorzeit nicht. Monat = Mondumlaufbahn. 13 Monate hat das Jahr, 364:13=28 plus 1 Tag, an dem der Königswechsel stattfand. Der Herakles wurde zum Zeus. Doch die es Regel wurde dann zugunsten dee 12 gebrochen, mit den Bekannten Problemen.
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Ich muss mich hier korrigieren. Ein Mondzyklus dauert 29,.. Tage. Ich kann also nur vermuten, dass in alten Zeiten Mondzyklen anders wahrgenommen und berechnet wurden. Eine Hypothese wäre, dass die Tage, an denennder Mond unsichtbar ist, nicht mitgerechnet wurde…..
Reine Mondkalender gibt es übrigens im Islam immer noch, während die Griechen und Juden des Altertums eine Mischform benutzten. Kompliziert….
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Ja, kompliziert, aber wahnsinnig spannend, Deine Erklärungen und Deine Geschichten über die Götter und Göttinnen, die so viele menschliche Probleme hatten
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All diese Ftragen führen natürlich am AUCH HEUTE NOCH wichtigen Thema vorbei, nämlich was es bedeutet, dass die Danaiden, die womöglich fßr die Fruchtbarkeit und Bewässerung des Landes zuständig waren,in den Tartarus verbannt wurden. Was es auch bedeutete, dass der Herakult durch einen Zeuskult abgelöst wurde.Die von mir gewählte Form als mittelalterliches „Reimgedicht“ macht das Verständnis womöglich schwierig?
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nein, war mir nicht zu schwierig, liebe Gerda.
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Da bin ich ja beruhigt.
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Moin , moin Gerda,
zu deiner so wunderbar lebendig und rhythmisch erzählten Geschichte, (Gratulation !!)wenn Hera spricht, fiel mir noch Folgendes ein:
In der Schõpfungsgeschichte der Bibel, wenn Luther und Andere schlicht “ Gott“ übersetzen, steht jedesmal ein Plural von “ Gottheiten „אלוהים -Elohim.Und das, was als“ Geist Gottes “ in der Übersetzung erscheint, ist EINDEUTIG weiblich .“DIE rúach“. רוח.Und von dieser weiblichen“ ruach“ heißt es ,dass „SIE schwebend weht( *kann auch “ brüten“ bedeuten )über dem Antlitz der Wasser . “
Das fiel mir bei deinen Danaiden ein.Die Strafgeschichte ist, das sehe ich wie du, nachträgliche Interpretation von etwas, das man nicht mehr verstand.
Alle großen Schöpfungsmythen, auch der der Bibel , zeigen diese Zusammenhänge von etwas Urweiblichen auf , das sich mit Urmännlichem verbindet, sodass „Schöpfung “ geschieht.Das Problem ist , denke ich, dass wir bei diesen Groß-Begriffen zu schnell in die Versimpelung Mann/ Frau fallen.
Das Patriarchalische war ( und ist! Leider…)in Vielem heute noch übermäßig dominant !
Seit wann eigentlich ???
Im Grunde ist aber inzwischen längst bekannt ( Archäologie , Sprachwissenschaft, Ethnologie, Religionswissenschaft) dass die matriarchalischen Kulturen weltweit die älteren sind.
Wasser, Wasser schöpfen, Leben bewirken, bewahren …das “ Weibliche “ im Kontext mit Mondrhythmen, all das hat Sinn in sich.
Nur nicht den einer Strafaktion !!!
Wobei ich auch überzeugt bin, dass Mythen wirklich (!)lesen zu können , ohne das eigene Bewusstsein hineinzutragen , extrem schwer ist.
Trotz Tiefenpsychologie,Kerényi , Neumann u.a
.
Deshalb gefällt mir der ehrliche Satz vom immer möglichen Irrtum , den Trud ausspricht, auch ganz besonders gut !!!
Sehr herzlich,
Elsbeth
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Welch eine Hilfe und Schatz dein Kommentar, Elsbeth! Deine Kenntnis sowohl des Griechischen als auch des Hebräischen ist so hilfreich. Der Gott – ein Plural! Der „Geist Gottes“ weiblich! Der „Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (Luther) ist also richtiger zu übersetzen mit „SIE schwebend weht( *kann auch “ brüten“ bedeuten ) über dem Antlitz der Wasser“ – auch Wasser ein Plural! Inspirierend, danke. Dein Hinweis auf die Versimpelung Mann-Frau, wenn es um das Weibliche-Männliche geht, ist ganz nach meinem Herzen. Ich neige C.G.Jungs in seiner Anima-Animus-Theorie entwickelten Ansicht zu: Anima soll der entwickeln, der im Körper Mann ist, Animus die, die im Körper eine Frau ist. Ohne entwickelte Anima ist der Mann ein Macho, Macher, Krieger. Ohne entwickelten Animus ist die Frau ein abhängiges, schmachtendes Wesen. Wir haben als Aufgabe, das Männliche und Weibliche zu integrieren auch schon deshalb, weil wir in unseren zurückliegenden Inkarnationen abwechselnd Mann oder Frau waren. Das zu wissen oder wenigstens für möglich zu halten, ist sehr hilfreich.
Das Thema des Wassers wird in meinem Welttheater noch eine wichtige Rolle spielen müssen, zumal wieder mal Dürre droht.
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