Ein freier Vormittag. Ich könnte Kontakt aufnehmen zu Menschen, denen ich vor Jahren freundschaftlich verbunden war. Manche leben ja noch hier. Ich mag aber nicht, mag keine Schicksale erfahren, mag auch nicht von mir selbst Mitteilung machen. Ich möchte lieber allein sein – eine x-beliebige Touristin auf Sight-Seeing-Tour in Frankfurt am Main. Auch zu längeren Fahrten mit Öffis habe ich keine Lust. Also wandere ich zum nahegelegenen Palmengarten.
Bin ich wirklich in den neun Jahren meines Aufenthalts in Frankfurt nie hineingegangen? Ich erinnere mich nicht. Mit meiner frisch erworbenen Eintrittskarte (7 E) öffne ich die elektronische Schranke des Drehkreuzes und darf hinein in das weitläufige grüne Areal. Das erste, was mir auffällt: Wasser! Wasserfontänen springen in die stickige End-Juli-Atmosphäre, Gartenarbeiter sprengen große Mengen Wasser über die Pflanzungen, um sie vor dem Verdorren zu bewahren, künstliche Teiche bieten Enten und Gänsen (und auch mir) ein angenehmes Ambiente. Ein Jungvogel stakst durch das Ufergrün.
In den Pflanzhäusern sprudeln künstliche Bäche, kleine Wasserfälle stürzen in Tümpel mit Seerosen, Brückchen spiegeln sich in trüben Gewässern.
Die schöne Calla – diese aus nur einem Blütenblatt gewickelte Wunderblüte – wuchert in Weiß und Rot im sumpfigen Grund.
In die Wände einer Grotte sind kleine Aquarien eingelassen, in denen herrlich funkelnde Fische ziellos herumschwimmen. Ich bleibe lange bei ihnen stehen, schaue ihnen zu, fotografiere sie, so als müsse ich ihrem traurigen Aquarienleben ein wenig Extra-Sinn hinzufügen.
Wohltuend ist dieser Wasser-Überfluss, ich genieße ihn angesichts der städtischen Dürre und verbiete mir die Frage: Wo kommt es her? Wo wird es abgezogen? Fehlt es womöglich an anderer Stelle? Ich bin Touristin, bin nicht verantwortlich, ich darf dies künstliche Paradies genießen.
Ich darf mich auch belehren lassen. Denn dafür ist der Palmengarten wohl vor allem geschaffen worden. Schautafeln, Schaukästen, wandgroße Fotos informieren mich beispielsweise über den Körperbau, die Lebensgewohnheiten und die Verwandlung von Schmetterlingen. Schier Unglaubliches wird da berichtet. Fasziniert betrachte ich die übergroßen Fotos von Eiern, Raupen, Puppen (s. Foto) …
und natürlich von den Faltern selbst, lese mich in ihren Wander- und Verwandlungsgeschichten fest – Geschichten, die nun in mir als Rohmaterial lagern und darauf warten, besser verstanden und selbst verwandelt zu werden.
Das Lied vom Schmetterlinge
Liebes, leichtes, luft’ges Ding,
Schmetterling,
Das da über Blumen schwebet,
Nur von Thau und Blüthen lebet,
Blüthe selbst, ein fliegend Blatt,
Das, mit welchem Rosenfinger!
Wer bepurpurt hat?
Hier mache ich erstmal einen Punkt und erzähle später noch ein bisschen weiter von meinem Palmengarten-Besuch.
Eine Nichte von mir fährt jedes Jahr öfter mal, hauptsächlich nur wegen dem Palmengarten über 200 km weit nach Frankfurt und ihre Begeisterung nach jedem Besuch dort ist auch in ihren auf WhatsApp gezeigten Fotos im Status nicht zu bremsen.
Deine Bilder sind allesamt sehr schön, liebe Gerda und was du darüber denkst, hier schreibst finde ich sehr gut weil auch meine Meinung! Aber wenn du schon mal dort zu Besuch bist musst oder solltest du es auch richtig genießen, was du ja offensichtlich auch getan hast. 😉
Liebe Grüße und hab noch einen schönen Abend 🌺
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Danke, Hanne. Begeistert war ich nicht wirklich (zu künstlich die Welten), obgleich die Anlage eindrucksvoll und lehrreich.ist.
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Schöne Fotoimpressionen hast Du gemacht!
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Danke dir, liebe Babsi!
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Feiner bildwasserreicher Bericht, liebe Gerda, zum Genießen. Danke dafür 🌻
Herzliche Abendgrüße vom Lu
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„bildwasserreich“ schön! Danke, Lu!
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🌻🌻🌻🎵🎶🎵🎶🎵🌻🌻🌻
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Ich hatte das Gefühl, beinahe dabei zu sein. Am meisten hat mich der Jungvogel beglückt, der so ganz autonom und zielgerichtet irgendwohin trippelt! Viele Grüße!
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Das Lebendige hat doch viel mehr Reiz als das noch so schön Domumentierte und Fotografierte Das dachte ich auch beim Spazieren durch den Palmengarten.
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Ja, so geht es mir auch mal, wenn ich eigentlich alte Freunde und Bekannte besuchen sollte und stattdessen Zuflucht in der Natur suche. Da hast du wirklich tolle Bilder aus dem Palmengarten zur Ausstellung in deinem Blog mit deiner Kamera eingefangen.
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Danke, Peter. „Zuflucht in der Natur“ – ja, genau. Oder auch im Sightseeing.
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So ein wunderbar erfrischend-bereicherndes Erleben für Dich, Gerda, nach so vielen Jahren! Hier gibt es noch genug Wasser, bisher.
Dafür habt Ihr das wunderbare Mittelmeer vor der Tür!
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Die Situation auf Kontakte mit (sehr) alten Bekannten aufzunehmen kenne ich und wundere mich, dass ich trotz der einmaligen Gelegenheit darauf verzichte. Vielleicht wäre es doch interessant, 40 oder in einem Fall sogar an die 50 Jahre Schweigen mit einer authentischen Geschichte zu füllen.
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Manchmal ist mir nicht danach. Aber das bedeutet nicht, dass ich grundsätzliche Einwände habe.
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Ich gestehe, daß ich noch nie in Frankfurts Palmengarten war, Gerda.
Nun war ich ein wenig mit Dir dort und ich glaube, das reicht mir 🙂
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Ich habe dich hoffentlich nicht abgeschreckt? es ist schon ein interessantes Gelände, es gibt viel zu gucken und zu lernen, und eine Oase im städtischen Getriebe ist es sowieso.
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