Bei der Rückkehr von einem Hafenspaziergang fällt mir auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine große Schrift quer über einem langen niedrigen Gebäude auf. China Mall lese ich. Da fällt mir ein, dass ich gestern den Schuhlöffel zerbochen habe und nun nur mit Mühe in die Stiefel komme. Ein neuer Schuhlöffel muss her. Ob die Chinesen so was haben? Ich kann ja mal fragen.
Also übquere ich die Straße und stehe nun vor den Schaufenstern. O wei! Ein mieseres Decors zu erfinden, dürfte schwierig sein. Die billige Kleidung, traurigen schwarzgesichtigen Schaufensterpuppen übergestülpt, ist von einer unwahrscheinlichen Farbenpracht. Während ich zwischen Lachen und Entsetzen schwanke, ist Dora hellauf begeistert. Sie klebt förmlich an der Scheibe und kann sich nicht sattsehen. „Geh du man rein, ich bleib noch in bisschen hier!“ ruft sie mir zu und beamt sich zwischen die bunten Gestalten.
De gustibus bekanntlich non est disputandum, über Geschmacksfragen kann man nicht diskutieren. Ich lasse sie, wo sie ist, und gehe nach dem Schuhlöffel fragen. Das Geschäft ist riesig und vollkommen menschenleer, sieht man ab von dem Chinesen an der Kasse und einer blondierten Verkäuferin in der Ferne, neben schier endlosen Ständern mit billigen Kleidungsstücken und anderen Dingen, die ein Mensch unbedingt braucht. Auch Schuhlöffel gibt es – sogar in zwei Ausführungen, eine Elle lang, in Holz und in Plastik, mit Bändsel zum Aufhängen und in Plastik eingetütet. Ich kaufe beide und bezahle 4 Euro.
Und all dies ist den langen Weg über die Meere gekommen? Damit eine zufällige Kundin Ersatz für ihren zerbrochenen Schuhlöffel findet? Wie rechnet sich das? Nun, muss ich alles verstehen? Ich verstehe ja nicht mal Doras Geschmack.
Bei vielen Produkten fragt man sich wirklich, wie sich das rechnet und wer letztlich die „Differenz“ zahlt. 😉
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Wir haben hier jede Menge komische Geschäfte, aber dieses haben wir gottseidank nicht.
Hoffentlich bleibt das so. 🙂 (Schuhlöffel sind wichtig.)
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