Notizen einer Ungeimpften (abc-etüde in Prosa)

Notizen in gewöhnlicher Prosa, mit Ludwig Zeidlers Wörtern zu Christianes abc-etüden.

Neujahrs-Karikatur in der griechischen Tageszeitung „Kathimerini“

Täglich durchforste ich die Meldungen über die Impfpflicht. Wir hier haben eine für über 60Jährige. Ab 16. Januar werde ich eine monatliche Strafgebühr von 100 E bezahlen müssen, da ich nicht vorhabe, mich am laufenden pharmazeutischen Experiment zu beteiligen. Die erste Dosis ist nur 50 E (wie großzügig!), weil der halbe Monat schon rum ist. Ab 1. Februar sind auch die Nicht-Geboosterten Ungeimpfte.

Täglich lese ich, wie die Stimmung in anderen Ländern ist.  Spanien will Corona zur Endemie ähnlich der Grippe herunterstufen – ein Hoffnungsschimmer. In Österreich ist der Widerstand gegen die Impfpflicht ungebrochen – ein Lichtblick.  Mit besonderer Freude verfolge ich die Spaziergänge in Deutschland. Ich gehe auch täglich spazieren – freilich allein.

Ach, wäre endlich dieser Spuk vorbei! Könnten wir endlich wieder frei atmen! Heute trage ich im Supermarkt keine der selbstgenähten Masken, denn auch hier ist nun die TPP-Maske Vorschrift. Mit dem Atmen geht es nicht gut, und so tausche ich sie heimlich gegen eine aus Stoff aus, hoffend, dass das Personal anderes zu tun hat, als sich mit meiner Maske zu befassen.

Später fahre ich bei einer Garküche vorbei, gehe sogar kurz rein, um Maria zu umarmen. Wir freuen uns, uns zu sehen. „Und?“ frage ich, „setzt du dich manchmal hin?“ Sie lacht bitter. Sie ist ungeimpft wie ich, und darf das Geschäft zwar führen, aber sich hinsetzen, um etwas zu essen oder zu trinken, das darf sie nicht. Auch draußen nicht, wo ja jetzt, bei der Kälte, eh niemand sitzt.  Ich gehe gleich wieder raus, nehme das bezahlte Essen an der Tür entgegen, denn unverzeihlich wäre es, wenn sie meinetwegen eine Strafe aufgebrummt bekäme. Sowieso kommt sie grad so durch. Die Stromkosten haben sich seit dem letzten Jahr verdreifacht, die Fleischpreise im Einkauf verdoppelt, und sie hat drei Kinder zu versorgen.

295 Wörter

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Antworten zu Notizen einer Ungeimpften (abc-etüde in Prosa)

  1. Christiane schreibt:

    Liebe Gerda, ich hätte dir so gern etwas Hoffnungsvolles und Schönes zu deiner Etüde geschrieben. Es geht nicht.
    Ich bin der Meinung, dass jede*r selbst das Recht hat, über seinen Impfstatus zu entscheiden, und dass es seine Privatangelegenheit ist, ob er das tut. Schließlich saufen sich ja auch genug Leute tot. Es ist ihr Recht.
    Wenn ein Staat aber mit Maßnahmen seine Bürger zu ihrem „Glück“ zwingt und wenn diese Maßnahmen und ihre Folgen mehr und mehr Effekte zeitigen, die das soziale Leben und Überleben vieler mehr und mehr gefährden, dann habe ich ein riesengroßes Problem damit, das alles als verhältnismäßig und gerechtfertigt anzusehen, egal, in welchem Land.
    Ich für mich möchte das auch nicht weiter online diskutieren, ich möchte zum Beispiel im Zuge der Etüden eher das hervorheben, was uns verbindet, nicht das, was uns trennt, als Etüdenhüterin darf ich das … 😏
    Also: Hab Dank für deinen Text, dessen Inhalt mich bekümmert, weil es ist, wie es ist.
    Liebe Grüße in deinen Abend 🤔😏✨ 🍷🍪👍

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Oh Gerda! Mir bleiben alle Worte im Halse stecken. Eine Etüde zwar, aber leider wahr!

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  3. Elke H. Speidel schreibt:

    Und die Kinder zwingt man unter Ungeimpfte in die Schulmensen. Ohne Maske. Ohne Abstand. Ohne ausreichende Lüftung. Ohne Rücksicht auf Langzeitfolgen einer Erkrankung, die für sie „meist nicht lebensgefährlich“ ist. Wer die Kinder nicht durchseuchen lassen will, riskiert Bußgelder von 1000 Euro pro Tag, Kindesentzug, mancherorts Gefängnis. Nein, auch das will ich hier nicht diskutieren, nur anmerken.

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  4. Ulli schreibt:

    Ich seufze.
    In meinem Umfeld gibt es viele Omikronkranke, alle geboostert. Tja.

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  5. lachmitmaren schreibt:

    Liebe Gerda, ich kenne mich im griechischen Rechtssystem nicht aus. In Deutschland müsste dir die Impfaufforderung mit Bußgeldandrohung per Verwaltungsakt zugestellt werden, und da würde ich sagen: Unbedingt Widerspruch einlegen!
    Unabhängig vom Rechtssystem würde ich die anordnende Behörde schriftlich auffordern, dir schriftlich(!) mit Unterschrift zu bestätigen, dass diese Behörde (bzw. der oder die Unterschreibende) im Fall eines Schadens durch die Impfung in voller Höhe für den dir entstandenen Schaden finanziell aufkommen wird: medizinische Behandlungskosten, eventuell aufgrund der Schadens erforderlich werdende medizinische Hilfsmittel / Pflegeleistungen, Schmerzensgeld.
    Da es sich um experimentelle Stoffe handelt, deren Studien noch nicht abgeschlossen sind, wäre es dir andernfalls nicht zuzumuten, das Risiko zu tragen.
    Außerdem würde ich Einsicht in ALLE bis dato vorhandenen Studienergebnisse der betreffenden Firmen anfordern, denn eine Impfung auf der Grundlage geheimgehaltener Daten lehnst du ab.
    Wenn du zahlen musst, weil ein Widerspruch bei euch keine aufschiebende Wirkung hat (bzw. der sofortige Vollzug angeordnet ist), würde ich ausschließlich unter dem Vorbehalt zahlen, dass du alle gezahlten Geldmittel zuzüglich Inflationsausgleich zurückfordern wirst, wenn es irgendwann eine höchstrichterliche Entscheidung gegen die Impfpflicht geben wird.
    Jedenfalls denke ich, es könnte wichtig sein, dass gerade die Altersgruppe 60 + sich das nicht einfach so gefallen lässt … .
    Herzlichen Gruß und viel Erfolg!!!

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    • gkazakou schreibt:

      Ganz herzlichen Dank, Maren. Das sind sehr nützliche Informationen. Bei uns gibt es ein nationales Impfregister, dass mit den Steuernummern verbunden wird, las ich. Wie genau es gemacht wird, weiß ich noch nicht. Falls ich eine persönliche Aufforderung entweder von der Impfkommission oder vom Steueramt bekomme, werde ich entsprechend handeln. Ich hoffe immer noch, dass es eine Initiative von Griechen gibt, der ich mich nur anschließen muss, denn die rechtlichen Fragen sind für mich schwer zu handhaben. Ich kenne leider Rechtsanwalt, der sich inder Impffrage engagiert hat.

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  6. Friedrich schreibt:

    Gestern ging es mir schlecht. Aber ich habe mir sagen lassen, es gibt noch den Sonnenschein, das Glitzern des Meeres, eine Baumrinde zum Anfassen, das warme Fell des Hundes von nebenan. Gestern habe ich daran nicht geglaubt. Heute kam es mir wieder in den Sinn…

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    • gkazakou schreibt:

      Wie gut ich dich verstehe, Friedrich. Anfassen, sich vergewissern, dass die Welt hinter all den Masken und Verboten noch existiert. Die Natur ist wirklich die einzige Hilfe in diesen Tagen. Aber sie reicht nicht aus, da wir als Menschen auch die Nähe anderer Menschen brauchen, um geistig-seelisch und körperlich gesund zu bleiben. Da geht es halt einen Tag besser, den anderen schlechter. Wichtig ist, sich immer wieder aufzurichten und in seine Kraft zu kommen.

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  7. sonnenspirit schreibt:

    Ja, auch ich war gestern wieder sehr bekümmert. Doch Spanien ist für mich ein Hoffnungsschimmer, habe ich dort auch ein wenig Heimat, wüsste allerdings auch nicht wovon leben. Ich höre aus geomantischer Sicht, dass wir ein Recht auf Erdenheimat haben, ein schöner Satz. Ob das die anderen Menschen verspielen, ist möglich…

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  8. Ich denke nicht, daß es bei uns eine Impfpflicht geben wird. Zu vieles spricht dagegen, zu viele sprechen dagegen… Ich werde sehr froh sein, wenn diese vermalledeite Impflicht vom Tisch ist…

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  9. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 03.04.22 | Wortspende von Stachelbeermond | Irgendwas ist immer

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