Puzzleblumes Zimmerreisen sind ein schöner Impuls, sich im eigenen Heim umzuschauen und zu überlegen, was zu einer sightseeing-Tour einlädt. Danke, Heide, für deine Einladung!
Mit Will.i ist in letzter Zeit nicht viel anzufangen. Er hat seine alte Lebhaftigkeit verloren, hängt durch, hat zu nichts rechte Lust. Oft liegt er auf dem Sofa rum und guckt hoch ins Deckengebälk unseres Wohnraums. Zählt die Balken. Zählen war immer schon seine Leidenschaft. „Was siehst du? Kannst du es beschreiben?“ frage ich ihn, um ihn ein bisschen in Bewegung zu setzen. Bereitwillig beginnt er: „Drei Balken laufen über die ganze Breite des Raums. Zwei dieser Balken stützen das Dach durch einen dicken vierkantigen und vier kurze runde Balken, die von einem Punkt in der Mitte ausgegehen und sich nach oben ausfächern. Diese zwei Punkt sind außerdem durch je einen langen runden Balken mit den beiden Schmalseiten des Raumes verbunden. Dort, wo der dicke viereckige Balken das Dach trägt, verzweigen sich wieder sechs vierkantige Balken. Je zwei davon laufen in die vier Zimmerecken. Von denen gehen wie Fischgräten paarweise sechs Balken verschiedener Größe aus. Uff, es ist schwierig, das alles zu beschreiben. Wer soll das kapieren? Kannst du es nicht zeichnen?“ – „Nee, kann ich nicht. Das wird als Zeichnung zu kompliziert. Wir müssten ein Modell bauen, um es zu erläutern.“ – „Aber wie haben es denn die Handwerker gemacht? So ganz ohne Zeichnung? Und dann haben sie all die Hölzer richtig eingepasst und es ist stabil?“
Nicht nur für Will.i ist das ein Rätsel. Unsere Handwerker, eine gemischte Gruppe aus Griechen und Albanern, haben dies Wunderwerk vor zwanzig Jahren geschaffen. Das Deckengebälk beginnt auf ca 4.50 m bzw auf ca 5 m Wandhöhe – die Höhe ist unterschiedlich, entsprechend der Form des davon getragenen Daches – und überspannt den gesamten Wohnbereich. Die großen Querbalken und andere tragende Balken bestehen aus Zypressenstämmen, die Latten aus Kiefernholz, alles ist gebeizt, nicht gestrichen, und zeigt so seine natürliche Zeichnung. Ich versuchte es mit Fotografieren, konnte aber immer nur Abschnitte des Deckengebälks aufs Bild bringen. Der Rhythmus ist so nicht gut zu erkennen. Aber man sieht jedenfalls den Unterschied zwischen den gerundeten Zypressenstämmen und den zu glatten Brettern gesägten Kiefernstämmen.
Andere Fotos des Deckengebälks habe ich digital bearbeitet, um die Konstruktion etwas besser sichtbar zu machen.
Ich bin heute auch will.i
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Offenbar eine wunderschöne Konstruktion obwohl ich sie mir als ganzes nicht wirklich vorstellen kann.
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Das ist das Dumme: ich kann sie nicht auf einem Foto abbilden, könnte es höchstens mit einem Video versuchen, wo die Kamera wie das Auge dem Gerüst folgt und es nachzeichnet. Es ist wirklich sehr gekonnt, aber nicht sehr regelmäßig, sicher wurde auch improvisiert. Und genau das gefällt mir und macht es spannend, jeden Tag wieder, Du musst dir die Höhe und Breite dazudenken. Die genaue Höhe habe ich nie ausgemessen, wie denn auch: sie dürfte bei 6.5 m liegen.und überspannt einen Raum von 6 x 10 m.
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Ein Weitwinkelobjektiv vielleicht oder ein Video, ja. Das ist ja ein riesiger Raum. Schön !!! Als Bewohnerin einer Gegend mit kaltem Winter denke ich mir „wie heizt ihr diese Halle ? “ 🙂 Wahrscheinlich ist das kein besonders wichtiger Aspekt. In Athen – habe ich gestern gesehen – schneit es wie in den Alpen. Aber das ist schon sehr viel weiter nördlich
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Ja, in Athen hat es tüchtig geschneit, und unsere Athener Wohnung, die recht hoch am Berg liegt, dürfte eingeschneit und kalt sein und ich fürchte um die alten Wasserleitungen (wir waren seit 4 Monaten nicht dort, da wegen lockdown die Bewegung zwischen den Regionen verboten ist). Hier wird es nicht so kalt, zuletzt 8 Grad. Außerdem haben wir ZH, Kamin, Doppelglasfenster und 50 cm dicke Wände, so dass die Wärme gut gehalten wird, sobald sie einmal erzeugt wurde.
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Und ein Atelier nicht zu vergessen. Eure Wohnverhältnisse dürften sehr angenehm sein.
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Ja, stimmt, Das Atelier ist natürlich der Clou. Da das Haus am Hang steht, war es möglich, einen Kelller-Restraum zu einem volll-funktionsfähigen Raum umzubauen. Auch das Atelier ist sehr hoch, was mir ein Bedürfnis ist. Niedrige Decken falllen mir auf den Kopf. Vom Atelier aus führt dann eine innere Rampe in den Versorgungstrack : ZH, Öltank, Toilette in kleinen von einem Gang, der mit Büchern und Bildern vollgestopft ist, abzweigenden und mit isolierenden Türen gesicherten Räumen.
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Das ist ja wirklich kunstvoll gebaut und die Handwerker ganz tüchtige Arbeiter. dafür kann man wirklich dankbar sein. Das Handwerk hat doch ein besonderes Lob verdient und sollte wieder mehr geachtet und gefördert werden. Aber auch die Archtektur ist großartig. Und natürlich gab es ja auch Ideenträger.
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Eine Konstruktion, wie ich sie gar nicht kenne. Sieht nach alter überlieferter südlicher Handwerkskunst aus, liebe Gerda. Gefällt mir sehr, soweit ich es sehen kann.
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Mich fasziniert der Anblick täglich, liebe Bruni, genau wie der Blick aus den Eulenfenstern, die nach einem kleinen Entwurf von hiesigen Schmieden angefertigt wurden. Diese Handwerker sind genial, denn sie arbeiten – abgesehen von den traditionellen Kenntnissen – aus dem Bauchgefühl heraus.
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Wundervoll, was die Handwerker da leisten, liebe Gerda.
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Dazu fällt mir „Handwerkskunst“ ein. Manchmal werden Handwerker in dieser Hinsicht unterschätzt.
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Ja, so sehe ich das auch. Ich verneige mich vor ihrem Wissen und ihrer Ingeniosität.
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Pingback: 3x ABC am Freitag (19.02.’21) | Puzzleblume ❀
Ein faszinierender Anblick wunderbarer Handwerksarbeit, und den Versuch der verbalen Beschreibung als Einleitung und Vorbereitung auf die Bilder finde ich sehr gelungen.
Deine Zimmerreise habe ich nur zufällig gefunden, denn deinen Link hast du zum Einladungsbild gesetzt, nicht zum Textbeitrag, das „pingt“ dann leider nicht. Darum wäre immer ein Kommentar nützlich.
So habe ich mit dem Veröffentlichungsdatum deiner Zimmerreise von willi.i vom 16. Februar diese Reise noch in die Liste vom Freitag eingefügt, und somit hast du die bisherige Zahl für die erste Woche dieser Runde von 9 auf 10 erhöht:
https://puzzleblume.wordpress.com/2021/02/19/3x-abc-am-freitag-19-02-21/
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Danke, Heide,, für deinen Kommentar und Hinweis aufs Verlinken!
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Sehr gern 🙂
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Das ist eine sehr schöne und ausgefallene Konstruktion. Sehr künstlerisch und in dieser Form habe ich sie noch nie gesehen. Da hast du ja täglich einen tollen Blick in deinen eigenen „Dach-Himmel“. Ist diese Form üblich in eurer Gegend oder entstand sie ganz aus dem Gefühl der Handwerker heraus? Das Holz in seinen warmen Farben sowie das „Flechtwerk“, wenn man es denn so nennen kann, ergeben ein tolles Zusammenspiel. Man sieht, daß sie ihr Handwerk, ihr Material verstehen und damit zu spielen wissen. Deine Bildbearbeitungen gefallen mir hier auch sehr gut. Dieses schraffierte erinnert mich an Zeichnungen aus alten Büchern oder mittelalterliche Darstellungen.
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Herzlichen Dank, Almuth, „Dach-Himmel“ ist gut! Ja, es ist ein tägliches Wohlgefühl damit verbunden, hoch, überhaupt nicht drückend, solide und zugleich spielerisch-improvisierend. Solche Decken gibt es in alten Häusern, aber alle sind individuell. Die Innenkonstruktion muss ja der äußeren Dachkonstruktion folgen, muss sie tragen. Und unseres ist kein einfaches Dach, sondern ändert an einem Punkt die Richtung um 90 Grad. Ich habe das Ganze immer noch nicht wirklich verstanden, obgleich ich es täglich betrachte. Und ja, die warme Farbe des Holzes tut mir auch sehr gut – genau so die des Holzbodens, und dazwischen die 50cm dicken hohen Steinwände, die nur an zwei Seiten verputzt sind, um die Leitungen unsichtbar zu machen, während zwei Seiten das Mauerwerk zeigen.
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Das hört sich nach einem richtig schönen Naturhaus an. Toll, mit Steinwänden sogar. Ich stelle mir vor, das alles bildet auch ein gutes Klima zum Wohnen.
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