Das neue Öl

sechs Kanister a fünf  Liter Öl = 30 Liter Öl

Für alle von euch, die mit mir um die diesjährige Ölernte gebangt haben: ich habe das Öl, das aus den vor drei Tagen geernteten Oliven gepresst wurde, heute abgeholt. Heute ging es auch mit der Ernte weiter, zuletzt im Dauerregen. Gepresst werden die heute geernteten Oliven erst morgen, denn wegen der Regentage gibt es kaum Anlieferungen und die Mühle arbeitet erst ab morgen wieder.

Viel Öl produzieren wir dieses Jahr nicht, vielleicht 85 Liter. Dafür war das vorige Jahr rekordverdächtig. So ist es meist: ein Jahr viel, ein Jahr fast nichts.

Wenn man die Arbeitskosten fürs Ernten, Beschneiden, Pressen gegen die produzierte Menge rechnet, kommt man auf 4-5 Euro pro Liter, um die Kosten zu decken. Die Genossenschaften zahlen aber nur 2.50-3.10 Euro pro Liter, der Rest muss durch staatliche Subventionen gedeckt werden (die wir nicht beantragt haben)-

Tatsächlich ist dieses Öl das weltbeste, es würde, wenn es ordentlich vermarktet würde, bis zu 80 Euro pro Liter einbringen. Das sind gewaltige Margen für schlaue Zwischenhändler und Vermarkter. Etwa 90% der griechischen Ölernte wird über den Großhandel abgewickelt, meist Richtung Italien, wo das hervorragende griechische Öl dem weniger guten spanischen und marokkanischen Öl zugesetzt wird, um die Qualität aufzubessern. Italien verkauft ungefähr doppelt so viel „italienisches“ Öl, als es aus eigener Ernte produziert – der Rest wird zugekauft und nach sorgfältigen Rezepten auf eine Standard-Qualität gebracht, an den der europäische Konsument gewöhnt ist.

Jedenfalls sind das die Zahen, die ich vor dreizehn Jahren eruiert habe, als ich eine kleine Studie über dieses Thema anfertigte. Inzwischen gibt es ein paar griechische Produzenten, die ihr Öl selbst vermarkten oder es hiesigen international vernetzten Vermarktern verkaufen.  Außerdem gibt es Verarbeiter wie die Familie Bläuel (Myriade schrieb  kürzlich darüber), die in eigener Fabrik das auch in Deutschland bekannte „Mani-Öl“ und andere Ölprodukte herstellen und vermarkten. Dafür kaufen sie die Ernte der Bauern an – zu welchem Preis, entzieht sich meiner Kenntnis –  und sorgen für eine zuverlässige Belieferung der Märkte mit Standard-Qualitäten von kontrolliert biologischem und normalem kaltgepresstem Öl.  Das können die Kleinproduzenten nicht (anders als in Spanien gibt es in Griechenland fast nur Kleinproduzenten): erstens schwanken die Ernte-Mengen jedes Jahr enorm und zweitens ist der Geschmack des Öls jedes Jahr anders – ähnlich wie beim Wein.

Der jedes Jahr andere Geschmack des „grünen Goldes“ macht das Selbsternten besonders spannend und die Ölprobe zu einem festlichen Moment.

Unsere diesjährige Ölprobe im Schnapsglas: grün, duftend, sehr milde im Geschmack.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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40 Antworten zu Das neue Öl

  1. Arno von Rosen schreibt:

    Wenn du Paypal hast, beteilige ich mich gerne an den Kosten liebe Gerda. Es wäre mir eine Ehre ❤

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  2. felsenquell schreibt:

    Könnte man denn nicht doch ein paar Liebhabern Deines Öls, z.B. Arno, einen 5l-Kanister schicken? Wie machen es denn die Bläuels?
    Ich habe gerade ein Kistchen frischer biologischer Clementinen aus Valencia bezogen, per Post.
    Das Grün dieses frisch gepressten Öls ist wunderbar, wie wird es erst schmecken!

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  3. Melina/Pollys schreibt:

    Interessant…. habe ich wieder mein Wissen erweitert 😁

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  4. Lilli Klar schreibt:

    Eine wirklich spannende Darstellung über Olivenöl. Habe ich wirklich sehr gern gelesen.

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  5. fundevogelnest schreibt:

    Danke, das war sehr interessant und lässt mein „Kleinbäuerinnenherz“ höher schlagen. Ähnliche Erfahrungen mache ich Jahr für Jahr mit meiner Honigernte, die wechselnde Menge, der wechselnde Geschmack.
    Echtes Leben eben und kein Designerprodukt.

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  6. pflanzwas schreibt:

    Schade, daß nicht noch mehr von den Kleinbauern ihre Produkte selber vermarkten können. Sobald es über den Großhandel läuft, werden die meisten abgezockt, egal, um welche Produkte es geht. Wenn man Bioprodukte kauft, kann man merken, wie manche Produkte geschmacklich abweichen, weil jede Ernte anders ist. Das ist mir aber noch nicht oft begegnet. Ich fürchte, ich habe keine Ahnung, wie gutes Olivenöl schmeckt. Die Farbe sieht jedenfalls toll aus. Laßt es euch schmecken 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      Hier versagen auch die Genossenschaften, vermutlich wegen der staatlichen Subventonen, wodurch sie zu einer Beamtenmentalität geführt wurden, anstatt dass sie im Sinne der Produzenten den Markt aufmischen.
      Die Abweichung vom Standardgeschmack ist übrigens unerwünscht, die Konsumenten „verlangen“ angeblich das, woran man sie gewöhnt hat, man darf sie nicht enttäuschen. Nur bei lokalen Bioprodukten .im Kleinangebot gehen nichtstandardiisierte Produkte durch, die Supermärkte lehnen sie in der Regel ab.
      Gerne würde ich mal ne Ölverkostung mit eigenem Öl machen, damit alle hier Mitlesenden erfahren, wie frisches Öl schmecken kann. …..

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      • pflanzwas schreibt:

        Ja, manche Dinge kann man nicht nachvollziehen. Es gibt bestimmt Kunden, die immer den gleichen Geschmack wollen, aber es gäbe bestimmt auch viele Leute, die bereit wären, etwas mehr Abwechslung in ihr Leben zu lassen. So mancher Kunde ist überverwöhnt, wenn ich das mal so sagen kann. Ich arbeite einmal die Woche auf dem Wochenmarkt bei einem Direktvermarkter. Da erlebt man auch so einiges. Viele Stadtmenschen haben von Lebensmitteln nicht mehr die geringste Ahnung. Zum Glück gibt es auch die anderen Kunden! – Oh ja, so eine Ölverkostung wäre toll. Ich muß die ganze Zeit an so ein schönes Hefeweißbrot denken mit Olivenöl beträufelt, mmmh 🙂

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      • kopfundgestalt schreibt:

        Das wäre was!!

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  7. Wundervoll Gerda! Wie lange ist das grüne Gold haltbar und wie lagerst Du es!

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    • gkazakou schreibt:

      Wir lassen es im Kanister und lagern es im Untergeschoss, also im Dunkeln. Besser wäre ein Großbehäller aus Edelstahl, aus dem man flaschenweise abfüllt, ist halt ein Kostenfaktor mehr. Das Grün verliert sich mit der Zeit. Das vorjährige Öl ist aber noch immer sehr gut und wohlschmeckend. Länger als höchstens anderthallb Jahre sollte man das Öl nicht lagern, weil esdann viele seiner Qualitäten verliert. Zum Kochen und Backen kann man es aber auch danach noch gut verwenden. .

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  8. Johanna schreibt:

    Damit wirst Du 100 🤗

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  9. Ule Rolff schreibt:

    Gratulation zur ersten Ölprobe, Gerda! So hat sich der Stress dich gelohnt.

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    • gkazakou schreibt:

      o ja, danke, Ule! Am Ende wars ja kein Stress mehr, sondern Freude.Das Fahren durch die regenverhangene Natur mit den imposanten Bergkulissen ein schönes Erlebnis. Auf den hohen Gipfeln liegt der erste Schnee.

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  10. Gisela Benseler schreibt:

    Erst jetzt konnte ich es lesen. Ja, das ist „grünes Gold“, das Mani-Öl. Gut, daß es dafür nun auch eine Vermarktung gibt. Darum solltet Ihr Euch noch stärker bemühen. Ich als Einzelperson brauch kaum Öl, wüßte auch nicht, wie ich es von Dir beziehen könnte. Ich wünsche Dir aber viele gute Abnehmer!

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  11. TeggyTiggs schreibt:

    …es ist immer das Gleiche, egal ob Öl, Honig oder Äpfel…selbst angebaut und geerntet ist es nicht nur eine andere Qualität, sondern oft unterscheiden sich da Welten…es lohnt einfach, so viel wie möglich selbst herzustellen…

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  12. BT!NA schreibt:

    Es ist wie mit allem, was man selbst macht. Einfach köstlich im Geschmack und urgesund!
    Wir haben aus Italien von Bekannten auch immer „eigenes Oel“ bekommen. Kein Vergleich zum Olivenoel bei uns… Ein paar Tropfen auf ein frisches Brot ist ein der Traum!
    Genieße es und bleib‘ gesund!

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  13. Mit Interesse habe ich Deinen Öl-Artikel gelesen, liebe Gerda.
    Wie gut, daß es mit der Ernte doch noch geklappt hat!
    Ich werde im Bio-Laden auf das Mani – Öl achten und hoffre, daß ich welches finde.

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