Lesarten: elektronisch bearbeitete Seiten von John Updike, The Coup

„Gerupft und geschunden hast du mich!“ jammerte das Buch, dem ich gestern ein paar Seiten ausriss. „So geht es nicht! Tu gefälligst etwas für mich!“ Mich begann das schlechte Gewissen zu plagen.

Als erstes klebte ich ihm die gestrigen Segelboote ein. Seelen-Pflaster, sozusagen.

Das aber verstimmte das Buch eher noch mehr, denn was es wollte, war nur eins: lesbar sein und gelesen werden. Ich machte also einen zweiten Anlauf,

Ich probierte gleich noch eine andere Lesart derselben Seite aus:

Seite aus John Updike, The Coup, Fawset Crest ,NY

Ja, doch, es ist zweimal dieselbe Seite! Kannst du nachprüfen, wenn du es nicht glaubst.

Nun aber noch eine zweite Seite:

„So wird noch was aus dir!“ versicherte ich dem Buch. „Auf die Lesart kommt es an! Hat man dir noch nie gesagt, dass ein Text erst vollständig durch seine Leser wird?“

Seite 189 aus „The Coup“, mit blind gezeichnetem Selbstportrait

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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30 Antworten zu Lesarten: elektronisch bearbeitete Seiten von John Updike, The Coup

  1. kopfundgestalt schreibt:

    Ich lese „junk“ im letzten Foto, aber junk ist diese Art kreatives Tun keinesfalls 🙂
    Gut gemacht.

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Naja, so hast Du diesen Zeilen noch einen Wert gegeben. Und ein Seelenpflaster dazu.

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  3. Jetzt haben die alten Seiten aber an Bedeutung gewonnen und sie sind quasi zu neuem Leben erweckt worden! Die Seiten haben durch Dich ein auffälliges Erscheinungsbild bekommen!🤗👌👍

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Babsi. Ich finde, dass man dieSeiten vor allem anders liest, je nachdem, was man hervorhebt und wie man die Wörter zusammenfasst. Drum nannte ich es „Lesarten“.

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  4. Ule Rolff schreibt:

    Witzige Wiedergutmachung, Gerda. Ob sich Updike je vorgestellt, dass die Leserinnen so mit seinen Büchern umgehen? Aber was wusste der Mann schon von Postmoderne und Dekonstruktivismus?

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  5. Deine kreativen Innovationen beeindrucken immer wieder!👌👍

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  6. pflanzwas schreibt:

    Ein tolles Experiment Gerda! In dem Buch fehlten eindeutig die Illustrationen 🙂 Ich habe sowas auch schon mit einem alten Buch begonnen, was hauptsächlich von Pilzen bewohnt wird 😉 Deine Bearbeitung gefällt mir sehr gut. Ich glaube, ich muß auch noch mal den Text „überarbeiten“, lach.

    Gefällt 2 Personen

  7. pflanzwas schreibt:

    PS mit den gerissenen Seiten könnte man noch interessante Strukturen basteln.

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  8. Susanne Berkenkopf schreibt:

    GROSSARTIG – Seite 130 gefällt mir besonders gut 😉

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  9. Jules van der Ley schreibt:

    Die Buchseiten sehen einfach prima aus. Die künstlerische Aneignung des Buches stört vermutlich nur Bibliophile. Beruhigend, dass die Verfremdung nur digital ist?

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  10. Seite 189, digital bearbeitet, finde ich spitzenmäßig gut, liebe Gerda,

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  11. Johanna schreibt:

    Na ob das Buch nun zufrieden ist?😅

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