Was hab ich mir hier eingefangen? fragte ich gestern. Was zeigt sich in den Grenzen der Passepartouts? Was werde ich dort sehen und zu lesen bekommen? Passepartouts funktionieren ja ein wenig wie deine Finger, wenn du einen Ausschnitt der Wirklichkeit isolieren willst, um diesen ohne Einwirkung des Umfeldes anzuschauen. Fotografen machen das, und Maler auch.
Der rechte Typ trägt einen Hut. Der stammt aus Lyrifants „Tütengedichten“. Sein linker Arm stammt aus derselben Gruppe – du erkennst es am Papier. „Prosa in Rosa“ hat das Hemdchen und „schneien möcht ich“ den transparenten Arm mit der weißen Schrift beigetragen. Der braune Fetzen fürs Gesicht ist unbedruckt und ohne Herkunftsangabe.
dahinter
neben
draußen
dafür. alle dagegen
bsten auf und davo
Und dann ist da noch ein aufgedrucktes d.
d-arf ich, bei der Gelegenheit, anfragen, was auf deinem Hut steht? Wenn du ihn ziehst? Wenn du auf der Hut bist? wenn du dich behütet fühlst? Wenn man dir auf den Hut haut?
Hier sind nun zwei weitere Anwärter für Tüfteleien. Das erste – du hast es schon gesehen – ist ein Kniegelenk des rechten, das zweite ein Bein des linken Typs. Was haben sie uns zu sagen? Und was steht auf deinem Kniegelenk, auf deinem Bein?
Der Arm des linken Typs ist aus „Wittgensteinchen“ entstanden – und mir scheint, die haben eine gut lesbare Message für mich.
…iebe Sil.be – stelle Wörter – spring – über Sä – dichte – und – spiele.
„spring – und dichte – über die Grenzen – deiner Sprache – rehte enmitten durch – deine Welt – mitten hinein – ins Offene, Freund“
Ins Offene, Freund? Spiele? Spring? Spring? Sehr wohl, Herr Wittgenstein, Frau Lyrifant. Diese Steine hebe ich gern auf und stecke sie mir in die Tasche:
Und DAS ist dem Linksaußen ins Gesicht geschrieben: Wenn sich dir das ein oder andere Wittgensteinchen in den Weg legt: heb es auf und mach daraus Gedichte.
Sehr wohl, sehr wohl. Hier ist schon mein erstes Poem! Man kann es auch singen! Hörst du die Musik?
Komm mein Lieber, heb das Bein,
tanzen mag ich nur zu zwein.
Und du schöne lange Weiße
willst wohl wissen, wie ich heiße?
Zwerglein du was hockst du still,
hab doch Mut und Lebenswill!
Stern erstrahlt mit Strahlen fünf
Frau ist dünn und ohne Strümpf.
Und weil Lyrifant sich „mehr Tiere“ gewünscht hat: hier ein Bild mit allen ihren Schnipseln. Vogelinsekten – Insektenvögel im Kampf um eine Mahlzeit (das rote Fusselchen ist von Bruni). Ein Würmchen hat sich unter dem schützenden Zaun versteckt. Auf seinem verängstigten Leib steht geschrieben: schneien möcht ich.



O ja, ich höre die Musik! Du bist einfach unglaublich, eine wahre Zauberin! – die bräunlichen Fotopapierschnipsel: das sind übrigens die „Steinfotos“ aus den „Wittgensteinchen“; und von ähnlichem Style wie die Tütengedichte sind Fragmente aus dem „Lied vom Scheitern“, das hatte ich im Brief noch vergessen zu erwähnen. Wobei die Herkunft des Materials vielleicht auch wiederum keine Rolle spielt, entscheidend ist doch, was Form, Material und Wort bei Dir auslöst – und Deine Bewegungen gehe ich gerne mit, es ist wie ein Spaziergang in unbekanntes Terrain in Begleitung einer Menschin, die in diesem Terrain zuhause ist.
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Danke, Sabine, ich habs gerne, wenn mir die Schnipselspender Informationen zu ihrem Material geben. Ich könnte sie mir natürlich auch auf deinem Blog zusammensammeln – und ich hoffe, so manche Guckerin wird sich auf deinem Blog umsehen – , aber ich will das jetzt nicht für mich, denn ich brauche jetzt die Naivität und Neugier der Zugewanderten, die der staunenden Einheimischen Dinge zeigt,von denen sie nichts wusste. 😉
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klasse!!
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Hach, und weiter geht es mit dem tanzenden Spaß, aber da ist ja so viel mehr
Ich sehe die Passepartoutgesellen, liebe Gerda und als ich länger daraufsah, begannen sie wirklich zu tanzen, die Passepartouts drehten und wendeten sich, schoben sich nach oben, nach unten, zur Seite und wieder heran. Fast ein gespenstiger Tanz, langsam und linkisch.
Als ich mich abwenden wollte, sprangen mir die Worte vor die Augen, hatten wohl Angst, ich könne sie übersehen vor lauter Tanzerei mit den Passepartouts 🙂
spring – und dichte – über die Grenzen und ich
rehte enmitten durch – deine Welt – mitten hinein – ins Offene
und dann habe ich mein Fusselchen gesucht und ziemlich gelächelt, als ich es fand
und aus irgendeinem Grunde hats mich gefreut, daß ich mit dabei sein durfte, denn es war zu schön, Deiner Fantasie zu folgen und meine Freude daran zu haben.
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dein rotes Fusselchen ist das Pünktchen auf dem i, das Salz in der Suppe oder wie sagt man da.
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🙂 danke 🙂
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Ich hab’s geahnt: Sabine und du, das kann nur zu Feuerwerk führen! Und siehe, schon funkelt’s und blitzt’s vor Ideen. Anscheinend sprüht es auch in dir wieder vor Einfällen, liebe Gerda, da komme ich ja gar nicht hinterher mit den Kommentaren.
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Hab Dank, du Liebe. Ich weiß ja, dass du es mit Interesse verfolgen wirst, was da zwischen uns abläuft – auch wenn du vielleicht nicht alles kommentieren kannst. Auf deine Einschätzungen bin ich aber dennoch besonders gespannt.
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☺ Jetzt bin ich wieder auf dem Stand, gelesen hatte ich natürlich alles gleich, dazu bin ich viel zu neugierig darauf gewesen, was aus dieser Synergie in deiner Alchimistenküche für Gold entstehen würde. Nun weiß ich es: Glänzendes!
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¨:) 🙂
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