Das heutige Sonntagsbild von Ulli gibt mir das Stichwort für ein eigenes Sonntagsbild, das ich gern zeigen wollte, aber noch zögerte. Denn auch mein Herr Hund – entrüstet über mein gestriges Kater-Foto – wollte ein Portrait von sich im Blog sehen. Doch da er heute morgen von der Bildfläche verschwand, sich auch nicht finden ließ und erst nach stundenlangem Suchen schlecht gelaunt wieder auftauchte, beschloss ich, dass er kein Portraitfoto verdient hat. Also kommt heute „die Spinne“ dran!
Der Titel „Die Spinne“ (auf deutsch!) stammt nicht von mir, sondern von der Graffiti-Künstlerin (falls es kein Künstler war), die ein altes Gemäuer unterhalb der Akropolis mit einem riesigen schwarz-weißen Netz überzogen hat. Von Ferne dachte ich, es sei ein schön ziseliertes Gitter, beim Nähertreten wurde dann klar, dass mich viele kunstvoll gespräyte Augen ansahen, die sich zu einem Netz fügten. Argus-Augen. Ihr kennt den Riesen mit den hundert Augen, nicht wahr? Wenn nicht, schaut mal hier nach. Den Kopf der Spinne fand ich schließlich auch.- Und so trifft sich meins mit Ullis nicht nur in der Vorstellung von Spinne und Netz, sondern auch in ihren Fragen zum Sehen: wie sieht ein hundertäugiger Riese? wie sieht eine Spinne mit hunderten von Augen? Was ist Wahrnehmung?
Anklicken = Vergrößern.
Sehr eindrücklich, aber auch unheimlich, wer will schon von so vielen Augen betrachtet werden? Besonders eng wurde es mir bei dem Foto, der eng zueinander stehenden Wänden.
Das andere ist die immer wiederkehrende Frage, wie sehen wir, was sehen wir und wie und was andere Lebewesen, was ist Realität?
Liebe Sonntagsgruesse an dich,
Ulli
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Vielleicht liest du mal, was Gerhard schreibt – und ich drauf kommentiere. Es ist ja wieder nur ein winziger input zu der großen Frage des Sehens, aber vielleicht nützlich.
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Was ist Wahrnehmung?
Vor 2 Tagen las ich, dass Wahrnehmen im Grunde als Vorhersage eingeläutet wird. Das Gehirn sagt den nächsten Eindruck voraus und korrigiert evtl. diese Konzeption durch den „nachgereichten“ Sehinput.
Im DLF hat Martin Hubert schon 2014 von den Forschungen hierzu in Glasgow berichtet.
Ich halte das als recht plausibel.
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Interessant. In diesem Falll sah ich zuerst ein Gitter vor einem weißen Himmel. Offenbar hatte mein Hirn das „vorausgesagt“. Aber warum? weil es mir gefallen hätte? Dann kam als nächster Sehinput die Festigkeit der Wand. Und die Korrektur wurde vollzogen.
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So in etwa. Denke ich.
Das Gehirn antizipiert, es muss das wohl. 😀
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ich hänge auch heute auf dem Sofa ab, wünsche einen schönen Ruhetag, Klaus
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Das Graffiti finde ich ein bisschen unheimlich, weil es so genau den Dauerzustand Abbilder schaffender Menschen erfasst: permanent suchend im Blickmodus. Und dahinter immer die Frage, ob das, was wir abbilden, tatsächlich existiert, oder ob wir es durch die Abbildung erst erschaffen. Bis zu einem gewissen Grade der Interpretation durch die Darstellung ist das sicher so, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Frage, die immer wieder auftaucht.
Wie gut, das Tito wieder nach Hause gefunden hat.
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Ich hatte auch ein mulmiges Gefühl inmitten dieser Augen. Lieber wäre mir gewesen, mein Ersteindruck – ein ziseliertes Gitter mit frei lassenden Zwischenräumen – hätte sich bestätigt. Andererseits: ist das Internet, das Bloggen nicht auch so eine Spinne mit unzählichen Augen, jeder schaut, vernetzte Augen, das spinnt sich immer weiter, wird zum unendlichen Netz, das sich irgendwo wieder zusammenschließt, unbekannt wo. Wenn ich meine „sights“ anschaue, da ballen sich die Zahlen in Deutschland, Europa, aber etliche Fäden reichen doch auch in die USA, nach China, Brasilien, Kambodscha, Korea, Ghana, Kenia… , Der Kopf der Spinne aber bleibt unsichtbar. Oder bin ich der Kopf? Sind es meine Augen?
Liebe Grüße und Dank! Gerda
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Auch ich empfinde Unbehagen/Klaustrophobie schon beim Betrachten dieses Kunstwerks: big brother is watching you.Diese Überwachung auf allen Gebieten greift ja immer mehr um sich, das Netz zieht sich eher zusammen, als dass es uns Raum gibt. Ein Spinnenetz hat einen begrenzten Rahmen – die digitale Überwachung sprengt das alles.
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So ist es. Insofern finde ich diese Darstellung, die das alte Gemäuer überzeiht, geradezu genial. Augenöffnend. Das Unheimliche-Unsichtbare wird sichtbar gemacht.
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Ein Muster in Schwarz/Weiß, genial, das waren meine ersten Gedanken, liebe Gerda.
Unheimlich schien es mir erstmal nicht, bis ich alles gelesen hatte. Da kamen die Gedanken, welches Ziel der oder die Künstlerin hier verfolgte?
Die alles überwachenden, alles sehen und wissen wollenden? Augen, die uns in der Dunkelheit verfolgen? Der Staat, der seine Augen überall hat?
Der Kopf des Kunstwerkes hypnotisiert mich, Faszination pur.
Es muß eine Heidenarbeit gewesen sein, dieses Ausmalen an allen Wänden, ohne Unterbrechung, ein Auge neben dem anderen.
Und dann die, die sich traute, zu den Augen traute, Gerda, die Mutvolle *schmunzel* Eine tolle Entdeckung!
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