Ich betrachtete die gestrigen Fotos aus dem Bäckerladen, und mir gefiel, wie der Kopf des Bäckers in der dunklen Rundung der Rückenansicht meines Mannes lag. Der Kopf des Bäckers, so schien mir, war den Brotlaiben ähnlich geworden, die seine Hände ein Leben lang kneteten, und die nun auf dem Regal hinter ihm ruhten.
Während ich zeichnete, dachte ich an die Zeit, als ich meinen Mann kennenlernte. Auch er war damals „Bäcker“ gewesen – in der Brotfabrik Lembke. Als angelernter „Chemiker“ fügte er den Teigen in den großen Rührmaschinen jeweils an die 30 Substanzen bei, erzählte er mir. Besonders bekannt war das Toastbrot, das weiß und geschmacklos war – weshalb ich es nie kaufte.
Eine starke Verbindung fühlte ich, während ich zeichnete, zwischen diesen beiden Männern – und zum Brot: der eine, der als Gastarbeiter in die Fremde ging mit dem Traum, Professor zu werden (ja, er schaffte es) – der andere, der in der Heimat blieb und wie die Generationen vor ihm das gute Brot im uralten Ofen buk. Gestern haben sie sich zum ersten Mal getroffen. Zwei Bäcker.
Und immer schließen sich Kreise…
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danke, Maren, das ist ein sehr schöner Gedanke. Manchmal merkt man es, oft gehen solche Momente an einem vorbei….
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Schöne Erinnerungen .. 🙂
Deine Zeichnung erzählt so wundervoll darüber!
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danke, Christel. Ich freu mich, weil ich auch finde, dass ich diesen Moment richtig begriffen und gezeichnet habe.
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S e h r ausdrucksvoll und großartig erfaßt, diese Begegbung der beiden Bäcker. Es scheint so, als ob der einheimische Bäcker dem Professor viel Persönliches anverstraut, weil er sich „verstanden“ fühlt. Künstlerisch hast Du das auch wieder wunderbar gestaltet, was in der Bearbeitung noch besser zum Ausdruck kommt, finde ich.
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Liebe Gisela, die beiden haben nur Brot und Geld ausgetauscht, vielleicht auch ein „Guten Tag“ und „Gutes Neues Jahr“. da wurde nichts „anvertraut“. Ihre innere Verbindung ist für mich beim Zeichnen sichtbar geworden.
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Ja, die innere Verbindung meinte ich, die Dir beim Zeichnen bewußt wurde. Da muß ja nicht gesprochen werden. Eben ein Austausch ohne Worte , bzw. nur auf das Notwendigste, Geschäftliche, äußerlich beschränkt.
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Mit großer Weit- und Übersicht geschrieben…
Ein bisschen dort entlang gedacht, hätte ich, die ich sehr lange Zeit Kinder und Jugendliche unterrichtet habe, immer jung und kindlich bleiben müssen…Oha, kein so schlechter Gedanke…
Alles Gute dir, liebe Gerda!
Sonja
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Ein guter Gedanke, liebe Sonja. Vielleicht b ist du ja jung und kindlich gebieben?
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Das Brot des Bäckers ist Günter lamprechts wohl bedeutendster Film.
Ich würde bleibend auf ihn aufmerksam durch „rückfälle“. Weithin bekannt ist er durch Berlin Alexanderplatz.
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an den Film dachte ich beim Titel natürlich auch, Ob sich wohl einige der Lesenden noch erinnern? https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwithZPH6-TmAhWgSBUIHfpSB6AQwqsBMAB6BAgMEAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3D_zZFHsa2nJk&usg=AOvVaw2LpysjTAuYj_Bbfhx2JM_G
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Ich mag die Hingabe des Bäckers hier und das annehmen und vertrauen durch den Kunden
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Es ist sehr viel Hingabe beim Gebenden und tiefer Respekt beim Empfangenden in diesen Gesten. Das geht weit über den gewöhnlichen Warenaustausch hinaus und rührte mich an.
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Etwas ähnliches passiert, wenn Keramik den Besitzer wechselt 😀
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das kann ich mir gut vorstellen, Gerhard. Ich habe eine ähnliche Szene in lebhafter Erinnerung, als der Pinocchio, den öfter mal gezeichnet habe, in Sizilien den Besitzer wechselte.
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…der Käufer scheint die Bewegung des Bäckers in sich aufzunehmen, während der Bäcker in seiner Tätigkeit demütig bleibt, ganz dienend, nimmt der Käufer, Dein Mann, diese Geste an und auf…? …es lässt sich viel hineindeuten…mir gefällt der Gedanke, der Kopf des Bäckers sieht den Broten ähnlich…
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Schön beschrieben
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Mein Mann hat sehr gut verstanden, was ich hier gezeichnet und geschrieben habe. das war eine Extra-Freude für mich. danke für deinen schönen Kommentar.
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und es wurde eine wundervolle Zeichnung, liebe Gerda.
So voller Harmonie ist selten eine Zeichnung. Der Kopf des Bäckers, die Brotlaibe, die eine ähnliche Form haben, die Gelassenheit der beiden, der eine wickelt vermutlich das Brot in ein dünnes Papier und Dein Mann wartet den Moment ab, in dem Geld und Brot den Besitzer wechseln. Sehr sensibel eingefangen!
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Danke von Herzen, Bruni, für deine feinen Worte!
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