#inktober and #inktober2018. 5. CHICKEN.
Ein Huhn zeichnen? Sicher, das ginge. Aber soll ich tatsächlich mit all den anderen Huhnmalern konkurrieren? Ich fürchte, da ziehe ich den Kürzeren, zumal mir das Modell fehlt. Da bleibe ich lieber abstrakt.
Also habe ich mich entschlossen, heute ein Bild einzustellen, dass die Spuren zeigt, die Hühner, chicken, bei der Futtersuche hinterlassen. Scharren, Kratzen, Picken, Kot. Betitelt habe ich es englisch mit „chickens‘ greed“ „Hühnchengier“. Entstanden ist das Bild, indem ich Tinte über ein zuvor mit Wachs und anderem künstlich verschmutztes Blatt Papier verteilte.
Das zweite Bild zeigt die Spuren einer aufsbruchfreudigen und disziplinierten Art von Hühnern. Ich habe es französisch betitelt mit „Poulets en marche“ (Hühnchen im Aufbruch, nach der Bewegung, die den französischen Präsidenten Emanuel Macron an die Macht brachte).
Den heutigen Eintrag möchte ich abschließen mit einem meiner Lieblingsgedichte von Christian Morgenstern:
Das Huhn
In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her …
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteher?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte wo es – stört!
SUPER ! Mir ist zum Thema „Hähnchen“ nichts eingefallen, außer Grillhuhn, wahrscheinlich ist die deutsche Themenliste doch nicht so gut …..
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danke! Ich schlage die Wörter im Pons nach.
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Poetin … 100% !
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danke!
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Und Joachim Ringelnatz sagt dazu:
Die Krähe
Die Krähe lacht. Die Krähe weiß,
Was hinter Vogelscheuchen steckt,
Und dass sie nicht wie Huhn mit Reis
Und Curry schmeckt.
Die Krähe schnupft. Die Krähe bleibt
Nicht gern in einer Nähe.
Dank ihrer Magensäure schreibt
Sie Runen. Jede Krähe.
Sie torkelt scheue Ironie,
Flieht souverän beschaulich.
Und wenn sie mich sieht, zwinkert sie
Mir zu, doch nie vertraulich.
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So sind die Krähen 😉
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danke, als nächstes stünde dann der Titel „das besoffne Chicken“ an.
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durchaus, lieber Werner! Doch dass Herr Ringelnatz Hühner nur auf Reis erwähnt, macht sie für diesen Anlass hier unbrauchbar 😉
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Er ist ja weit in der Welt rum gekommen. Er kennt auch noch andere Zubereitungsarten. Hilft Dir zwar nicht bei Deinem Anlass, lässt Dir aber vielleicht das Wasser im Gaumen zusammen laufen wenn Du an eine spätere Verwendung denkst?
Kuttel Daddeldu und die Kinder
Wie Daddeldu so durch die Welten schifft,
Geschieht es wohl, daß er hie und da
Eins oder das andre von seinen Kindern trifft,
Die begrüßen dann ihren Europapa:
»Gud morning! – Sdrastwuide! – Bong Jur, Daddeldü!
Bon tscherno! Ok phosphor! Tsching–tschung! Bablabü!«
Und Daddeldu dankt erstaunt und gerührt
Und senkt die Hand in die Hosentasche
Und schenkt ihnen, was er so bei sich führt,
– – Whiskyflasche,
Zündhölzer, Opium, türkischen Knaster,
Revolverpatronen und Schweinsbeulenpflaster,
Gibt jedem zwei Dollar und lächelt: »Ei, ei!«
Und nochmals: »Ei, Ei!« – Und verschwindet dabei.
Aber Kindern von deutschen und dänischen Witwen
Pflegt er sich intensiver zu widmen.
Die weiß er dann mit den seltensten Stücken
Aus allen Ländern der Welt zu beglücken.
Elefantenzähne – Kamerun,
Mit Kognak begoss’nes malaiisches Huhn,
Aus Friedrichroda ein Straußenei,
Aus Tibet einen Roman von Karl May,
Einen Eskimoschlips aus Giraffenhaar,
Auch ein Stückchen versteinertes Dromedar.
Und dann spielt der poltrige Daddeldu
Verstecken, Stierkampf und Blindekuh,
Markiert einen leprakranken Schimpansen,
Lehrt seine Kinderchen Bauchtanz tanzen
Und Schiffchen schnitzen und Tabak kauen.
Und manchmal, in Abwesenheit älterer Frauen,
Tätowiert er den strampelnden Kleinchen
Anker und Kreuze auf Ärmchen und Beinchen.
Später packt er sich sechs auf den Schoß
Und läßt sich nicht lange quälen,
Sondern legt los:
Grog saufen und dabei Märchen erzählen;
Von seinem Schiffbruch bei Helgoland,
Wo eine Woge ihn an den Strand
Auf eine Korallenspitze trieb,
Wo er dann händeringend hängenblieb.
Und hatte nichts zu fressen und saufen;
Nicht mal, wenn er gewollt hätte, einen Tropfen Trinkwasser,
um seine Lippen zu benetzen,
Und kein Geld, keine Uhr zum Versetzen.
Außerdem war da gar nichts zu kaufen;
Denn dort gab’s nur Löwen mit Schlangenleiber,
Sonst weder keine Menschen als auch keine Weiber.
Und er hätte gerade so gern einmal wieder
Ein kerniges Hamburger Weibstück besucht.
Und da kniete Kuttel nach Osten zu nieder.
Und als er zum drittenmal rückwärts geflucht,
Da nahte sich plötzlich der Vogel Greif,
Und Daddeldu sagte: »Ei wont ä weif.«
Und der Vogel Greif trug ihn schnell
Bald in dies Bordell, bald in jenes Bordell
Und schenkte ihm Schlackwurst und Schnaps und so weiter –
So erzählt Kuttel Daddeldu heiter, –
Märchen, die er ganz selber erfunden.
Und säuft. – Es verfließen die Stunden.
Die Kinder weinen. Die Märchen lallen.
Die Mutter ist längst untern Tisch gefallen,
Und Kuttel – bemüht, sie aufzuheben –
Hat sich schon zweimal dabei übergeben.
Und um die Ruhe nicht länger zu stören,
Verläßt er leise Mutter und Göhren.
Denkt aber noch tagelang hinter Sizilien
An die traulichen Stunden in seinen Familien.
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Sauber! Werner!
😉
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Einen Titel lesen und dann um die Ecke denken, das ist dir wieder einmal gut gelungen, liebe Gerda, ob nun bei den Bildern oder beim zitierten Gedicht.
Als mich gestern Morgen M. weckte, sagte ich: Moment, ich muss erst noch die Hühner füttern, da hat sie gelacht und ich ward wach …
Wusstest du, dass Hühner an 5. Stelle bei den intelligenten Vögeln stehen, und ich habs schon immer gesagt: Hühner sind nicht dumm! Nur ich habe leider keine und werde auch an diesem Ort keine haben, so schade!
liebe Grüße, Ulli
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Dumm sind Hühner nicht, aber als Kind haben sie mir sehr missfallen wegen einiger auffallender Charakterschwächen, Sie konkurrieren ständig miteinander, hacken sich, rennen nach jedem Korn, wenn alle rennen, und lassen das andere Korn unbeachtet. Reinster Futterneid. Sie hofieren dem Hahn, unterwerfen sich seinen Gelüsten, gackern über jedem Ei wie blöd….. Kurzum:: als wir in der Schule einen Aufsatz über ein Haustier schreiben sollten, nahm ich mir die Hühner vor und rechnete mit ihnen ab.
Aber es gab auch das „Glucki“, das war ein kleinwüchsiges liebevolles altes Huhn, das viele Generationen von Küken ausgebrütet hatte. Das liebte ich. Und wenn ich heute Hühner auf Feldern oder in Bauernhöfen sehe, wird mein Herz erwärmt, besonders wenn sie zufrieden gurren. Und auch in Bahnhofshallen begegne ich ihnen gern und schenke ihnen meine Sympathie. .
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Ein schöner Beitrag und dazu noch eine Art Gedankenübertragung. Denn ich habe gerade einen Beitrag über Hühner für morgen fertiggestellt, der deine Ausführungen gewissermaßen noch ergänzt. Insbesondere sollte man nicht vergessen, dass die Kratzspuren der Hühner bedeutungsvolle Zeichen (Hieroglyphen) sein könnten.
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O ja! Danke! An Hieroglyphen dachte ich auch, als ich über Hühner sinnierte. 🙂
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Das besoffene Huhn möchte ich ausdrücklich in Schutz nehmen. Wie Luigi Malerba bereits wusste, könnte hier eine Fehldeutung vorliegen: „Als sie erfuhren, die Erde sei rund wie ein Ball und kreise mit höchster Geschwindigkeit durchs All, begannen die Hühner, sich Sorgen zu machen und wurden von heftigem Schwindel ergriffen. Sie torkelten wie betrunken über die Wiesen und konnten sich nur auf den Beinen halten,indem sie einander stützten. Das schlaueste Huhn machte den Vorschlag, sich einen ruhigen Platz zu suchen, möglichst quadratisch.“
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O, das sind ja tolle Neuigkeiten! Seither leben die Hühner auf viereckigem Raum? Und unterstützen sich gegenseitig?
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*g*
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ist doch richtig gut gelungen, möge es dir auch heute gut gehen.
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Oh ja Hühner, tausend Erinnerungen werden wach….auch Wilhelm Busch mit Max und Moritz fallen mir dazu ein…. da ging es für die Hühner eher schlecht aus denn…….“von dem ganzen Hühnerschmaus guckt nur noch ein Bein heraus“….. so sieht’s aus… Marie
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Wilhelm Busch ist auch bei mir ständig gegenwärtig, Marie.
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Meine Schüler durften ihre gemalten Fantasieschatzkarten immer „misshandeln“. An den Ecken anzünden oder auch mittendrin, im Dreck wälzen, ölen, mit allem Möglichen einreiben…
Was für eine Freude die hatten!
Wir hatten auch mal Hühner: gute Zeiten!
Gruß von Sonja
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Eine Kunststudentin, die zugleich unser Modell und unsere Lehrerin war, sagte immer. mach mit deinem Bild was du willst. Es ist deins! Und tatsächlich hat es etwas Befreiendes, eine eigene Zeichnung kreativ zu misshandeln. Wer das mit Inbrunst tut, wird es vielleicht nicht nötig haben ,andere zu misshandeln.
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Hühnerspurenbilder 🙂 Fast konnte ich mich an ihnen nicht sattsehen, vor allem am ersten,
aber ich mußte mich sputen, schließlich wollte ich noch von Morgensterns Huhn lesen, das in der Bahnhofshalle herumspaziert. Mir ist es leider noch nicht begegnet, es muß wohl ein mir unbekannter Bahnhof sein 🙂 Das ist schade, es wäre mal eine schöne Abwechlung zu den ewigen Tauben, die einem ständig zwischen den Beinen herumlaufen
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mit den Tauben hast du unbedingt recht. Sie sind ewig. 😉
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oh ja 🙂
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Hühnchen im Aufbruch finde ich toll – ich sehe es vor mir 🙂
Und das Gedicht gefällt mir auch, kannte ich noch nicht.
Liebe Grüße von mir und schönes Wochenende!
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das freut mich, danke!
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Danke allen für diesen wunderbaren Sonntagsmorgen!
Ich bin eher zufällig über viele Ecken vor einem halben Jahr zu diesem blog gestoßen als „stille Teilhaberin“. Heute aber muss ich meine Freude über diese Mischung aus Bild und Text von Österreich (Donaunähe) nach Griechenland schicken. Hier teilen Menschen, die offensichtlich seit Jahren befreundet sind, ihren Sprachwitz, ihre Beobachtungsgabe und ihren Einfallsreichtum – nur um mir den Tag schöner zu machen…
Die Hühnergeschichten heute sind aber so herrlich, dass ich mich nun outen muss! Allein das Vergnügen, dass ich nach tausenden von Jahren den Diddeldaddeldu lese, ist es wert, dass ich den Frühstückskaffee kalt werden lasse. Danke euch allen, die ich nicht kenne und die ihr mir doch in der Freude an Bild und Wort so nahe seid!
Brigitta
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Liebe Brigitta, nun hast du mir den Sonntagmorgen versüsst (meinen Kaffee habe ich bereits in der Morgensonne getrunken, wir sind ja eine Stunde weiter hier). Deine Rückmeldung ehrt mein Blog mit all seinen klugen liebenswerten LeserInnen und KommentatorInnen. In „Bloghausen“ (Namenserfindung geht auf Ulli Gau zurück) fühle auch ich mich sehr wohl, obgleich wir uns zum größten Teil überhaupt nicht kennen – außer natürlich über die Blogs, doch auch diese Bekanntschaft ist nicht älter als drei Jahre, oft aber viel kürzer. Danke dass du dich hier gemeldet hast, Es ist ein schönes Gefühl, wenn aus der Anonymität der LeserInnen ein so freundliches Echo herüberschallt. Genieß weiterhin den Sonntag von Herzen! Gerda
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Danke für die liebe Antwort!
Dass mir aber der Kuttel Daddeldu zum Diddeldaddeldu mutiert ist, ist mir peinlich! Ich kann mich nur mit dem Gefühlsüberschwang heute morgen und meinem derzeit häufigen Kontakt mit kleinen Kindern entschuldigen! (wie sage ich es den Kindern beim Hausübung machen: zuerst lesen, dann denken, dann schreiben, dann kontrollieren….) Werde es mir merken!
Brigitta
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mir gefiel es! Aber wenn gewünscht, kann ich es korrigieren.
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