Wenn man diesem Künstler zuschaut – und er ließ sich gerne bei der Arbeit filmen und fotografieren -, sieht man einen hoch konzentrierten Menschen, der ständig zwischen Modell und Leinwand hin und herschaut und mit leichtem, spitzem Pinsel Linien zeichnet. Sehr präzise sieht das aus, jeder Pinselstrich scheint genau dort platziert zu werden, wo der Maler ihn am Modell wahrgenommen hat. Manchmal hüpft die Hand unerwartet zu einem anderen Punkt der Leinwand, setzt auch dort eine kleine Linie, kehrt zurück, selten pausierend, immer genau, rhythmisch, kontrolliert. So baut sich aus dem anscheinend wirren Lineament behutsam und mit großer Präzision – – – eine menschliche Gestalt auf. Eine Brust, die atmet.
Ich brauche nicht zu betonen, dass ich seine Arbeit liebe, je geradezu anbete, seit ich sie vor sechzig Jahren zuerst sah. Unendlich fasziniert schaute ich auf eine Skulptur im Skulpturenpark von Gent – damals 17 Jahre alt und ohne die geringste Erfahrung mit moderner Kunst. Es gab dort auch andere Bildhauer, deren Arbeit ich erstmals erblickte und auf Anhieb liebte. Aber dieser hier, das war … ich wollte auf die Knie fallen vor seinem meisterlichen Werk.
Seither bin ich zu vielen Plätzen gepilgert, wo es Ausstellungen mit seinen Arbeiten zu sehen gab. Auch in der Beyerle-Stiftung bei Basel wurde eine eröffnet – am Folgetag. So streiften Ulli und ich rund ums Gebäude, um jedenfalls einen Blick durch die Fenster zu werfen.
Am nächsten Vormittag waren wir dann wieder da – die Ausstellung war eröffnet. Wenn du mehr darüber wissen willst, schau mal hier:
Die folgenden Fotos habe ich teils im Kunsthaus Zürich, teils in der Stiftung Beyerle aufgenommen. Spiegelungen und Lichtverhältnisse machten es schwierig, außerdem wollte ich keine Besucher im Bild haben. Bessere Fotos findest du in Alben oder im Internet. Aber diese hier sind halt meine und zeigen vielleicht ein wenig davon, wie ich die Werke betrachtet habe.
Deine Verehrung teile ich und in der Fondantion kommen seine Werke wunderbar zur Geltung.
Danke für Deine Fotos, Deine Sicht darauf.
Lieber Gruss an Dich, Karin
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die Sammlung in Zürich ist sogar noch besser zu sehen, weil sie wenig besucht wird. Besonders beeindruckend die sehr große Figur aus Gips, teilweise bemalt, die ich oben abbilde. Dort gibt es auch viele Arbeiten aus seiner Dada-Phase. (Die sind interessant, aber mir doch recht gleichgültig geblieben)
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Zürich kenne ich nicht als Stadt und somit auch nicht die Museen, es lag immer zu weit ab von unseren Reiserouten.
Giacomettis le nez hatte ich mal auf meinem Blog, finde es aber im Moment nicht, weil sie mich in Basel und in der Schirn hier in einer Gegenüberstellung von Bruce Naumann und ihm begeistert hat. Jean Clair hat u.a. einen schönen Text – bei Wagenbach erschienen – veröffentlicht.
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Die Nase firmiert als Leitbild zur Ausstellung Bacon-Giacometti. für mich sind aber nur seine späteren Figurenbilder wichtig, nicht die surrealen Sachen, von denen er sich selbst ja wohl ebenfalls getrennt hat.
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Ja, einer der ganz Großen, auch für mich. So minimalistisch und gerade deshalb so ergreifend. Liebe Grüße, Marie
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Giacometti ist immer eine Reise wert.
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In seinen Figuren liegt eine unglaubliche Ästhetik. Man möchte sie unbedingt berühren und das Material unter den Fingerspitzen fühlen. Sie haben eine ungeheure Anziehungskraft und ich verstehe Deine Begeisterung als junges Mädchen, die sich ja gehalten hat, gut.
Mir geht es ja nicht anders *lächel*.
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die meisten, die mich früher begeistert haben, lassen mich heute ziemlich kalt. Drum ist es für mich immer wieder erstaunlich, wie stark mich diese Bilder und Skulpturen immer noch anrühren.
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Das was uns in besonderer Weise berührte, erhält sich auch über die Jahre, es sei denn, wir verändern uns ganz und gar
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Es sieht so aus,dass ich mich ziemlich verändert habe. Das „Geistige in der Kunst“ ist das, was mir als Faszinosum geblieben ist.
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