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Am selben Tag an dem die, ausnahmsweise gute, Nachricht von Denzi Yücels Freilassung sich verbreitete, wurden Ahmet Altan und sechs weitere politisch Angeklagte, zu lebenslanger Haft verurteilt. In seinem Text aus dem Gefängnis zitiert er Elias Canetti um die vorsitzenden Richter in seinem Prozess zu charakterisieren.
„In Sicherheit. Mit sich im Reinen. Mächtig. Und dann hören sie das Flehen eines Menschen nicht und sind von vornherein entschlossen, sich taub zu stellen – kann man sich überhaupt gemeiner verhalten?“
Und dann schreibt Altan, wie ihm, während er mit den anderen Angeklagten auf die Verkündung des Urteils wartet, eine Stelle aus seinem Roman einfällt.
„Der Spalt zwischen dem Moment, in dem sich das Schicksal eines Menschen verändert, und dem Moment, in dem er das realisiert, schien ihm der unheimlichste, tragischte Aspekt des Lebens. Die Zukunft ist schon klar, aber der Mensch wartet noch auf eine ganz andere Zukunft mit anderen Erwartungen und…
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Yücels Freilassung … Die Freilassung finde ich natürlich richtig. Was mich schier verrückt macht, ist, dass sie unzweifelhaft erkauft wurde. Mit Waffenlieferungen und weiteren Zugeständnissen an diesen Despoten. Und was mich noch verrückter macht: Es wurden dabei zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wäre ja auch wirklich zu blöd, wenn unsere Waffenindustrie nicht genügend Abnehmer hätte. Zum k…..!
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ich nicke mit dem Kopf. Und weiß noch nicht, was noch alles verkauft wird, um diesen aufmüpfigen waffenstarrenden Partner bei Laune zu halten. Vielleicht wirft man der Türkei auch noch ein Stück Griechenland hin. Yücel war nur das As im Ärmel, ich weiß nicht von wem, und die Medien haben hübsch mitgespielt.
Es gibt, da kann kein Zweifel bestehen, momentan einen enormen Druck in der Region, einen Krieg mit dem Iran anzuzetteln – mit Syrien als Vorposten. Und in diesem großen Krieg werden sich alle „Guten“ (USA, Israel, Deutschland, Türkei, Frankreich, Englandetc pp) auf der einen Seite und alle „Bösen“ (Russland, evtl. China) auf der anderen Seite befinden. Ein neuer Weltkrieg. Griechenland und Zypern liegen schon deutlich in der Zerreißzone, die Türkei wird täglich aggressiver, findet den Vertrag von Lausanne (1923), mit dem das Osmanische Reich endete, überholungsbedürftig und träumt laut von einstiger Größe.
Mir tun, ehrlich gesagt, die jungen Türken momentan am meisten leid, die in dies grausame Spiel reingeschmissen und verschrottet werden.
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Ja, die standen schon mal vor Wien. Keine Ahnung, warum das immer total in Vergessenheit gerät. Vielleicht weil man dachte, dass seither viel Wasser den Bosporus runter und rauf geflossen ist. So wie viele ja auch denken, dass der Nationalsozialismus in Deutschland keine ernstliche Chance mehr hat. – „Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“ Und weit und breit ist kein Meister (im guten Sinne) in Sicht.
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Schmutzige Deals gehören zur Politik, wie die Luft zum Atmen. Es ist nur noch schauerlich, was da auf dieser Welt abläuft! Wenn ich die scheinheiligen Fratzen sehe, dann könnte ich K…….!
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Liebe Basi, mir gehts eigentlich gar nicht um die schmutzigen Details, sondern um die großen Linien und die Frage, was da auf uns zukommt. Und natürlich geht es mir darum, dass mehr Menschen verstehen, dass die Sicherheit des Alltags und das, was wir erwarten und erhoffen, vielleicht von anderen längst durchgestrichen wurde und wir es nur noch nicht wissen. Wir sind Schlafwandler ein Leben lang. Das ist es, was dieser türkische Schriftsteller, Ahmet Altan, denkt und was ihn zittern macht, als er auf das Urteil wartet: lebenslang. Ich will mal sehen, was ich von ihm im Netz finde.
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Kaum auszuhalten!
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Ein Weckruf.
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Danke fürs rebloggen, ich habe bei Mützenfalterin selbst kommentiert…
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Ich habe deinen dortigen Kommentar gelesen, er fasst noch einmal klar zusammen, worum es uns gehen kann.
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ja und danke!
Es geht ja nicht nur darum, worum es gehen k a n n, sondern für mich gehen m u s s. Ich schreibe absichtlich für mich, denn ich kann schlichtweg nicht erwarten und tue dies auch schon lange nicht mehr, dass alle mit ins Boot steigen. Ich wünsche mir allerdings wieder und wieder eine große Welle, mir ist Vieles zu seicht in dieser Welt geworden.
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Liebe Ulli, ich sage aus demselben Grunde wie du das MUSS, das KANN. Ein Nachdrenklicher oder Mitfühlender kann drauf kommen, kann reagieren, muss es aber natürlich nicht.
Dass du die große Welle ersehnst, wundert mich grad ein bisschen, denn soweit ich weiß, liebst du das stille Wasser und fürchtest dich vor der Gewalt des Meeres 😉
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Das ist so nicht ganz richtig, ich mag durchaus auch eine stürmische See, solange ich mich auf den Beinen halten kann und der Sturm nicht zum Orkan wird!
Die große Welle bedeutet hier für mich eine größere Bewegung von den sogenannten kleinen Leuten. Es wird zwar viel gekrittelt und gemosert (besondern in D auf ziemlich hohen Niveau und oft undifferenziert), aber zu wenig wirklich getan… na ja, die Bewegungen haben sich allerdings auch verändert, heute machen viele Menschen von sich aus Gutes und bemühen sich um ein freundliches und mitfühlendes Verhalten, ohne darum ein großes Geschrei zu veranstalten oder es schießen alternative Projekte europaweit und vielleicht auch weltweit aus dem Boden von denen man nur nicht so viel Hört. Da haben wir es wieder mit den guten und den schlechten Nachrichten und dass es immer wieder an uns selbst liegt wohin wir unsere Blicke wenden, ohne dabei Ungutes gut zu reden –
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Oh ja, ein paar griechische Inseln wären fein.
Da gibt es sowieso Begehrlichkeiten… 🙄
Ich schreibe schon lange gegen diesen
Wahnsinn an – aber keiner hört mich…
Erst sitzt Deniz ein Jahr ohne Anklage,
jetzt hat er eine Anklage und darf das
Land verlassen – absurd. Leider sitzen
weitere 150 Journalisten noch ein… 😦
( und tausende anderer Bürger )
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Es ist schrecklich, das alles zu lesen und zu wissen, daß an allen Orten Unrecht geschieht und nicht zu wissen, wie man verhindern kann. Beten ist Unsinn und Bitten entschieden besser, aber es ist unerheblich, denn unser Bitten wird nicht erhört.
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und doch ist es, meine ich, gut, sich dann und wann mit besonders betroffenen Menschen innerlich zu verbinden, ihnen dein Mitgefühl zu schicken, als sie unbemerkt in der Einsamkeit ihrer Zelle verkommen zu lassen. 23 Stunden am Tag allein. Da ist ein Klein Vögelein von Mitgefühl sicher willkommen.
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Auf jeden Fall, liebe Gerda. Aber wie sollen unsere Gedanken und Worte zu ihnen gelangen?
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Wie es hingelangt, braucht dich nicht zu kümmern. Konzentriere dich nur liebevoll auf die Situation dieses Menschen und fühle mit ihm, der Rest liegt nicht in deiner Hand. Aber es wird seine Zelle einen Moment lang erhellen, wie ein Sonnenstrahl, und wenn sein Herz dafür empfänglich ist, wird es ihm nützen.
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Das versuche ich immerzu!
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aber übertreib es nicht, liebe Bruni! Ab und zu reicht. Schließlich sitzt du ja nicht in einer Zelle. dein Schicksal ist ein anderes.
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*lächel*, da kommt schon der Alltag dazwischen, liebe Gerda
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