Angeregt durch unsere Unterhaltung im Anschluss an Ullis Rezension von Lusseyrans Buch „Das wiedergefundene Licht“ hier habe auch ich einen kleinen Ausflug ins nicht-focussierte Fotografieren gemacht. Ich habe das auch früher schon manchmal getan und fand es spannend zu sehen, wie die Welt sich mir darbietet, wenn ich mich ohne bewusstes Fokussieren durch sie bewege. Das ist eine Variante des Blind-Fotografierens. Denn ich sehe zwar, vermeide aber, mich auf das Gesehene einzulassen, es zu „erkennen“. Ich suche auch nicht nach schönen Objekten, interessanter Perspektive, ich enthalte mich, so gut ich es kann, jeder bewussten Entscheidung für oder gegen eine Aufnahme und bewege mich tappend wie blind.
Heute abend machte ich den Weg vom Wohnzimmer in die Küche zwei Mal, bei mäßigem Kunstlicht von zwei Seiten. Es gibt dort nichts Besonderes zu sehen. Beim ersten Durchgang waren dennoch sehr viele Gegenstände zu erkennen, beim zweiten Durchgang verschwanden sie mehr und mehr und schließlich blieben nur noch dunkelfarbige Flächen:












Chapeau, liebe Gerda, das sind grossartige Ergebnisse, besonders gefallen mir die Bilder ohne Erkennbares, nur Farbe, Licht und Form- bei den Wohnungsbilder fallen die ungewöhnlichen Perspektiven auf, so würde wahrscheinlich kaum jemand Sehendes ein Bild machen…
Nun haben wir bei mir schon so viel schwadroniert, dass ich es hierbei bewenden lasse, ich freue mich auf alle Fälle über den Faden heute Abend zwischen uns, mir ist, als wäre ich in einer Ausstellung gewesen und hätte danach bei einem Gläschen Wein mit dir geplaudert, und ja, Oliven gabs auch 😉
und jetzt aber wirklich ab ins Bett mit mir!
liebe Grüsse
Ulli
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so wird das Bloggen zum Schwätzchen mit Demo und Tiefsinn. Mir gefällts.
Was für Oliven waren es? schwarze oder grüne? geschrumpelte in Salz oder glatt-glänzende? Mit Stein oder mit Mandel? Kamen sie aus der Mani oder doch eher aus dem Gebiet von Amphissa bei Delphi? Hatte ich sie selbst eingelegt oder waren es geschenkte oder gekaufte? Und: schmeckten sie dir? Fragen über Fragen…. LG Gerda
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🙂 es waren die braunglänzenden mit Stein, die hier Kalamataoliven heissen, die mir so wunderbar munden, die meine Königinnen unter den Oliven geworden sind, aber nur, weil ich deine eingelegten nicht kenne 😉
ja, mir gefällt es auch!
herzliche Grüsse
Ulli
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gut, dass dir die Kalamata-Oliven am besten schmecken, denn meine sind auch solche. Allerdings wars diesmal mit der Ernte nicht weit her, also muss ich Oliven zukaufen.
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Ja, ich erinnere mich gut, als du darüber schriebst. Möge es in diesem Jahr wieder eine reiche Ernte geben!
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Ich habe eine zeitlang mit einer Lomo fotografiert und die Ergebnisse erinnern mich sehr daran. Sehr spannend und Abbildungen unter einem ganz anderen Fokus. Siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lomografie
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Danke, auch für den link! Mit einer Kamera wie der meines iphone muss man die ausgereiftere Technik überlisten….Bei den Lomo.Fotografien steht wohl eher die Bildqualität als der Bildaufbau im Zentrum des Interesses?
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Auch nicht unbedingt.
Eher das gänzlich unperfekte und die Fehler und Kanten des Lebens.
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Liebe Gerda, ja, diese „Lauf-Fotos“ sind mir symphatisch! Ich habe solche Fotos 2012 in Animationsfilmen zusammengestellt. Schau mal:
Rot: https://susannehaun.com/2012/05/28/rotes-hamburg-und-gelbes-berlin-animation-und-fotos-von-susanne-haun/
Gelb: https://susannehaun.com/2012/04/01/gelb-die-kunst-und-die-wirtschaft-animation-von-susanne-haun/
Vielleicht ist das auch etwas für dich und für Ulli?
Einen schönen Montag von Susanne
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Danke für die links, interessante Arbeit, Susanne! Ich habe bei Gelb einen Kommentar hinterlassen. Wünsche eine gute Woche! Gerda
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Interessantes Experiment 🙂 LG Alexander
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danke, Alexander, ja, ich finde es auch interessant, wenngleich den Fotos natürlich die bewusste Gestaltung fehlt. Es sind mehr Dokumente, durch die ich besser zu verstehen suche, wie ich mich durch die Welt bewege, wenn ich nichts Besonderes im Sinn habe und keine Motive suche.
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Es geht auch ohne Kamera – ohne Motiv, sich einfach die Farben denken… usw.
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Aber sicher, lieber Kormoran, alles geht. Giacometti fragte einst ziemlich verzweifelt: „Wozu macht er das alles? “ – „Er“, das war Picasso. 😉
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Liebe Gerda!
Gestern noch habe ich mir Deinen Beitrag ( und auch den ähnlichen von Ulli) angeschaut und gedacht: Tja, hat sie gut gemacht. Das Ganze bereite ihr offensichtlich Freude. Gelungen! Über die Fotos als Ergebnis habe ich nur schnell darüber geschaut. Die fand ich nicht bedeutsam.
Aber es hat mich beschäftigt. und heute ist mir dann klar geworden, dass es um „methodisches Vorgehen“ geht, mein aktuelles Lieblingsthema, die Frage nämlich, mit welchen Methoden wir uns einem Thema nähern und es realisieren können. Und es gibt so viele Wege.
Du und Ulli, Ihr habt da einen Weg gefunden, eine Methode entwickelt, die lustvoll ist, in der ihr Euch wiederfindet und die Ergebnisse im Experiment liefert, mit denen man weiterarbeiten kann. Das finde ich gut. Meine Künstlerfreundin Sigrid nennt das “ spiralförmiges Bohren“. Jetzt wäre der nächste Schritt interessant. Und dabei geht es um die fotografischen Ergebnisse. Jetzt interessieren Sie mich.
Alles Gute, liebe Grüße
Juergen
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Ich habe gestern auch an dich gedacht, lieber Jürgen, deine Huschhuschs zum Beispiel, aber da schwingt eh einiges von dir (und auch von Susanne) in mir weiter- als ich letztens die Texte „nichts, nichts weiter einstellte“ z.B., dann schwingt da auch immer euer Nullprojekt mit – manchmal sind es die Engel, die noch selten, aber double-bind hat doch auch viel Verwandtschaft mit Doppeltblind …
Methoden … da gehe ich nun auch mit dir – es wird Zeit, dass wir uns mal wieder in die Augen schauen, ich schreib gleich noch ne Mail!
herzlichst
Ulli
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Danke, Jürgen! So ähnlich wie du sehe ich es auch: Die Ergebnisse sind erst mal weniger wichtig. Wenn ich ästhetische Qualität verlangen würde, wäre ich schon mal abgehängt. Es ist bei mir weniger die Methode als solche, die mich interessiert (die auch), als der Erkenntnisgewinn. So schrieb ich oben kommentierend: „…Es sind mehr Dokumente, durch die ich besser zu verstehen suche, wie ich mich durch die Welt bewege..“, also wie der Wahrnehmungsprozess bei mir und vielleicht ja auch bei anderen abläuft. Und wie der sich mit dem Denkprozess verkoppelt. Heute machte ich eine neue Reihe, diesmal draußen im Stadtwld. Ich passte auf, wie mein Auge schweifte, wie es plötzlich „Dinge“ einkreiste, sich dran festmachte, wie ich sie blitzschnell ästhetisch beurteilte (schön etc), und das alles absichtslos. ich bemühte mich dann, dies „Mich-Verbinden mit dem Gegenstand“ aufzulösen und das Auge erneut möglichst weich schweifen zu lassen. All das verfolgte ich parallel mit dem Fotografieren. Ist ziemlich anstrengend, denn es verlangt von mir, meine eigenen Sehgewohnheiten zu beobachten und wieder flüssig zu machen, das jedenfalls ist das Ziel, momentan.
Im übrigen schließe ich mich Ullis Kommentar an: deine husch-husch-Bilder, das „Verschütten“, die wechselseitigen Überarbeitungen und Fortsetzungen mit Susanne (wobei ihr völlig verschiedene Sehgewohnheiten und Ausdrucksweisen miteinander verbindet), euer Dialog insgesamt sind auch für mich befruchtend.
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Das ist mehr als schwierig, denke ich: im kreativen Prozess agieren, also mittendrin sein und gleichzeitig zu sich selbst in beobachtende Distanz zu treten.
Ich bin auf die Ergebnisse wirklich gespannt. Gruß
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