Griechische Kunst am Sonntag: Georgios Jakobides

IMG_4005Kennt ihr euch mit dem bürgerlichen Realismus besser aus als ich? Gustav Freitag, Wilhelm Raabe, Theodor Storm, Friedrich Hebbel, Marie von Ebner-Eschenbach und Gottfried Keller fallen mir ein.

Wie fern mir diese Zeit ist! Ferner als die Renaissance, ferner als das Mittelalter und ferner sogar als das antike Griechenland. Nur Theodor Storm ist für mich eine Ausnahme, eine ganz persönliche, denn er war für mich, die Schleswig-Holsteinerin, ein „Heimatdichter“. Von den anderen habe ich vermutlich in der Schule das eine oder andere gelesen, aber geblieben ist nichts. O weh!

Und wie ist es mit der Malerei? Leider genauso. Hätte ich nicht die in Griechenland so populären Genremaler Nikiforos Lytras (1832-1904) und vor allem Georgios Iakovidis oder Jakobides (1853-1932) schätzen gelernt, wüsste ich kaum einen Namen aus dieser Kunstrichtung zu nennen. Sie wurde überstrahlt vom französischen Impressionismus, der die traditionelle Malweise sprengte. 

Es ist die Epoche, die mit der „bürgerlichen Revolution“ von 1848 (die schließlich keine war) begann, und mit der Gründung des deutschen Kaiserreichs endete.

Was aber hat mein heutiger Repräsentant der griechischen Malerei mit diesen Entwicklungen in Deutschland zu schaffen?

Das griechische Königshaus, das eigentlich ein bayrisches war, förderte Georgios Iakovidis, wie so manchen anderen begabten jungen Künstler, mit einem Stipendium. Und so fand er sich zum Studium der Malerei in München ein, reüssierte schon bald, nahm an den wichtigsten Ausstellungen seines Jahrhunderts teil, gründete in München eine Malschule für Frauen (Frauen durften nicht an der Akademie studieren) und wurde schließlich nach Athen zurückgerufen, um die erste Nationalpinakothek zu gründen und zu leiten.

IMG_4004 Die beiden Bilder, die ich selbst (leider schlecht) fotografiert habe, befinden sich in einer privaten Athener Sammlung, die nicht mehr zugänglich ist. Ich hatte das Glück, sie zu sehen. Und hoffe, ihr könnt das freudige Staunen fühlen, das mich vor diesen lebhaften Szenen erfüllte.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Antworten zu Griechische Kunst am Sonntag: Georgios Jakobides

  1. haluise schreibt:

    warum weint das kind oben so erbärmlich ? ich könnte mitheulen.
    das muntere LEBEN in der stube unten spiegelt sich in dazu passenden pastellene farben der kindlichen gemüts-reinheit und läd ein zum vergnügen.

    so erlebe ich diese bilder.
    LUISE

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  2. gkazakou schreibt:

    Meine Interpretation, Haluise: Elternliebe ist auch, das Kind zu schrubben. Die Frau auf dem Bild ist hart, weil das Leben hart zu ihr war. Nun härtet sie den Sohn ab, weil sie glaubt, das würde ihm helfen im Lebenskampf. Nicht jeder wurde auf Rosen gebettet. Du wohl auch nicht. Liebe Grüße Gerda

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