Die Geschichte von Tiu-Ti ist ein Selbstläufer geworden. Ich kann sie nicht mehr stoppen, und ich kann sie auch nicht beeinflussen.
Ihr erinnert euch an die ersten drei Episoden?
Erste Episode: Mama Tiu erzählt der kleinen Ziu-Zui von dem großen Weltenschöpfer TIUTUI und von der Entstehung der Welt aus dem Ei .
2. Episode: Besuch aus der Fremde. Mama Kua-Ack ist mit ihren vier Kindern aus einem Land, dessen Quellen zerstört wurden, geflohen und bittet um Aufnahme. Ziu-Zui ist etwas mulmig zumute, denn sie fürchtet, bei so vielen Essern bleibe nicht genug für sie selbst.

3. Episode. Erste Liebe. Ziu-Zui, die sich jetzt Tiu-Ti nennt, ist heftig in den exotischen Flüchtling O-Kuock verliebt. Sie lässt sich schwarze Flügel wachsen, denn sie möchte schlanker scheinen und fliegen lernen, um ihm zu gefallen. Er aber liebt nur sein Schwesterherz, die klitzekleine I-Kuick.

Und nun also die vierte Episode. Früher Tod und stilles Leid. Um Himmels willen, was ist hier geschehen?
Früh am Morgen war es, da hörte man ein Piff und ein Paff, und der schöne, der edle, der angebetete O-Kuock fiel aus dem Himmel herab. Wie freute sich der Jägersmann! Prächtige Federn hatte der Vogel, der Jäger riss ihm drei aus und steckte sie sich an den Hut. Die eine würde er seiner Geliebten schenken, die andere seiner Ehefrau. Die kleine Rote würde er behalten, um seinen Hut zu schmücken und seinen Kumpels zu zeigen, was für ein toller Jägersmann er ist.
Arme Tiu-Ti! Vor deine Füße ist der schöne, der edle, der angebetete O-Kuock gefallen. Deine schwarzen Flügel – nicht helfen sie dir nun, schlanker zu erscheinen und zu fliegen, sie sind dein Trauerkleid.
Ja, weine nur, klage! Mit dir klagt die Natur. Der Baum lässt seine Blätter fallen, das Schilf seufzt traurig wie ein verlassenes Kind. 
Die kleine I-Kuick flieht entsetzt. Ihr rechter Flügel ist rauchgeschwärzt. Weit weit weg will sie, dorthin, wo keine mörderischen Kugeln ihren Bruder töten.
Kleine I-Kuick! Wo ist dieses Land? Sag es mir, wenn du es findest, damit ich es den anderen Vögeln weitersage, und auch den Menschenkindern.

Was für eine tiefgreifende Geschichte, liebe Gerda, aber ichversuche die Hoffnung nicht aufzugeben! Ganz vielen Dank.:)
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danke Martina. Auch ich will hoffen. Gute Nacht dir!
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Tja. Ein Märchen ist es nicht. Sonst wäre es gut ausgegangen.
Noch nicht. Mit etwas Erfahrung, wie die Dinge so gehen, mag man entweder traurig den Kopf schütteln oder sich ein Quentchen Hoffnung bewahren. Ich entscheide mich für letzteres. Manchmal muss man sich wirklich bewusst dafür entscheiden…
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danke Sabine. Ich stimme dir zu, ohne Hoffnung kann man nicht leben. An den Gegebenheiten ändert die freilich nichts. Aber für Tiu-Ti gibt es eine Zukunft. und auch für I-Kuick. Also nicht den Kopf hängen lassen.
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Aber nein, mit hängendem Kopf sieht man ja nur noch den Asphalt….
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Deine Bilder sind wie immer wundervoll, liebe Gerda, aber heute kann ich kein Gefällt mir geben, ich liebe die Vögel doch so sehr…
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Vielen Dank, Madame Filigran, für deine lieben Worte. Auch ich liebe die Vögel sehr, und die Jäger liebe ich nicht. Aber beide sind auf der Welt. Fasanen wurden fast ausgerottet, da alle Damen eine Schwanzfeder an ihrem Hut wünschten. Diese Mode ist zum Glück verschwunden. Heute werden Fasanen gezüchtet und ausgesetzt, damit die Jäger was zum Schießen haben. – Und was die Kinder und die Krieger anbetrifft ….Liebe Grüße aus Athen. Gerda
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