Jahresende-Rundspaziergang mit Baustellen

Ein wenig Ritual ist jedem Menschen ein Bedürfnis. Da ich mir aus den allgemeinen Silvester-Baller- und Trinkvergnügen ebenso wenig mache wie aus dem weihnachtlichen o Tannebaum, habe ich meine eigenen kleinen Rituale ausgebildet. Eines davon ist der „letzte Spaziergang“ des Jahres, ein anderes „der erste Spaziergang des Jahres“. Der erste ist eine Art Inspektion und Bestandsaufnahme und geht bergauf, um einen Rundumblick zu gewinnen, der zweite wird morgen ans Meer gehen, um das Neue Jahr zu begrüßen.

Ich wanderte also am späten Vormittag unsere Straße bis zum Bergdorf Megali Mantinia (Groß-Mantinia) hinauf, nahm dort einem Höhenpfad über die Oliventerrassen, um auf einer anderen Straße hinunter nach Akrogiali („Glänzende Küste“) ans Meer und von dort auf der Küstenstraße zu unserem Dorf Paliohora (Altes Land) und auf einem steinigen steilen Pfad hinauf zu unserem Haus zu wandern. Das sind, wie mir der Schrittzähler verriet, 5,3 km und 9 „Treppen“.

Unterwegs hatte ich Gelegenheit, die Baustellen zu registieren. Für mich sind solche Baustellen ja eher traurige Anblicke, nicht aber für die Bauherren, die zwar auch Ärger genug haben, doch ebenso große Hoffnungen damit verbinden. Und so sind sie ein gutes Beispiel, über die Ambivalenz von Hoffnung zu meditieren. Wer hofft – und worauf?

Hier eine Bildersammlung von Baustellen, die ich gestern und heute fotografiert habe. Am 31.12.2026 kann ich, sofern ich hier und überhaupt lebe, den Stand der Dinge vergleichen.

So mancher Bauherr hat sich verkalkuliert. Tod, Krankheit, fehlende Finanzierung führen dazu, dass sie ihr Projekt halbfertig aufgeben.

Viele Häuser in den Dörfern haben „Ananmones“ (die Erwartenden) – das sind aus dem Zement herausragende Eisenstifte, die darauf warten, dass der nächste Stock draufgebaut wird. So, „in Erwartung“, bleiben die Bauten oft ein Leben lang, und was von Ferne durchaus hübsch aussieht, ist von Nahem oft ein architektonischer Alptraum, wie jeder Griechenlandreisende weiß.

Akrogiali

Am Rand der Küstenstraße fand ich ein paar blaue wilde Iris und die ersten roten Anemonen (nicht zu verwechseln mit den soeben erwähnten Anamones). Ein wenig kümmerlich sind sie freilich noch. Dass neue Jahr möge uns viele bunte Blumen bringen, um unser Herz zu erfreuen!

3. Januar 2020

5. März 2017

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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7 Responses to Jahresende-Rundspaziergang mit Baustellen

  1. Avatar von ruhlerhof ruhlerhof sagt:

    Solche ewigen Baustellen, aber Renovierungsruinen gibt es ja überall.

    Bei und in der Ortschaft gibt es ein Grundstück mit Haus, welches seit meinen Zuzug im März 2003 keinerlei Nutzung mehr gigbt und das Grundstück dem entsprechend aussieht.

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  2. Avatar von Christiane Christiane sagt:

    Wie immer bewundere ich deine Ausblicke – mit und ohne Oliven. Wunderschön.
    Komm gut ins neue Jahr!
    Abendgrüße 🥳🥂🎉

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  3. Avatar von steinegarten steinegarten sagt:

    Solche Rituale sind schön 🙂 Bei euch sieht es aber eher nach einem Frühlingsspaziergang aus und nicht nach Winter … Hier wird leider schon kräftig geböllert .. komme gut ins neue Jahr und zu deinem Meerspaziergang 🙂

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  4. Avatar von ele21 ele21 sagt:

    hab einen leichten Schritt ins 2026✨✨🍀Lieben Gruß!

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  5. Es sind so gute rituale, liebe gerda, und ich geniesse sie mit

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  6. Dein letztes Bild finde ich am allerschönsten. Es ist der blick

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  7. Den Weg hinab…❤️💚🌸

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