Reiner hat ein „Mitmachding“ initiiert. Es geht darum, jeden Tag einen Text zu einem Wort zu posten, das sich auf der Holsteiner Treppe in Wuppertal, verteilt auf 9 Absätze befindet. Es reizt mich, da mitzumachen, allerdings eher nicht mit eigenen Textproduktionen, sondern mit literarischen Assoziationen und Gedichten anderer. Ich bin gespannt, welche Texte, Gedichte, Geschichten jedes dieser Wörter in meiner Erinnerung aufleuchten lässt. All diese Erinnerungen an Gelesenes und im Gedächtnis Aufgehobenes sollen mir einen nachklingenden Teppich weben, den ich über die Stufen lege, um noch einmal hinaufzusteigen.
Kribbeln? na klar, das ist der Ton von Theodor Fontane. Er schrieb dieses famose Endzeitgedicht 1889, als das vorletzte Jahrhundert sich langsam zum Sterben hinlegte und die Menschen sich Sorgen machten, dass es nach dem Jahr 1900 nicht weitergehen würde. Keine Sorge! Es ist bisher immer weitergegangen, so Fontane: Nach jeder Katastrophe rappelt sich das Leben wieder auf und kribbelt und wibbelt weiter. Das finde ich eine recht tröstliche Einstellung, die jeder Endzeitstimmung den Garaus macht.

Ritter und Tod, Kugelschreiber-Kopie von Dürers „Ritter, Tod und Teufel“, digital bearbeitet
Theodor Fontane (1819-1898)
Es kribbelt und wibbelt weiter
Die Flut steigt bis an den Arrarat
Und es hilft keine Rettungsleiter,
Da bringt die Taube Zweig und Blatt –
Und es kribbelt und und wibbelt weiter.
Es sicheln und mähen von Ost nach West
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.
Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,
Es brennen Millionen Scheiter,
Märtyrer hier und Hexen da,
Doch es kribbelt und wibbelt weiter.
So banne dein Ich in dich zurück
Und ergib dich und sei heiter;
Was liegt an dir und deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.

Der Blumennarr und Dürers „Ritter, Tod und Teufel“ – Legebild-Collage
Die Tarotkarte des Narren symbolisiert den kribbelnden Neubeginn. Er marschiert nach rechts, Richtung Zukunft. Ritter-Tod-und-Teufel reiten nach links und werden in der Vergangenheit verschwinden…. bis sie erneut am rechten Bildrand auftauchen und uns entgegenreiten….
Deine bearbeitete Zeichnung oben ist ja wirklich ein ausdrucksvolles Kunstwerk.
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Es ist beruhigend und doch zugleich,
den kribbelt und wibbelt es weiter
so fühle ich mit dem Leben mit
und ja, im Grund bin ich heiter.
Doch leider kribbelts auch mich
und kleines Leben, das krabbelt.
Sag an, juckt es jetzt auch dich?
Wenn Floh oder Laus auf dir zappelt!
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Mir juckt dauernd etwas, und das wird auch nicht aufhören, solange ich unter den Lebenden bin…
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Leider kan ich am Läppi kein gefälltmirSternchen setzen…
Es kribbelt und wibbelt
Diese Zeile hat es mir angetan und ich vermute, sie wird mich ein Stückchen begleiten, Gerda…
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ist ja auch zu schön! So tröstlich! Das Leben ist unverwüstlich
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Beim einen oder anderen ist es unverwüstlicher 🙂
Fühle ich mich krank, ist es mit meiner Unverwüstlichkeit schnell vorbei …
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Wir als Individuen sind ja nicht unverwüstlich, wohl aber das Leben in allen seinen Formen.Ich hoffe, es geht dir inzwischen besser.
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