Reiner hat ein „Mitmachding“ initiiert. Es geht darum, jeden Tag einen Text zu einem Wort zu posten, das sich auf der Holsteiner Treppe in Wuppertal, verteilt auf 9 Absätze befindet. Es reizt mich, da mitzumachen, allerdings eher nicht mit eigenen Textproduktionen, sondern mit literarischen Assoziationen und Gedichten anderer. Ich bin gespannt, welche Texte, Gedichte, Geschichten jedes dieser Wörter in meiner Erinnerung aufleuchten lässt. All diese Erinnerungen an Gelesenes und im Gedächtnis Aufgehobenes sollen mir einen nachklingenden Teppich weben, den ich über die Stufen lege, um noch einmal hinaufzusteigen.
Bei „Achtung“ fiel mir als erstes das gedoppelte „Achtung! Achtung!“ ein, gefolgt von „hier spricht die Polizei“, das mir als Kind immer ein wenig schaurig in den Ohren klang. Neuerdings aber wird uns auch das andere aus Wehrmachtszeiten bestbekannte „Achtung! Augen rechts! Gewehr über!“ wieder vorexerziert, und zwar an Orten, wo ich es nicht zu hören wünschte. Ich hörte das menschliche Bellen bei der Parade der in Litauen installierten deutschen Brigade und mich schauderte.
Und mir fiel ein Text ein („Jetzt trommeln sie wieder!“), den ich 2015 (hier) vorahnend schrieb und der heute für das Wort „Achtung“ stehen mag. Achtung! Aufgepasst! Lasst euch nicht ein weiteres mal wie die dressierten Affen in einen Krieg mit den Nachbarn schicken! Achtung vor den Toten! Achtung vor den Gefühlen und Erinnerungen der damals überfallenen Völker! Achtung! Fürchtet euch!

Sie kommen von ihren Höhen herab und trommeln, und wer ihre Trommeln hört, kann nicht anders: Er muss tanzen. Sag JA, rufen die Trommeln, sag NEIN, sag JA, sag NEIN! – Der Rhythmus der Trommeln, er geht dir ins Blut. Tanz!
Wer sind sie, die Trommler? Wer kommt da herab aus den Höhen und trommelt? Hast du ihnen ins Gesicht gesehen? Hast du sie nach ihrer Herkunft gefragt? Ach was! Tanz! Sag JA!, Sag NEIN! Sag JA! Sag NEIN! Tanz! Tanz in ihrem Rhythmus, tanz!
Doch was ist das? Was geschieht da, mit ihnen, mit uns?
Ein Wind geht durch die flüchtigen Gestalten, der Wind der Geschichte!

Das sind die Trommler, die uns zum Tanz riefen? fragen erschrocken die Tänzer. Doch es ist schon zu spät. Zu spät.

Oh grauenvoll, aber eine Warnung, die Du weitergeben „mußt“, in „höherem Auftrag“, wie es mir scheint.
Achten wir lieber nicht der Trommeler. Achten wir lieber auf unsere Empfindung. 🙏👁️✨♥️🌈🔔
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Beachtlich, was wir beachten sollen, beachten müssen. Ach, was will man uns vorgeben, was wir achten müssen, was verächtlich sei? WIe wäre es, wir drehten das Schild um, es ist immer noch ein Achtungsschild, aber steht jetzt auf dem Kopf. Nein, tatsächlich stand es auf der Spitze, steht jetzt auf der Basis, das sieht doch gleich viel natürlicher aus.
Und jetzt malen wir drauf. Ein Männchen, ein Zügchen, ein kleines Gefälle. Gefällt es? Ja, so steil, so viele Prozent, das wollt ihr doch! Wirkschaftsmächtig mit immer mehr Waffen schreien Mordaffen (das Wort ist nicht meine Erfindung, so nannte ein Entdecker den Australopithecus, da er annahm, er habe raubtierartig gelebt – was sich im Wesentlichen als irrig herausstellte, das blieb dann doch seinen Nachfahren vorbehalten).
Und die Trommel, die Trommel schreitet uns voran – ach, ich dachte wirklich, das hätte man langsam mal hinter sich gelassen, aber nein, es lockt die Buben hervor wie eh und je, sie trommeln mit, krakeelen, und jetzt auch die hellen Stimmen, die Mädchen klatschen, finden das toll… Wie sagt es Muttern immer? „Nicht so doll, nicht so doll, bis einer weint!“
Na, kaum liegt das Haus in Schutt und Asche und alle sind tot, schon weinen sie. Aber haben wir es nicht gesagt, hm? Muß es immer erst passieren?
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Ich mag ihn gr nicht, diesen uniformierten gleichförmigen Einheitsschritt.
Ich mag die Paraden nicht und die Töne der Trommel, die zum Kampfe ruft.
Ich bin Pazifistin aus ganzem Herzen und von ganzer Seele, Gerda!
Mögen Worte es richten was überall in der Welt im Argen liegt!
Möge es Frieden geben und all das Kriegsgeschrei schamhaft im Boden versinken.
Es sind schon wieder viel zu viele Menschen gestorben, ermordet von Waffen und hasserfüllten Menschen.
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Ich stimme dir von ganzem Herzen zu, Bruni, und ich glaube, die meisten Menschen fühlen so. Aber warum lassen wir es geschehen? Es sieht ja o aus, als wollten sie unbedingt einen großen Krieg anzetteln. Wo ist unser geballtes NEIN? Wir flüstern es vor uns hin, aber schreien wir? Befehlen wir es denen, die uns dienen sollen: lasst die Finger vom Krieg? Nein, das Verhältnis zwischen Staatsdienern und Souverän steht auf dem Kopf! Sie tun, was sie wollen, und wir lassen es zu.
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Das laute Schreien gegen den Krieg kam uns abhanden.
Aber ich hoffe von ganzem Herzen, daß wir einem Krieg ausweichen können, Gerda
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Hoffen tu ich auch, aber Hoffen ist leider nicht genug.
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Ich weiss … 😢
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