Im Jahre 1909 veröffentlichte der 1876 in Alexandria (Ägypten) geborene Italiener Filippo Tommaso Marinetti in Paris sein Manifesto del Futurismo, das als eine Formulierung des frühen, noch nicht zur Macht gekommenen Faschismus Mussolinis und als künstlerisches Ur-Dokument des deutschen „Nationalsozialismus“ angesehen werden kann.
Der gemeinsame Nenner sämtlicher teils sehr gegensätzlicher antibürgerlicher bzw Anti-Establishment-Bewegungen des Fin de Siecle war die Verherrlichung der Gewalt als wahrer Bewegerin der Geschichte. Ob „Klassenkampf“ oder „Mein Kampf“, ob Krieg oder elan vital (Bergson) oder Übermensch (Nietzsche) – die Zertrümmerung des verachteten Vorfindlichen mit den Mitteln der Gewalt war das Credo einer Avantgarde, die sich zugleich als die neue Jugend verstand, die gegen das Alte rebellierte und ihren Platz in der Weltgeschichte forderte. Ein schwacher Widerschein dieser Zeit lebte in den 68ern wieder auf (siehe „Störfall“ auf der 29, Stufe: Auslöser/Anlass), als man heftig über den Unterschied zwischen „Gewalt gegen Sachen“ und „Gewalt gegen Menschen“ diskutierte, anarchistische Gewalttaten verherrlichte und aus der sich der heutige unverhüllte Militarismus der „Grünen“ gemausert hat. Widersprüche? O ja! Abgründig ist die menschliche Seele.
Das Futuristische Manifest begann mit folgenden elf Thesen (zitiert nach Wikipedia):
- Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit.
- Mut, Kühnheit und Ausdehnung werden die Wesenselemente unserer Dichtung sein.
- Bis heute hat die Literatur die gedankenschwere Unbeweglichkeit, die Ekstase und den Schlaf gepriesen. Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag.
- Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen … ist schöner als die Nike von Samothrake.
- Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer eigenen Bahn dahinjagt.
- …
- Schönheit gibt es nur noch im Kampf. Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein. …
- Wir stehen auf dem äußersten Vorgebirge der Jahrhunderte! … Zeit und Raum sind gestern gestorben. Wir leben bereits im Absoluten, denn wir haben schon die ewige, allgegenwärtige Geschwindigkeit erschaffen.
- Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt, den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.
- Wir wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und gegen jede Feigheit kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht (…)
- Wir werden die großen Menschenmengen besingen, welche die Arbeit, das Vergnügen oder der Aufruhr erregt; besingen werden wir die vielfarbige, vielstimmige Flut der Revolution in den modernen Hauptstädten; besingen werden wir die nächtliche, vibrierende Glut der Arsenale und Werften, die von grellen elektrischen Monden erleuchtet werden; …. (Auslassungen und Hervorhebungen von mir)
Die hohen Erwartungen, die sowohl Kommunisten als auch Faschisten mit dem technischen Fortschritt verbanden, gipfeln in der sehr aktuell klingenden Forderung nach der „Fusion der Instinkte mit dem, was die Maschine uns geben kann“, um fähig zu werden, „die offenbare Feindschaft, die unser menschliches Fleisch vom Metall der Maschinen“ trennt, zu überwinden. (Manifesto tecnico della letteratura futurista, zitiert nach Wikipedia)
Heute ist man einen großen Schritt auf diesem Weg weitergegangen: nicht nur mit dem Metall, sondern auch mit dem Denken der Maschine möchte der Mensch fusionieren. In gewisser Weise hat Marinetti auch dies vorausgesehen und begrüßt:
Der Futurismus gründet sich auf die vollständige Erneuerung der menschlichen Sensibilität als Folge der großen Entdeckungen […] Diejenigen, welche heutzutage Dinge benutzen wie Telephon, Grammophon, Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad, Ozeandampfer, Luftschiff, Flugzeug, Kinematograph und große Tageszeitungen, denken nicht daran, daß diese verschiedenen Kommunikations-, Verkehrs- und Informationsformen auch entscheidenden Einfluß auf ihre Psyche ausüben. ( hier )

„Mach kaputt, was dich kaputt macht!“
und
> Baue auf, was dir Standfestigkeit verleiht < [PachT]
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danke, ja!
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Das wäre besser, ist aber mühsamer.
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Ich habe gerade die Nike vor ein paar Tagen besucht. Ich muss sage, sie ist die Schönste im ganzen Land.
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für die Nike würde ich auch jeden Sportwagen stehenlassen. 😑
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Dein großes Kunstwerk macht Eindruck.
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Danke dir, Gisela!
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Dem gebühre der Sieg, der ihn ohne Waffen erreicht!
Frieden erreichen und erhalten ohne Waffengewalt ist das einzige, was auf Dauer zählt.
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