Als „Lustbarkeit“ möchte ich die Wiederherstellung eigener Bilder nicht bezeichnen. Ich komme nur langsam damit voran. Das Wort „Wiederherstellung“ ist nicht ganz wörtlich zu nehmen, denn sowie ich ein früheres Bild unter die Finger bekomme, verändere ich es auch. Allerdings bemühe ich mich zum jetzigen Zeitpunkt, wo ich die Schäden an vielen vom Ruß betroffenen Bildern beheben will, möglichst nah an der Originalfassung zu bleiben.
Heute arbeitete ich an einergroßen Leinwand mit Pigmenten, aufgeklebten Papieren, Klebestreifen und Kohle: ich reinigte helle Partien mit einem Gummi, klebte Papiere fest, verstärkte Kohlelinien und fügte etliche hinzu, um dem Bild mehr Struktur zu geben. „Das langsame Sterben eines Kaiki“ – des traditionellen griechischen Fischkutters – nannte ich es. Um die Überfischung aufzuhalten, wurden die griechischen Fischer von der EU mit Einmalzahlungen gelockt, ihre Boote stillzulegen. Seither sind diese schönen hölzernen Boote rar geworden, und viele zerfallen irgendwo an der Küste.
Ein anderes Bild derselben Serie, aber auf Papier und kleiner (Größe A1) restaurierte ich vor ein paar Tagen:
Es ist inspiriert durch die zahllosen Häuser älterer Bauart, die in Athen und auch in Kalamata verfallen. Die Besitzer können sich die aufwendige Restaurierung nicht leisten und warten darauf, dass sie die Erlaubnis zum Abriss und Neubau bekommen.
Etliche Bilder dieser Serie habe ich für die Ausstellung im Atelier ausgesucht. Sie sind natürlich nicht frühlingshaft und kaum dekorativ. Aber ich möchte diesmal nicht nur zeigen, was „gefällt“, sondern was mir wichtig ist.


Warum sollten die Bilder nicht gefallen? Ich finde sie beeindruckend
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Danke, Leela. Kann schon sein, dass sie gefallen, aber sie entsprechen nicht dem anerkannten „Schönen“, das man sich übers Sofa hängt. Sie sind auch gebrechlich und nicht pflegeleicht.
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Bilder mit (Zeit-)Geschichte. Insofern ist auch der Titel wichtig bzw. deine Erklärungen dazu.
Beide Bilder gefallen mir sehr gut, und deine Hinweise verleihen ihnen zusätzliche Bedeutungstiefe.
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Herzlichen Dank, Beate. Bilder sollen natürlich von selbst wirken und nicht erst durch die Erklärungen dazu. Andererseits fragt sich vielleicht so mancher, warum ich diese Art zu „malen“ entwickelt habe, wo alles brüchig und dem Verfall preisgegeben erscheint. Mir ist es wichtig, dass verstanden wird, dass eine künstlerische Technik nicht willkürlich gewählt wird. Als zB die Collagen aufkamen, war das keine Marotte. sondern entsprach dem Empfinden der Künstler angesichts der damaligen Weltzustände . Meine „Schnipselbilder“ waren eine direkte Reaktion auf die Wirtschaftskrise. Genauso geben diese Bilder aus Papieren und Klebebändern mein Gefühl gegenüber der Welt wieder, ganz unabhängig vom Motiv. Auf dem Foto kann man das nicht so gut wahrnehmen.
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