Tagebuch der Lustbarkeiten: Kälte und Licht.

Windig war es und eisig kalt, aber die Mandelbäume stehen in voller Blüte. Ich sah es, als ich heute in Maroussi (nördlicher Vorort von Athen) meine Runden drehte.

Das Licht wechselte ständig, je nach Wolkenstand. Als erstes schaute ich nach den „schwebenden Booten“ von Theodora Horafa, die bei meinem letzten Besuch im November über einem trockenen Becken schwebten (hier). Jetzt können sie sich wieder spiegeln.

Auch die Wand der Ummauerung spiegelte sich – in einer großen Pfütze. 

Pfützen haben für mich etwas Magisches, denn wann bekomme ich hier eine zu sehen? Und so stand ich und staunte über die Wellenmuster, die der Wind hineinblies…

ging auch um diePfütze herum, um von einer anderen Seite aus zu fotografieren. Sieht idyllisch aus, nicht wahr? Und ist doch nur eine gewöhnliche Pfütze.

Mein nächster Halt war schon die „Dexameni“, ein leeres Wasserreservoir. Die Wände sind mit stets wechselnden Spraybildern besprüht. Ich stieg hinunter, um sie mir von Nahem anzusehen. Sie sind sehr verschieden, technisch und im Ausdruck, wenngleich allen ein  gewisser Trotz, eine Art Rebellion anzufühlen ist.

 

Als ich auf dem Rückweg meiner Runde an einer Schule vorbeikam, fotografierte ich auch die dortigen Wandbilder. Die sind so, wie Pädagogen möchten, dass die Kinder sind und fühlen: Fröhliche Ballspieler, Naturschützer und Friedensfreunde. Sie folgen einem Stereotyp. Dynamischer und origineller sind die Spraybilder der Jugendlichen allemal.

Zwischen diesen beiden Stationen liegt der Spaziergang durch den Stadtwald, der mir, so licht und leer im kalten Wind, schöner als sonst erschien.

In den Mandelbäumen flatterten und zwitscherten Vögel. Ich lehnte mich an einen der alten Stämme und wartete. Würden sie sich mir zeigen? Nein. Nur ein Spinnchen, das ganz bewegungslos an der rauen Rinde hing, ließ sich fotografieren. Von ihr ging ein Faden abwärts. Ich fasste ihn zwischen den Fingern, um seine Spannkraft zu prüfen und vielleicht die Spinne in Bewegung zu setzen. Die aber blieb regungslos. Können Spinnen bei Kälte eigentlich laufen?

Der Rückweg führte mich an meinem früheren Atelier, das jetzt ein Büro für Installationstechnik ist, und an besagter Schule vorbei, in der sich, wenns ans Wählen geht, mein Wahllokal befindet. Damit hat es hier aber noch eine gute Weile.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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4 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: Kälte und Licht.

  1. Avatar von Chrinolo Chrinolo sagt:

    So viele schöne Impressionen, die du auf dem Weg eingefangen hast. Da hätte ich dich gerne begleitet. Danke für die wundervollen Fotos. Es ist immer wieder schön, dir zu folgen.

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  2. Soooo viele Eindrücke, liebe Gerda!
    Und daß sich die Boote wieder im Wasser spiegeln gefällt mir sehr!

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