Dies ist ein Text zu Puzzleblumes Drabble-Einladung. Die zu bedienenden Wörter sind Konservendose + beginnen + verschachtelt. Das kursiv gesetzte Zitat stammt aus Clemens Meyer, Die Projektoren. Das Buch nimmt mich mit. In jeder Hinsicht. Ich kann kaum anderes denken. Also habe ich das Drabble um eine Szene und ein Zitat aus dem Kapitel „Nacht im Bioskop“ und eine aktuelle Nachricht gebaut (Demonstrationen in Serbien wegen des Einsturzes des Bahnhofsvordaches in Novi Sad). Die Szene mit den Konservendosen stehen sinnbildlich für kindliche Unschuld in einer Welt des Grauens. Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, was ich meine. Die anderen bitte ich um Vergebung für das Unverständliche des Textes.
Bei den Illustrationen handelt es sich um digital bearbeitete Gemälde von mir.
Nacht im Bioskop
Ich weiß nicht, wo beginnen. Da ist ein Wort, Konservendose, es springt mich an, löst sich aus der kunstvoll verschachtelten Erzählung, nimmt ein Eigenleben an. Novi Sad, Januar 1942. Draußen treiben die Toten unter dem Eis. Eine blonde Frau auf dem Bahnhofsvorplatz, eben dort, wo im Dezember 2024 das Vordach zusammenbricht und fünfzehn Menschen unter sich begräbt. Aber die Mädchen in jenem fernen Winter haben es doch gut? Was tun sie? „Sie spannten dünne Fäden, bohrten Löcher in leere Konservendosen, verbanden so die Linien ihrer Gespräche. ‘Kinder, was macht ihr?’ – ‘Wir telefonieren, weil der Vater seit Tagen nichts mehr sagt’.“


Auch wenn ich das Buch nicht kenne, geht mir der Text unter die Haut. Das Grauen wohnt zwischen den Zeilen.
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Danke. Hast du heute Nachrichten gesehen? Riesen-Demos wegen des Einsturzes des Bahnhofsvordachs in Novi Sad (also an dem Ort der Geschichte), das drei Monate zurückliegt. Der MP Serbiens trat zurück.
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Ja, hab ich drüber gelesen.
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Deine Bilder bedrücken, aber sie sind irre gut, wohingegen die Nachrichten, die ich nur am Rande mitgekriegt habe, weil ich meinen ärztlichen Kontrolltermin hatte, sehr bedrückend sind. Wo kann man denn noch hinsehen (ich möchte aber hinsehen), an welchem Ort ist kein Ach und kein Weh?
Wobei das kleine Wörtchen ach viel zu schwach ist, um zu beschreiben, was alles passiert und auch in der Vergangenheit geschah, Gerda…
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Klagen bringt ja nichts, liebe Bruni. Fürs Hinsehen bin ich aber unbedingt. Sowohl in die Vergangenheit als auch in Gegenwart und Zukunft. Danke für Bilderlob!
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Das stimmt leider…
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