Konkrete Kunst ist – im Gegensatz zu dem, was einem zuerst bei dem Wort einfällt – hoch abstrakt. Oder genauer: nicht einmal abstrakt ist die konkrete Kunst!
„Sie ist im eigentlichen Sinne nicht abstrakt, da sie nichts in der materiellen Realität Vorhandenes abstrahiert, sondern im Gegenteil Geistiges materialisiert, keine symbolische Bedeutung besitzt und mehr oder weniger rein durch geometrische Konstruktion erzeugt ist,“ informiert uns Wikipedia.
Wenn du Substantielles zum Thema erfahren willst, schau bei Lars Hausschild und seinem Blog arte concreta vorbei. Bei mir bekommst du nur Irreführendes zu sehen. Denn die Bilder, die folgen, sind nicht, wie es die „konkreten“ Künstler gern hätten, „vor ihrer Materialisierung zunächst im Kopf“ entstanden. „Im Extremfall werden deren Entstehungsprinzipien so stringent im Kopf vorformuliert, dass sie sich fast wie mathematische Formeln darstellen ließen“. Meine Bilder sind ohne wesentliche Beteiligung des Kopfes und ohne mathematische Formeln entstanden.
Ich machte ein Päuschen in einem Cafe am Meeresstrand. Und sah mich um. Das war alles.
Mein Kleid, die Planken, die Schirmständer, der Horizont … all das brachte Winkel, Kreise, Geraden in mein Blickfeld. Um zur „konkreten Kunst“ zu werden, brauchte ich nur einen geeigneten Ausschnitt zu wählen, zB die Planken, und als wohlkalkulierte Störung der Monotonie ein paar Kiesel einzubeziehen.
Oder ist das schon zu viel? Muss ich mich um größere Enthaltsamkeit bemühen? Wie wärs hiermit?
Ein Merkmal der „konkreten Kunst“ ist ihre Neigung, Serielles herzustellen. Zum Beispiel Quer-Linien, die zu Längs-Linien mutieren, und umgekehrt. Da begreift der wissensdurstige Betrachter auch, was es mit längst und quer auf sich hat.
In der Natur, so hört man oft, gebe es keine Geraden. Außer dem Horizont … der freilich bei genauerem Nachdenken auch keine Gerade, sondern eine Kreislinie ist. Eine sehr große Kreislinie, so groß, dass sie den Erdball umspannt. Die kleine Kreislinie des Wassers in meinem Wasserglas brachte ich, in die Sonne blinzelnd, mit der großen Kreislinie des Meereshorizonts zur Deckung. Und drückte auf den Auslöser des Handys. Ha! geklappt!



Mag ich alle, deine Bilder. Und denke oder seufze ich, ach ja all diese Konzepte …
Herzlich beschwingt Sonntagabendgrüße an dich, liebe Gerda, immer noch aus dem kleinen Ort an der Elbe, Ulli
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Ich weiß nicht recht, worauf Du abzielst, liebe Gerda.
Konkrete Kunst schätzt Du ja auch (wie sollte es anders sein).
Die Definition, was Konkrete Kunst ist, was zu ihr gehören darf/kann, ist m.E. schwer zu fassen. So wie es vermutlich auch mit anderen Kunstgattungen mehr oder weniger ist.
In Frankfurt gibt es wunderbare konkrete Kunst im Stadtbild, es gibt sogar ein Verzeichnis aller öffentlichen Plastiken dort im Web. Ich kenne nur einen Teil davon, allen voran das von Max Bill an der Hanauer Strasse.
Konkrete Kunst ist nichts Hingeworfenes, eher etwa Konzipiertes, sehr durchdachtes. Ein Werk muß sehr stimmig sein, so wie bei einer Zeichnung, in der jeder Strich sitzt und genau am rechten Fleck ist. Das nicht heisst, daß es verschiedene Varianten eines „Themas“ geben kann. Im Tun merkt man ja die mögliche Vielfalt schon. Und baut weiter an der „Symphonie“.
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Und ich dachte immer, konkrete Kunst ist Betonkunst, von englisch concrete = Beton 😉
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Dann wäre Picasso auch ein konkreter Künstler. Besitze ein Buch „Picasso in concrete“.
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Hat der etwa auch in Beton gemacht? Wäre mir neu.
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Ich habe ein bisschen recherchiert und fand „Seit nunmehr 20 Jahren bereichert das Museo Picasso Málaga die Kulturszene der andalusischen Stadt, in der Picasso 1881 geboren wurde. Die Auswahl der ab Mai gezeigten Museumsschau zeugt von der Vielfalt der Materialien des Bildhauers: Holz, Bronze, Eisen, Zement, Stahl, Gips – alles wurde vom Jahrhundertkünstler einbezogen.“ (NZZ, 15.2.2023). Beton wird nicht erwähnt, wohl aber Zement und Eisen, was dem Begriff „concret“ im Baugewerbe entspräche. Ich las dann noch nach „Was ist konkret“ – recht interessante Geschichte des Beton (https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://sadatbeton.com/was-ist-konkret/%3Flang%3Dde&ved=2ahUKEwiTt_DM8_yIAxVxhe4BHSb0EugQFnoECBIQAQ&usg=AOvVaw0DMKhLRh-lQoc4CZkyaQWo)
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Ja, bei so herrlichem Wetter beschäftigt man sich gerne mit der Kunst, liebe Gerda.
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Nun, nicht sehr ernsthaft, natürlich, das mache ich lieber im Atelier.
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Dein Foto mit dem Wasserglas zeigt ganz deutlich, wie sehr sich die Oberflächenlinien von Meer und Inhalt des Glases ähneln. Prima getroffen und vermutlich nichts verschüttet 🙂
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nö, nix vergossen.
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*schmunzel*
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Das Kunstwerk am Meer bestand ja offensichtlich darin, daß es inmitten einer ganz friedlich ausgewogenen Natur
ein ungewöhnlich auffällig-buntes Kleid befand.
. Ich rätsele immer noch daran herum, wie ich mir dies Kleid erklären soll.
Gibt es da unten zwei Füße unter dem Stoff?
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