Tagebuch der Lustbarkeiten: Besuch in der Brandzone – 6 Jahre danach.

Im Sommer 2018 hatte ein fürchterliches Feuer in Ost-Attika 103 Todesopfer gefordert. Tausende Häuser verbrannten. Meine Schwägerin und ihre Familie kamen davon, ihr Haus war nur angesengt, aber der Pinienwald rundum war tot. Ich berichtete darüber (hier)

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und wie der Sohn der Familie, der Künstler Vasilis Botoulas, mit der Katastrophe umging (hier). Heute machten wir dort mal wieder einen Besuch. Mit Geschenken von Freunden und selbst hinzugekauften Pflänzchen ist schon vieles neu begrünt. Da dort oft sehr starke Winde wehen, müssen die Bäumchen gut verankert werden, damit sie standhalten. Und so ist eine kleine grüne Oase rund um das frisch geweißte, hübsche Häuschen entstanden.

Es wäre übertrieben zu sagen, dass die Gegend geheilt ist. Nein, das ist sie ganz und gar nicht. Schuld daran ist nicht die Natur, die sich nach Kräften bemüht, die Wunden zu schließen, sondern wieder einmal der Mensch. Denn das ganze Vorgebirge des Pendelikon ist Spekulationsgebiet. Die Hässlichkeit der ohne Stadtplan auf die Hänge gestellten mehrstöckigen Häuser wurde durch den Brand brutal aufgedeckt. Und leider ist die Bautätigkeit auch seither nicht zur Ruhe gekommen. Nur wenige Flächen blieben verschont und sind mit blühender Macchia bedeckt.

So schön ist die Macchia von Nahem gesehen.

Aber nun. Die Menschen bauen, wie sie wollen und können,…

und man darf dankbar sein, wenn sie ein paar Bäume und Blumen in ihre Vorgärten pflanzen, um das Auge zu trösten.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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15 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Besuch in der Brandzone – 6 Jahre danach.

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Da hast Du sicher manches geheilt. Es wirkt sehr lebendig.

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  2. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, ich erinnere mich noch git an diese Katastrophe und wie knapp sie an euren Freunden und Freundinnen vorbei gegangen ist. Schön zu sehen, wie sie nun wieder begrünen.
    Die Bauwut scheint ja nicht nur dort um sich zu greifen, du hast ähnliches ja vor ein paar Tagen von Manroussi geschrieben. Einerseits die verwaisenden Dörfer, andererseits die Bausünden in der Nähe der Zentren. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Traurig macht das Seelenlose, das ja auch in D in Form von ‚Gärten des Grauens‘ grassiert,die mittlerweile zumindest in Baden-Württemberg verboten wurden.
    Schade, dass es Verbote braucht, dass die Menschen sich immer mehr von der Natur entfernen.
    Nachdenkliche Abendgrüße, Ulli

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    • gkazakou schreibt:

      ja, Ulli, das planlose Bauen, die Zersiedelung rund um die städtischen Zentren ist ein Dauerproblem. Leider gilt dasselbe für die touristisch attraktiven Inseln. Scheußlich.

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      • Ulli schreibt:

        Gibt es denn in Griechenland keine Baugenehmigungsverfahren?

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      • gkazakou schreibt:

        O doch, die gibt es. An Gesetzen herrscht überhaupt kein Mangel. Aber erstens werden sie ständig übertreten, und ist etwas erstmal gebaut, wird es nicht mehr abgerissen, sondern irgendwann legalisiert. und zweitens sind die Gesetze so, dass die Zersiedlung geradezu vorprogrammiert ist. Immer wieder gibt es Vorstöße, die ganzen illegalen Bauten in Wäldern und am Meer abzureißen – geschehen ist es fast nie.

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    • gkazakou schreibt:

      Die Menschen sind zwiespältig. Einerseits suchen sie die Natur – sie bauen ihre Häuser auf Berge, in Wälder, ans Meer: toll! Nur ist die Natur dann futsch. Oder sie fahren naturbegeistert mit ihren Motorrädern Pisten in Wälder und auf Berge, tauchen in die Meerestiefen, gleiten mit Drachen über die Schluchten, erklettern Steilwände… , schießen auch ein paar tolle Bilder – herrlich. Doch um das zu tun, braucht es entsprechende Infrastruktur. Nur dort, wo sich die Menschen von der Natur entfernen, kann sie sich erholen. Das ist leider so. Ich wollte wie du, die Menschen würden sich mehr als Unterstützer und Pfleger der Natur sehen. Solche Menschen gibt es zwar auch….

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  3. Reiner Wende schreibt:

    Tolle Bilder, wer hätte das gedacht

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  4. anneeulia schreibt:

    Griechenland und bauen ist echt interessant.
    Aber Griechen ohne Eigentum ist auch selten kann ich mich erinnern.
    Och ich hätte schon Lust noch mal nach Korfu der grünen Insel meiner Kindheit zu fahren.🩷

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    • gkazakou schreibt:

      Früher hatte so ziemlich jeder grieche Wohneigentum. Inzwischen sind die Griechen ohne Hausbesitz mehr geworden, viele wohnen jetzt zur Miete. Und die wird imemr teurer, wegen der vielen Wohnungen, die an Touristen gehen. Das lohnt sich eben mehr für die Eigentümer. Korfu ist eine schöne Insel, aber in großen Teilen auch baulich versaut.

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      • anneeulia schreibt:

        Mein Schwager hat Glück, Er hat Eigentum, und ein Boot und da auch eine Hütte.
        Ich vermute das ER seine Wohnung vermietet.
        Hat ER in der Zeit vor meiner Schwester auch schon so gemacht.
        Er erbte die Wohnung mit 15 als seine Mutter starb.
        Mitten in der wunderschönen Altstadt von Corfu – Stadt.
        Die Gassen und die Altstadt sind so unheimlich hübsch ich hab es als Kind geliebt.

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  5. Die Natur bemüht sich und die Menschen machen ihre Mühe zunichte…
    Wie schrecklich schade ist das doch, liebe Gerda

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