Seit vielen Jahren schreibe ich Tagebuch. Gestern räumte ich ein Fach meines Arbeitszimemrs leer, in dem sich handgeschriebenen Tagebücher stapeln. Ich weiß nicht, was ich damit tun soll. Noch mal lesen? Oder gleich entsorgen?
Ich machte ein Tagebuch auf und sah, dass es ein Geschenk einer Freundin war. Hallo Ingrid! Und der Berichtszeitraum ist 1.10.2001-30.11.2002.
Ich schrieb damals per Hand, trotz der mühsamen Handschrift (umgeschulte Linkshänderin). Jeden Morgen, bevor ich irgendetwas anderes tat, schrieb ich drei Seiten. Das hatte ich einer Anleitung in irgendeinem Lebensberaterbuch entnommen. Manchmal schäumen die Worte, manchmal tröpfeln sie, mal fließen sie sanft und ruhig, dann wieder mit Stromschnellen. Ich las und der Rhythmus nahm mich mit.
Viele der Menschen, von denen die Rede ist, sind nicht mehr am Leben oder sie sind sonstwie aus meinem Leben verschwunden. Einige sind noch da. Und viele, mit denen ich heute Umgang habe, sind noch gar nicht aufgetaucht. Denn damals lebten wir ständig in Maroussi, das Haus in der Mani war noch nicht gebaut.
Was die Gedanken, Fragen, Klagen anbetrifft, so sind sie sich ziemlich ähnlich geblieben über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren. Nur weniges habe ich endgültig ad acta legen können. An ihre Stelle sind seither sehr viel mehr neue Fragen und Klagen getreten. Es ist wie mit der Hydra, der man einen Kopf abhaut, nur um zu sehen, dass sieben Köpfe nachwachsen.
Daneben habe ich auch über viele Ereignisse berichtet, die noch von Interesse sein könnten. Vielleicht mache ich eine neue Rubrik: Aus alten Tagebüchern und rette so das eine und andere über die Zeit. Wegwerfen werde ich sie jedenfalls vorerst nicht.
eine Möglichkeit gibt es hier: https://tagebucharchiv.de/
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danke für den Hinweis, Sonja. Aber nee.
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Ich habe auch seit jeher Tagebuch geführt.
Zur zeit wieder schriftlich, nicht wie vorher in WORD.
Ich denke, daß mein Tagebuchschreiben vor 50 jahren begann.
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ich schreibe jetzt bei Word, eigentlich schade. Immerhin halte ich so das tägliche Selbstgespräch in Gang. Ich brauche das einfach.
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Hatte mir sogar früher, vor mehr als 30 Jahren, ein Aufnahmegerät besorgt, auf dem ich wichtige Gedanken sofort aufnehmen konnte. Aber das erwies sich auch als unzweckmässig.
Einerseits sind Geschehnisse im Umfeld wichtig, aber andererseits natürlich auch Befindlichkeiten und Ideen.
Alles zusammen geht nicht oder nur sehr sehr bruchstückhaft. Vom Weltgeschehen wollen wir garnicht reden. Das würde Bände füllen.
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Ähnliche Überlegungen stelle ich auch angesichts meiner Tagebücher an, die bis in die frühen 60er Jahre zurückreichen. Ich lese fortan daran und wähle die Bänder nach dem Zufallsprinzip aus. Schön ist dabei immer wieder zu entdecken, dass es Unterschiede zwischen der Erinnerung an bestimmte Ereignisse und ihre Dokumentation im TB gibt. Ich sage „schön“, vielleicht hätte mich die Feststellung vor einigen Jahren noch entsetzt.
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So werde ich es wohl auch halten. Wegwerfen geht noch nicht.
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Liebe Gerda,
irgendwann (?) 😉 kommt die Zeit, Regelungen für den künstlerischen Nachlass zu treffen …
zB könntest Du Deine Werke und Schriften einem passenden Archiv per Vermächtnis zukommen lassen …
ich habe das leider nicht geschafft … immer nur phasenweise habe ich was aufgeschrieben … und ich lese meine Aufzeichnungen immer noch gern … weil sie meiner Erinnerung aufhelfen … und mich zudem sehr oft in Erstaunen versetzen …
Vielleicht willst Du ja auch noch .. autobiographisch … schriftstellern??
Alles Liebe, Hiltrud
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Vielleicht,liebe Hiltrud, falls ich hundert werde ☺️
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Früher hatte ich den Ehrgeiz, meine Einträge sofort nochmal zu lesen, denn ich hatte den Verdacht, daß ein älterer Gerhard sie missverstehen würde. Also habe ich meine Gedanken editiert (ohne den Sinn zu verraten), um so eine grössere Chance beim späteren Lesen zu haben.
Da ich aber nicht wissen konnte, durch was ein späterer Gerhard so alles mittlerweile gegangen ist, ein recht schwieriges Unterfangen.
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Unglaublich viele solch schöner „Tagebücher“sammeln sich bei mir, allerdings über nicht alltägliche Gedanken.
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ach ja. auch ich habe noch etliche tagebücher hier, auch noch aus kindheit und jugend, und überlege seit einiger zeit hin und her, behalten oder wegtun? bisher konnte ich mich noch nicht dazu durchringen. schöner beitrag, liebe gerda. 🙂
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Dank dir, Diana. Ich habe mich entschlossen, dies und das ans Licht der Gegenwart zu heben (neuer Eintrag, Pollock, Kunst 1) und frage mich, ob nicht auch andere Tagebuchschreiber Lust dazu hätten. Es wäre ein Versuch nachzuzeichnen, wie sich unsere Vorstellungen bilden, verändern, verfallen , unter neuer Maske weiterleben….
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Ich habe auch noch Dutzende davon, das eine oder andere mal herauszupicken finde ich eine gute Idee!
Der Idee der drei Morgenseiten kam ich ebenfalls lange nach, manchmal schreibe ich sie noch, aber nicht mehr so regelmäßig, war ne tolle Erfahrung. Julia Cameron – Der Weg des Künstlers hat die Idee aufgebracht.
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genau, Ulli. Das Buch habe ich in einer Zeit mit schlimmen Blockaden in die Hand bekommen und fand es sehr nützlich.
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Ging mir genauso, ich behapte, dass diese Übungen mir meinen Weg frei gemacht haben 🤗 Es war 2007 und damals steckte ich ziemlich fest.
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🙂
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Ich schreibe auf dem Handy mit einer App inzwischen,
aber deine Frage trieb mich such schon um.
Da meine Tagebücher zum größten Teil mit Füller geschrieben sind, sind Sie zum zeil nicht mehr lesbar.
Ich glaub ich archiviere meine per Computer irgendwann mal.
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Wenn du meinst, dass sie erhaltenswert auch für andere sind, wäre das eine Lösung.
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Naja, vielleicht interessiert es ja mal meine Nichte oder meinen Neffen was ihre jüngste Tante so tat.
Oder ich schreibe im Alter doch noch mal eine Autobiographie.🤣😉
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Bitte nicht entsorgen! Ich finde handschriftliches so wertvoll! Und deine sind es sicher wert, weißt Du, dass es ein deutsches Tagebucharchiv gibt? Dort werden die handschriftlichen Seiten eingescannt, und aufbewahrt. Menschen, die an etwas forschen, bekommen dort Einblick, so wäre es zum Beispiel, wenn jemand eine Arbeit darüber schreibt, wie es empfunden wird, im Ausland zu leben. Für Künstler müsste es doch auch besondere Archive geben? Ja, das Netz behält alles, aber…es ist ja nicht Alles für Alle.
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Danke dir! Aber der Gedanke, meine persönlichen AUfzeuchnungen würden in einem Archiv landen, gefällt mir gar nicht. Da schreibe ich dann lieber einen neuen Text darüber, wie ich das Leben im Ausland empfinde etc.
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Man könnte ja verfügen, dass es erst zwanzig Jahre nach dem Tod gelesen werden darf…So wie Hilma af Klint es mit ihrer Kunst machte…plötzlich war sie die große Entdeckung, nun während ihr Neffe lange Mühe hatte, die Riesenbilder unterzubringen…; )
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Danke für deine Ermutigung…
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Regelmäßig Tagebuch habe ich nie geführt, aber immer wieder in von mir so genannte Kritzelbüchlein meine Gedanken zu Gedichten oder kleine Texte, Erinnerungen, auch Fragmente hineingeschrieben.
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Kritzelbuch ist ein schönes, anregendes Wort.
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*lach*, ich kritzele tatsächlich so unleserlich hinein, daß ich mich anschließend oft ärgere, weil ich manches selbst nicht mehr lesen kann, Gerda 🙂
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Der Weg des Künstlers 😉 Morgenseiten schreiben tut immer gut und ja, die Themen bleiben, manche verwandeln sich, manches wird noch intensiver, mitlerweile sind es bei mir häufig Naturjournal Seiten geworden oder ich schreibe mir einfach auf, was ich mir merken möchte, Zitate, Bibelsprüche etc. und ganz oft haben mir alte Worte von mir wieder etwas aufgezeigt.
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Herzlichen Dank, liebe Christine. Ich hatte diese Morgenseiten schon ganz vergessen. Dabei haben sie mir damals wirklich geholfen, sowie auch die Collagen, die „Künstlertreffs“ und viele andere Anregungen des Buches. Manches ist mir so zur Gewohnheit geworden, dass ich vergessen hatte, wo und wann ich damit begann. ZB das regelmäßige Schreiben, oder einmal in der Woche irgendwo hinzufahren oder zu gehen, wo ich nie war, allein. Und wenn ich Angst kriege, diese zu überwinden. Ein Naturjournal wollte ich auch mal beginnen, dazu hat es bei mir noch nicht gereicht.
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Das stimmt. Gedanken, Klagen, Fragen bleiben manchmal ein Leben lang oder kommen immer wieder. Manchmal findet man die Antwort später eher zufällig, nachdem man lange vergeblich gesucht hat. Manchmal nimmt man die Frage wohl mit ins Grab.
Der Vergleich mit den Schlangenköpfen ist genau, aber genauso wie die unerwarteten Schlangenköpfe, kommen manchmal auch unerwartete Blumensträuße entgegen. Manchmal passieren auch positive Erfahrungen, die man gar nicht erwartet hätte.
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Danke dir! Ja, es gibt auch die positiven Überraschungen, und manchmal sind sie sogar die Folge von unangenehmen Ereignissen, wo man sie nicht erwartete.
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Genau formuliert, wenn man einen Schlangenkopf los ist, kommen viele andere unerwartete.
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Ich schreibe oft Ideen oder Gedanken und Vermutungen auf, und viele Jahre oder Jahrzehnte später stelle ich fest, dass irgendein Schriftsteller oder Professor oder anderer schlauer Mensch genau das Gleiche gesagt hat, manchmal vor Hunderten von Jahren, manchmal zeitnah. Geht es dir auch so?
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Alles wurde schon gedacht und gesagt, hört man immer wieder. Aber was nützt es, wenn man es nicht selbst denkt?
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