Vielen herzlichen Dank für eure Kommentare! Ich finde sie so wesentlich, dass ich sie hier noch mal gesammelt den geneigten Lesern und Leserinnen meines Blogs zur Lektüre empfehlen möchte. Vielleicht möchte die eine oder der andere noch etwas ergänzen oder anmerken. Mich würde vor allem interessieren, wie du die Wirklichkeit in Deutschland auf dem „Transparenz-Barometer“ (*) einschätzt.
Gibt es im politischen und gesellschaftlichen Bereich genügend Transparenz (1 sehr intransparent – 10 sehr transparent)? Welche Bereiche sind besonders intransparent? Nehmen Korruption, Vetternwirtschaft, undurchsichtige Verfahren im staatlichen Handeln zu (ja-nein-weiß nicht)? Meinst du, dass es aktuell Gefahren für das Privatleben der Menschen gibt, von oben kontrolliert und „durchsichtig“ gemacht zu werden? Wo hapert es, wo ist es gerade richtig, wo schon zu viel der „Transparenz“? Gerne auch Beispiele mit eigenen Erfahrungen, die deine Ansicht verdeutlichen.
Ich würde mich freuen, wenn am Ende eine Art Stimmungsbild zustande kommt. Natürlich kann ich auch meine Eindrücke aus Griechenland mitteilen, doch wäre das sehr einseitig, da ich ja keine anderen griechischen Stimmen herbeizitieren könnte.
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(*) Transparency international, 1993 vom ehemalige Weltbank-Direktor Peter Eigen gegründet, hat sich auf Korruptionsbekämpfung weltweit spezialisiert. Die deutsche Abteilung ist als Verein organisiert. TI erarbeitet jährlich Rangreihen der „subjektiv wahrgenommenen“ Korruption. Deutschland hält da gegenwärtig mit dem 9. Platz weltweit eine gute Position. Objektive, also tatsächlich vorhandene Korruption ist damit nicht erfasst, sondern nur die Stimmung der Bevölkerung.
Transparenz ist per se in vielen Fällen nicht möglich.
Aus meinem Spezialgebiet Schach weiß ich das. Ich fragte einst Nationalspieler Dr. Fahnenschmitt um seine Einschätzung eines Zugs. Er machte eine fahrige Bewegung, die mich im Nachhinein ärgerte. Allerdings weiß ich heute, dass einem Novizen das schwer bis unmöglich zu erklären war, denn dazu hätte es die Erfahrung eines Spielers wie er es war, gebraucht, um zu verstehen. Vieles ist also schwer zu vermitteln.
Transparenz hinsichtlich von Entscheidungen und Handlungen, die unmittelbaren Einfluss auf das Schicksal und das Leben sehr vieler anderer Menschen haben, halte ich für unabdingbar.
Mehr Bereitschaft, persönliche Gefühle und Bedürfnisse, die jeweils hinter dem eigenen Verhalten stehen; den dieses Verhalten Betreffenden auch mitzuteilen; – für ein besseres Verständnis untereinander -; halte ich ebenfalls für wichtig.
Transparenz aber, die dadurch hergestellt wird, dass einige bestimmen, dass sehr viele andere für sie „transparent“ werden sollen; während sie für sich selber jede Transparenz verweigern; führt in eine Dystopie.
Transparenz wäre ideal, wenn alle sich an die gleichen Werte halten würde. Das heißt, wenn die eigene Transparenz nicht als Schwachstelle oder als Vorteil für einen anderen benutzt werden.
Wenn Transparenz bedeutet, sich die Zeit und Muße zu nehmen, um in Verbindung zu kommen, sich andere Standpunkte anzuhören, ohne zu werten, dann finde ich es sinnvoll und wünschenswert. Das Problem der Transparenz wird die Wertung der Mitmenschen sein, vermute ich. Und davon kann ich mich nicht freisprechen. Wie oft bewerte ich etwas unterbewusst, anstatt dass ich es beobachte, nachhake, versuche zu verstehen?
Ein verzwicktes Thema, liebe Gerda.
Komm gut ins Wochenende und danke für deinen Denkanstoß! Liebe Grüße, Eva
Der gläserne Mensch ist eine grausliche Vorstellung. Daten, Berechenbarkeit, Funktion versus Lebendigkeit. Transparenz wünschenswert? Ja und Nein. Eine Pauschalantwort gibt es nicht. Transparenz trägt sowohl Nutzen- , als auch Schadenspotential in sich. Es kommt auf die Perspektive und den Kontext an, ganz besonders auf die zu Grunde liegende Motivation, die Absicht, den Zweck.
Mit der Transparenz hast du ein großes Thema eröffnet. Natürlich wünsche ich mir Transparenz in der Politik, in der Wirtschaft, dass nachvollziehbare Schritte sichtbar sind oder werden.
Meine Geheimnisse aber bleiben meine Geheimnisse und ich entscheide, wem ich sie mitteile oder ob überhaupt. Ich weiß auch, dass manches, was mensch so gerne verbergen möchte, umso sichtbarer wird.
Durch die Digitalisierung schreitet der Porzess des transparenten Menschen fort und das ist mir ehrlich gesagt unheimlich.
Ich denke so ähnlich wie Ulli. Ich persönlich möchte kein durchsichtiger / transparenter Mensch sein. Es ist schön, sich einhüllen zu können, nicht in Geheimnisse, aber in der Sicherheit meiner Kleidung. Mensch ohne jegliche Hülle ist auf Dauer sehr eintönig.
Viele Jahre war ich mit meinen Eltern in FKK-Geländen unterwegs und nahm wie selbstverständlich auch meine Freunde mit.
Mit der Zeit wurde es sehr langweilig, ständig alle diese unbekleideten Menschen zu sehen. Da war kein *Geheimnis* mehr, Erotik? Fehlanzeige.
Durchsichtig bedeutet auch, die Gedanken der Menschen zu lesen und meine Gedanken sind mir kostbar. Die brauche ich dringend, um mein Ich zu wahren.