Triptychon mit Kata-Strophen (Myriades Impulswerkstatt, Bild 1)

Liebe Myriade! Ursprünglich sollte dies mein zweiter Eintrag zur Reihe „Bilder bewerten und ausrangieren“ werden. In meinem gestrigen Eintrag zeigte ich zwei Bilder.

Diejenigen, die ein Urteil abgaben, plädierten dafür, No 2 zu behalten, und das freute mich, denn das Bild mag ich wirklich, selbst wenn es in seiner Art noch nicht vollkommen ist. Bei No 1 schwankte ich. Nun aber riet Petra Pawlofsky mir dazu, beide zu behalten und womöglich durch ein Drittes zu ergänzen. Sie schrieb:

„Ich würde sie beide behalten!!!! Sie passen auch wunderbar in Farbe und ihren Kontrasten zusammen. Du könntest sie zusammen aufhängen oder gar ein Triptychon daraus machen, etc, etc Kommt Zeit, kommt Rat. Zum Wegwerfen zu schade. Lieber neue Ideen damit verwirklichen oder dexperimentieren? LG Petra“

Ein Triptychon? Das hieße, dass ich noch ein drittes Bild finden müsste, das die beiden ergänzt.

Also ziehe ich ein weiteres Bild derselben Größenordnung (120×60) aus dem Stapel, betrachte es, überlege: Passt es zu den beiden anderen, so dass sich ein Triptychon ergibt? 

Als Triptychon sähen die drei dann so aus:

Da sie gleichformatig sind,  könnten sie auch in jeder anderen Reihenfolge stehen, zB so:

Wie ich sie so herumschiebe, fällt mir dein Bild 1 der Impulswerkstatt ein, das eigentlich drei Bilder in eins ist.

Ein farblich und strukturell eindrucksvolles Bild, doch irgendetwas stört mich. Es ist die Art, wie sich die drei zueinander verhalten. Die drei sind nicht gleich – wie zB die drei Gesichter der Hekate (hier) -, andererseits zu ähnlich, um einen Kontrast zu bilden. Sie ergänzen sich auch nicht, sondern wirken wie eine Reihung: 1 + 1 + 1, die keine Summe (3) werden will.  Vielleicht könnte jedes, wenn sie nicht so nah beieinander stünden, seine eigene Geschichte erzählen. Aber so gelingt es ihnen nicht. Vielleicht könnten sie sich in einen Kreis stellen und sich unterhalten. Vieles könnten sie, aber sie tun es nicht. Sie stehen einfach nur nebeneinander. Und das macht mich ruhelos.

In herkömmlichen Triptychen übernimmt ein zentrales Bild die Haupterzählung, und die Bilder rechts und links flankieren, interpretieren, ergänzen es. Darin ist eine versteckte Hierarchie enthalten: Im Zentrum steht die wichtige Person, die anderen dienen ihr. Nehmen wir  die jetzige deutsche Regierungskoalition, dieAmpel, als Beispiel: eine Partei hat die Führung inne, die beiden anderen dürfen mitgestalten. So ist es nicht? Mag sein, aber so war es gedacht, und wenn es nicht so ist, so bleibt das Ergebnis unbefriedigend. Genau das empfinde ich bei deinem Bild: Es hat keine hierarchische Logik. Die drei sind zugleich verschieden, ähnlich und gleichrangig. Was ist der Grund für ihre dreifache Erscheinung? Ist es das magische „Du musst es dreimal sagen“ der Märchen?

Wenn ich nun die drei Bilder meiner heutigen Auswahl betrachte, so kann ich sagen: sie sind ziemlich verschieden. Eine Hierarchie erkenne ich nicht. Sie sind womöglich nichts als ein Sammelsurium von drei Bildern, die nichts miteinander verbindet als das Format und dass ich alle drei gemalt habe.

Meine Lösung: Ich werde sie aufeinander beziehen, indem ich eine gemeinsame Geschichte für sie erfinde. Etwa die folgende:

Bild 1

Sie träumte oft von einem Seegrundstück

davor ein Strand

mit reinem Sand

und einem Boot!

Sie war sich sicher, dass das höchste Glück

sich gleich einfände

wenn sie dort stände

im Abendrot.

 

Bild 2

Bald strömten die Touristenmassen an die Küste

es wurde laut

und viel gebaut

o ja, das passt!

 

Und Stätten gab es bald für jegliche Gelüste

was euch gefällt

ihr braucht nur Geld

das ihr verprasst.

 

Bild 3

Die Sonn erbleicht und sinkt, das Licht vergeht

aufspringt der Sturm

die Gischt ein Turm

aus Blau und Gold

Am Morgen ist der weiße Sand verweht

die Bucht ist leer

ist nur noch Meer

das seufzt und grollt.

Die Alabastervase wollte ich nicht in meinen Kata-Strophen unterbringen. Sie wäre vermutlich zerbrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Responses to Triptychon mit Kata-Strophen (Myriades Impulswerkstatt, Bild 1)

  1. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Jetzt bin ich gespannt, ob mein Kommentar angekommen ist.

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  2. ich würde das bild mit dem boot lieber alleine stehen lassen.

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  3. Wieso nur ein Boot, doch bitte eine Yacht!
    Warum nicht daran gedacht?!
    Ist der Boot-Wunsch erfüllt,
    man seine Faust knüllt
    Was nützt der schönste Strand
    ohne passendes Gewand?!

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